31.10.2023

Mitternacht ist vorüber



Wir haben ein seltenes Privileg. Wir leben in besonderen Zeiten. Nun, wer tut dies nicht, möge man meinen. An den aktuellen Kapitalmärkten ist es aber durchaus angebracht diesen Terminus „besonders“ zu strapazieren. Wir, “unterstützt“ durch die Medien, haben es geschafft, an Börsen und Wirtschaftsräumen aus so ziemlich aus jeder Fliege den größtmöglichen Elefanten zu machen und mit pauschalen Behandlungsmethoden uns selbst in den Opferstatus hinein zu kurieren. Mutige Ansage möge man meinen, aber die Erklärung ist schon da:

  1. Die Interpolation der Angst. Seit SARS-CoV-2 und etlichen Lockdowns, verbunden mit neuen Definitionen von Arbeit, haben wir eine Erhöhung unserer persönlichen Sensibilität erfahren. Wir hören mehr in uns hinein, sehen uns in einem neuen Zusammenhang mit unserer Arbeitswelt, wollen daher mehr genießen und das früher als zuvor, sind dadurch vielleicht weniger belastbar oder erfahren die bisherigen Umgebungseinflüsse schneller als Belastung als davor. Das wirkt sich auch an den Börsen aus. Die Investitionszeiträume wurden kürzer. Die Investments pauschaler und immer mehr in Richtung ETF oder Index getrieben. Die Einzelinvestments beschränkten sich wenn dann auf die großen Werte und dies auch deswegen, weil genau diese ja durch die Index-Investments mehr und mehr ins Zentrum rückten. Mit dem Ukraine-Krieg kam die nächste Bedrohung an die Haustüre und die Inflation schritt durch sie hindurch und nahm am Esstisch Platz. Der Wunsch, dies alles rasch zu überwinden wurde zudem auch nicht erfüllt. Geduld ist ein endliches Gut. Die Ableitung all dessen wurde somit das pauschale Investment. 
  2. Das pauschale Investieren. Mit Konsequenzen die wir gerade spüren. Weniger nachdenken, einfach tun. Wenn Small Caps nicht gut laufen, dann eben Large Caps kaufen. Bewertungen sind nun einmal so wie sie sind, sie als Gelegenheit zu erkennen, ist in Zeiten wie diesen offensichtlich ein Fehler, weil jeder der das die letzte Zeit getan hat, hat nun Buchverluste. Also ETF kaufen, Einzelwerte verkaufen. Und wenn man glaubt, dass die Notenbanken endlich die Rezession erzeugt haben, die die Inflation killen soll, dann gleich alles verkaufen, weil Rezession ist immer schlecht. Historisch betrachtet zum an den Kopf greifen, gerade in Erkenntnis, dass die uns gerade jetzt „drohenden“ Rezessionsszenarien in USA „knapp über Null“ und in der EU „knapp unter Null“ lauten. Diese haben mit vergleichbaren Rezessionen der Vergangenheit nichts am Hut. Sind im besten Fall „Rezessiönchen“, aber ein Blick auf die Aktienmärkte belehrt uns „eines Besseren“. Reihenweise historische Tiefstkurse. Abwärtskursspiralen profitabler Unternehmen. Dividendenrenditen auf Höchstniveaus und das bei Unternehmen, die ihre Dividenden auch bezahlen. 

Soll sein, kann man sagen. Dann aber bitte nicht beide Augen schließen. Zumindest eines offen lassen. Es könnte ja auch einmal etwas Gutes passieren. Oder das Schlechte vorübergehen und man hat es nicht bemerkt. 

In der letzten Woche haben drei renommierte Institute ihre Aussagen zur wirtschaftlichen Situation gemacht. Das deutsche IFO Institut hat bestätigt, jetzt eine milde Rezession in Deutschland zu sehen, gleichzeitig aber eine Erholung im Oktober kommentiert. Es hat vielmehr die aktuelle Situation mit „Stillstand“ und weniger mit „Rezession“ charakterisiert. Ein Aufruf an die Politik, das Stafetten-Holz aufzunehmen und sich um die Pflege dieses Aufbruchsstimmungs-Pflänzchens zu kümmern. Die Statistik Austria hat ähnliche Töne eingeschlagen. Industrie wäre rezessiv, erholt sich aber bereits, einzig die Bauwirtschaft hat noch länger mit Strukturproblemen und Inflation zu kämpfen. Und last but not least hat uns Dr. Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, die Kerze ins Fenster gestellt indem er festgestellt hat, dass die rezessiven Tendenzen mittlerweile ins Positive drehen. Der Boden scheint überwunden worden zu sein.



31.10.2023

Mitternacht ist vorüber



Wir haben ein seltenes Privileg. Wir leben in besonderen Zeiten. Nun, wer tut dies nicht, möge man meinen. An den aktuellen Kapitalmärkten ist es aber durchaus angebracht diesen Terminus „besonders“ zu strapazieren. Wir, “unterstützt“ durch die Medien, haben es geschafft, an Börsen und Wirtschaftsräumen aus so ziemlich aus jeder Fliege den größtmöglichen Elefanten zu machen und mit pauschalen Behandlungsmethoden uns selbst in den Opferstatus hinein zu kurieren. Mutige Ansage möge man meinen, aber die Erklärung ist schon da:

  1. Die Interpolation der Angst. Seit SARS-CoV-2 und etlichen Lockdowns, verbunden mit neuen Definitionen von Arbeit, haben wir eine Erhöhung unserer persönlichen Sensibilität erfahren. Wir hören mehr in uns hinein, sehen uns in einem neuen Zusammenhang mit unserer Arbeitswelt, wollen daher mehr genießen und das früher als zuvor, sind dadurch vielleicht weniger belastbar oder erfahren die bisherigen Umgebungseinflüsse schneller als Belastung als davor. Das wirkt sich auch an den Börsen aus. Die Investitionszeiträume wurden kürzer. Die Investments pauschaler und immer mehr in Richtung ETF oder Index getrieben. Die Einzelinvestments beschränkten sich wenn dann auf die großen Werte und dies auch deswegen, weil genau diese ja durch die Index-Investments mehr und mehr ins Zentrum rückten. Mit dem Ukraine-Krieg kam die nächste Bedrohung an die Haustüre und die Inflation schritt durch sie hindurch und nahm am Esstisch Platz. Der Wunsch, dies alles rasch zu überwinden wurde zudem auch nicht erfüllt. Geduld ist ein endliches Gut. Die Ableitung all dessen wurde somit das pauschale Investment. 
  2. Das pauschale Investieren. Mit Konsequenzen die wir gerade spüren. Weniger nachdenken, einfach tun. Wenn Small Caps nicht gut laufen, dann eben Large Caps kaufen. Bewertungen sind nun einmal so wie sie sind, sie als Gelegenheit zu erkennen, ist in Zeiten wie diesen offensichtlich ein Fehler, weil jeder der das die letzte Zeit getan hat, hat nun Buchverluste. Also ETF kaufen, Einzelwerte verkaufen. Und wenn man glaubt, dass die Notenbanken endlich die Rezession erzeugt haben, die die Inflation killen soll, dann gleich alles verkaufen, weil Rezession ist immer schlecht. Historisch betrachtet zum an den Kopf greifen, gerade in Erkenntnis, dass die uns gerade jetzt „drohenden“ Rezessionsszenarien in USA „knapp über Null“ und in der EU „knapp unter Null“ lauten. Diese haben mit vergleichbaren Rezessionen der Vergangenheit nichts am Hut. Sind im besten Fall „Rezessiönchen“, aber ein Blick auf die Aktienmärkte belehrt uns „eines Besseren“. Reihenweise historische Tiefstkurse. Abwärtskursspiralen profitabler Unternehmen. Dividendenrenditen auf Höchstniveaus und das bei Unternehmen, die ihre Dividenden auch bezahlen. 

Soll sein, kann man sagen. Dann aber bitte nicht beide Augen schließen. Zumindest eines offen lassen. Es könnte ja auch einmal etwas Gutes passieren. Oder das Schlechte vorübergehen und man hat es nicht bemerkt. 

In der letzten Woche haben drei renommierte Institute ihre Aussagen zur wirtschaftlichen Situation gemacht. Das deutsche IFO Institut hat bestätigt, jetzt eine milde Rezession in Deutschland zu sehen, gleichzeitig aber eine Erholung im Oktober kommentiert. Es hat vielmehr die aktuelle Situation mit „Stillstand“ und weniger mit „Rezession“ charakterisiert. Ein Aufruf an die Politik, das Stafetten-Holz aufzunehmen und sich um die Pflege dieses Aufbruchsstimmungs-Pflänzchens zu kümmern. Die Statistik Austria hat ähnliche Töne eingeschlagen. Industrie wäre rezessiv, erholt sich aber bereits, einzig die Bauwirtschaft hat noch länger mit Strukturproblemen und Inflation zu kämpfen. Und last but not least hat uns Dr. Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Bank Austria, die Kerze ins Fenster gestellt indem er festgestellt hat, dass die rezessiven Tendenzen mittlerweile ins Positive drehen. Der Boden scheint überwunden worden zu sein.