17.10.2023

Sind Notenbanken moralisch beeinflussbar?



Die halbe Welt diskutiert. Entsetzen vermischt sich mit Empörung. Der Wunsch nach Objektivierung prallt gegen vorgefasste Meinungen. Stammtisch gegen historische Aufarbeitung. Beide im Konflikt mit Moralvorstellungen. Der Nahe Osten ist im globalen Wohnzimmer gelandet. Moralischer Impetus inklusive.

Die Angst, durch vielfach trainierte und vollzogene Diskussionen, am Ende dem Terrorismus die Daseinsberechtigung zu gewähren, ist um uns. Sie greift auch mehr und mehr in unsere Kapitalmärkte ein. Was wir vor Jahren mit dem Schicksal der Uiguren in China verbunden hatten, trifft uns heute mit Meldungen über nahezu unglaubliche Gräueltaten im Namen irgendwelcher Machtziele umso härter. Wir müssen uns immer mehr zurücknehmen, um nicht an den Märkten einfach emotional zu entscheiden. Im Wissen, dass diese Entscheidung nie wirklich vollständig objektiv gewichtet sein kann, weil man eben nicht Alles von Allen und dies vor Ort kennen kann. Somit reduziert man seine Gewichtung auf spezifische moralische Grundsätze, die kriegerische Handlungen durch besondere Regeln und Gesetzmäßigkeiten noch toleriert belassen. Denn in den letzten Jahren wurden hier so viele Grenzen überschritten, dass jedwede Verteidigung oder jeder Wunsch, wieder zurück ins Normale zu kommen, ad absurdum geführt wurde. Guidance war angebracht. Und dort sind auch die Kapitalmärkte angekommen, diese Umstände in ihre Erwartungen aufzunehmen.

Auf den Punkt gebracht: wenn plötzlich am Globus Präventivmaßnahmen bei Verteidigung massiv ansteigen. Wenn diesbezügliche Budgets aus dem Rahmen der vorherigen Planung gerissen werden oder auch Konjunkturbereiche extra von den veränderten Rahmenbedingungen getroffen werden, verliert man den Druck, auf Zinsen oder auch Inflation primär zu achten. Die Notenbanken stehen inmitten dieses emotionalen Feuers. Wollen sie wirklich um den einen oder anderen vermeintlichen Zehntelpunkt bei der Inflation konjunkturelle Tiefschläge provozieren, die nicht nur Unternehmen sondern jetzt ganze Staaten in ihren Budgets treffen? Würde so eine Zinspolitik nicht umgehend in Fassungslosigkeit und damit verbundenen Widerstand münden? Können sich Wirtschaftsräume, wie beispielsweise auch die EU, solche Versorgungslücken überhaupt leisten? Nur zur Erinnerung: Die durchschnittliche globale Staatsverschuldung hat 100% Anteil am GDP bereits locker überschritten.

Solche Gedanken sind sicher inzwischen an der Tagesordnung bei unseren Währungs- und ZinshüterInnen. Den Zinsgipfel zu vermuten ist für viele MarktteilnehmerInnen tägliche Übung. Derzeit wird es durch ebendiese schrecklichen Emotionen erleichtert. Man kommt sich dabei fast schon schäbig vor, einen Interpretationsvorteil am Rücken all dieses Leids erkennen zu können.

Ich glaube, dass wir gerade vor eine stärkeren Disruption stehen. Weniger in den gesamthaften Marktbewegungen. Da gibt es nicht viel zu erwarten. Staatsanleihen werden jetzt bevorzugt, bevor danach die Suche nach Corporate Bonds die Renditeoptimierung überlagert. Aktien werden als Lösungs-Bieter bei Inflation und regionalen Ressourcendivergenzen weiter bestehen. Aber die Disruption wird sich im Regulativ vertiefen, bei der Toleranz gegenüber Verteidigung, der Regeln zur Finanzierung privater Wohnungsausgaben, der Objektivierung gegenüber Staaten, die unseren moralischen Vorstellungen entgegenstehen, bei der Enttarnung heuchlerischer globaler Vereinbarungen. Dort wird mehr hinterfragt werden und dort sollte man das auch tun. Und das wird man auch an den Kapitalmärkten erkennen können. Zuerst an geografischen Investitionsströmen, danach bei Sektoren, am Ende bei Analysen und Bewertungen.

Jeder von uns, der sich beispielsweise dem Themenkomplex ESG positiv verbunden fühlt, möge in sich gehen, ob er oder sie nicht stärker in die Objektivierung dieser geopolitischen Vorgänge Aufmerksamkeit und Investmenttreue investieren sollte. 

Ich bin gespannt, wer sich nächstes Jahr den Formel 1 Grand Prix von Katar ansehen wird. Falls es den noch geben „darf“.



17.10.2023

Sind Notenbanken moralisch beeinflussbar?



Die halbe Welt diskutiert. Entsetzen vermischt sich mit Empörung. Der Wunsch nach Objektivierung prallt gegen vorgefasste Meinungen. Stammtisch gegen historische Aufarbeitung. Beide im Konflikt mit Moralvorstellungen. Der Nahe Osten ist im globalen Wohnzimmer gelandet. Moralischer Impetus inklusive.

Die Angst, durch vielfach trainierte und vollzogene Diskussionen, am Ende dem Terrorismus die Daseinsberechtigung zu gewähren, ist um uns. Sie greift auch mehr und mehr in unsere Kapitalmärkte ein. Was wir vor Jahren mit dem Schicksal der Uiguren in China verbunden hatten, trifft uns heute mit Meldungen über nahezu unglaubliche Gräueltaten im Namen irgendwelcher Machtziele umso härter. Wir müssen uns immer mehr zurücknehmen, um nicht an den Märkten einfach emotional zu entscheiden. Im Wissen, dass diese Entscheidung nie wirklich vollständig objektiv gewichtet sein kann, weil man eben nicht Alles von Allen und dies vor Ort kennen kann. Somit reduziert man seine Gewichtung auf spezifische moralische Grundsätze, die kriegerische Handlungen durch besondere Regeln und Gesetzmäßigkeiten noch toleriert belassen. Denn in den letzten Jahren wurden hier so viele Grenzen überschritten, dass jedwede Verteidigung oder jeder Wunsch, wieder zurück ins Normale zu kommen, ad absurdum geführt wurde. Guidance war angebracht. Und dort sind auch die Kapitalmärkte angekommen, diese Umstände in ihre Erwartungen aufzunehmen.

Auf den Punkt gebracht: wenn plötzlich am Globus Präventivmaßnahmen bei Verteidigung massiv ansteigen. Wenn diesbezügliche Budgets aus dem Rahmen der vorherigen Planung gerissen werden oder auch Konjunkturbereiche extra von den veränderten Rahmenbedingungen getroffen werden, verliert man den Druck, auf Zinsen oder auch Inflation primär zu achten. Die Notenbanken stehen inmitten dieses emotionalen Feuers. Wollen sie wirklich um den einen oder anderen vermeintlichen Zehntelpunkt bei der Inflation konjunkturelle Tiefschläge provozieren, die nicht nur Unternehmen sondern jetzt ganze Staaten in ihren Budgets treffen? Würde so eine Zinspolitik nicht umgehend in Fassungslosigkeit und damit verbundenen Widerstand münden? Können sich Wirtschaftsräume, wie beispielsweise auch die EU, solche Versorgungslücken überhaupt leisten? Nur zur Erinnerung: Die durchschnittliche globale Staatsverschuldung hat 100% Anteil am GDP bereits locker überschritten.

Solche Gedanken sind sicher inzwischen an der Tagesordnung bei unseren Währungs- und ZinshüterInnen. Den Zinsgipfel zu vermuten ist für viele MarktteilnehmerInnen tägliche Übung. Derzeit wird es durch ebendiese schrecklichen Emotionen erleichtert. Man kommt sich dabei fast schon schäbig vor, einen Interpretationsvorteil am Rücken all dieses Leids erkennen zu können.

Ich glaube, dass wir gerade vor eine stärkeren Disruption stehen. Weniger in den gesamthaften Marktbewegungen. Da gibt es nicht viel zu erwarten. Staatsanleihen werden jetzt bevorzugt, bevor danach die Suche nach Corporate Bonds die Renditeoptimierung überlagert. Aktien werden als Lösungs-Bieter bei Inflation und regionalen Ressourcendivergenzen weiter bestehen. Aber die Disruption wird sich im Regulativ vertiefen, bei der Toleranz gegenüber Verteidigung, der Regeln zur Finanzierung privater Wohnungsausgaben, der Objektivierung gegenüber Staaten, die unseren moralischen Vorstellungen entgegenstehen, bei der Enttarnung heuchlerischer globaler Vereinbarungen. Dort wird mehr hinterfragt werden und dort sollte man das auch tun. Und das wird man auch an den Kapitalmärkten erkennen können. Zuerst an geografischen Investitionsströmen, danach bei Sektoren, am Ende bei Analysen und Bewertungen.

Jeder von uns, der sich beispielsweise dem Themenkomplex ESG positiv verbunden fühlt, möge in sich gehen, ob er oder sie nicht stärker in die Objektivierung dieser geopolitischen Vorgänge Aufmerksamkeit und Investmenttreue investieren sollte. 

Ich bin gespannt, wer sich nächstes Jahr den Formel 1 Grand Prix von Katar ansehen wird. Falls es den noch geben „darf“.