09.05.2023

Erkältungszustände



In meiner Bibliothek finden sich ein paar, aus meiner Sicht natürlich, gute und interessante Bücher. Eines davon ist eines das die verrücktesten wissenschaftlichen Experimente zu dokumentieren versuchte. Wie schwer die menschliche Seele ist, wie sich Drogen auf den Bau von Spinnennetzen auswirken, und wenn ja, dann welche und wie, nur als Beispiele für die „Verrücktheit“. Natürlich ist der Begriff „wissenschaftlich“ ein Hinweis darauf, dass alle diese oftmals verwirrt erscheinenden Versuche einen kritischen Zielpunkt haben. Und so ist es auch mit Einem Experiment, das, selbst nachdem es eindeutige Ergebnisse erzeugt hatte die das Gegenteil der Erwartung bewiesen, in seiner ursprünglichen Annahme und sogar seiner Namensgebung nach wie vor in unseren Meinungen und Köpfen spukt: wenn’s kalt wird, holt man sich eine Erkältung. Und dieses Vorurteil macht selbst vor Analogien in der Finanzwelt nicht halt.

Gleich vorweg genommen, die Kälte hat definitiv keine Auswirkung auf Erkältungskrankheiten (selbst wenn der Name dies suggeriert), es sind nach wie vor die Viren und die Nähe zu Personen, die man, wenn es kalt wird, eher in geschlossenen Räumen sucht als wenn es warm ist, und sich dadurch auch eher ansteckt. Sehr oft wird auch ein schwacher Körper als bestes Eintrittsportal für Krankheiten genannt. Das stimmt, aber die Grippeviren sind es nicht, die dann zuschlagen. Da gibt es Andere die schon länger auf ihre Chance warten. Umgelegt auf die Finanzbranche und die zuerst heimeligen und dann zutiefst frostigen Umstände die uns die Zinspolitiken von FED, EZB & Co die letzten Jahre verpasst hatten könnte man ebenso analog schließen, dass dieser Klimawechsel strukturell zu „Erkältungen“ führen musste. Auch hier mitnichten, man mag ja über Kompetenzen von politisch ernannten Währungshütern geteilter Meinung sein, hier trifft sie aber keine strukturelle Schuld. Eher die Finanzbranche selbst, die lange nicht daran geglaubt hatte, dass Notenbanken auch das tun was sie sagen und in dieser Fehleinschätzung Manche ihre internen Prozesse zu lange vernachlässigt hatten.

Das, was nun an den Märkten passiert ist ein immer wiederkehrendes Phänomen, das wiederum an andere naturwissenschaftliche Vorkommnisse denken lässt. Diesmal an die Tierwelt in der schwache Teilnehmer gnadenlos ausgesiebt werden. Etliche unter kräftiger Unterstützung von Belastungstests. Also wenn Hyänen die Herden ihrer Opfertiere stundenlang vor sich her treiben, um sich danach die Schwachen zu holen. Das Image von leer verkaufenden Hedgefunds ist ja ein Solches. Sich ihre Opfer vorab auszusuchen um sie dann mit allen möglichen Mitteln zu schwächen und dann, wenn der restliche Markt dies akzeptiert und dem Kurs den Garaus macht, sich als erste durch Rückkauf der davor höher verkauften Aktien den Bauch voll zu stopfen. Klingt brutal, ist es auch, aber es ist, und dies im Land der höchsten Orientierung hin zu Kapitalmärkten, den USA, ein nach wie vor breit tolerierter Umstand. 

Europa, und hier in erste Linie die Eurozone, ist da weit empfindlicher. Während im Vereinigten Königreich dieser Performance-Ansatz nach wie vor ein glorifiziertes Randdasein erlebt, hat die Eurozone, teilweise schmerzhaft, ihre Lehren gezogen und versucht, solche Methoden so weit als möglich nicht zur Norm werden zu lassen. Verhindern konnte man sie aber nicht. Und in Zeiten in denen es oft genügt in irgendwelchen Chat-Foren Gerüchte zu kommentieren, die es davor noch gar nicht gab, nur um sie dadurch erst in die Welt zu setzen mit dem Ziel nicht als „Erfinder der Wahrheit“ enttarnt zu werden, tut es doch ganz gut, die Erkenntnis für dieses Missverhalten geschärft erkennen zu dürfen. Nur, genauso wie der Hai, schläft die Hyäne als Gruppe nie bis selten, und sich sicher zu fühlen ist schon der erste Irrtum. Wer also den Zustand der US-Banken-Szene gerade als einseitig und der Fahrlässigkeit einiger Regionalbanker zuschreibt, der macht wohl bereits einen Fehler. Die Effekte aus diesen Vorgängen in USA sind nämlich bereits global präsent, was der Transparenz und der medialen Geschwindigkeit geschuldet ist. Als Effekt dieser Transparenz sind die Transfers von Geldeinlagen in Geldmarktfonds derzeit so hoch angestiegen wie noch nie und das hat einzig den emotionalen Grund, das man sich nicht mehr „sicher“ fühlt. Sollten jetzt hier in Europa Banken glauben, dass dies nur einer kurzfristigen Reaktion ihrer Kunden geschuldet ist, dann machen sie denselben Fehler wie ihre Branchenkollegen in USA wo manche eben nicht auf die Wertentwicklung ihrer Bondportfolios geachtet hatten.

Und wer sagt, dass es nur Hyänen, aber keine hungrigen Wölfe geben darf.



09.05.2023

Erkältungszustände



In meiner Bibliothek finden sich ein paar, aus meiner Sicht natürlich, gute und interessante Bücher. Eines davon ist eines das die verrücktesten wissenschaftlichen Experimente zu dokumentieren versuchte. Wie schwer die menschliche Seele ist, wie sich Drogen auf den Bau von Spinnennetzen auswirken, und wenn ja, dann welche und wie, nur als Beispiele für die „Verrücktheit“. Natürlich ist der Begriff „wissenschaftlich“ ein Hinweis darauf, dass alle diese oftmals verwirrt erscheinenden Versuche einen kritischen Zielpunkt haben. Und so ist es auch mit Einem Experiment, das, selbst nachdem es eindeutige Ergebnisse erzeugt hatte die das Gegenteil der Erwartung bewiesen, in seiner ursprünglichen Annahme und sogar seiner Namensgebung nach wie vor in unseren Meinungen und Köpfen spukt: wenn’s kalt wird, holt man sich eine Erkältung. Und dieses Vorurteil macht selbst vor Analogien in der Finanzwelt nicht halt.

Gleich vorweg genommen, die Kälte hat definitiv keine Auswirkung auf Erkältungskrankheiten (selbst wenn der Name dies suggeriert), es sind nach wie vor die Viren und die Nähe zu Personen, die man, wenn es kalt wird, eher in geschlossenen Räumen sucht als wenn es warm ist, und sich dadurch auch eher ansteckt. Sehr oft wird auch ein schwacher Körper als bestes Eintrittsportal für Krankheiten genannt. Das stimmt, aber die Grippeviren sind es nicht, die dann zuschlagen. Da gibt es Andere die schon länger auf ihre Chance warten. Umgelegt auf die Finanzbranche und die zuerst heimeligen und dann zutiefst frostigen Umstände die uns die Zinspolitiken von FED, EZB & Co die letzten Jahre verpasst hatten könnte man ebenso analog schließen, dass dieser Klimawechsel strukturell zu „Erkältungen“ führen musste. Auch hier mitnichten, man mag ja über Kompetenzen von politisch ernannten Währungshütern geteilter Meinung sein, hier trifft sie aber keine strukturelle Schuld. Eher die Finanzbranche selbst, die lange nicht daran geglaubt hatte, dass Notenbanken auch das tun was sie sagen und in dieser Fehleinschätzung Manche ihre internen Prozesse zu lange vernachlässigt hatten.

Das, was nun an den Märkten passiert ist ein immer wiederkehrendes Phänomen, das wiederum an andere naturwissenschaftliche Vorkommnisse denken lässt. Diesmal an die Tierwelt in der schwache Teilnehmer gnadenlos ausgesiebt werden. Etliche unter kräftiger Unterstützung von Belastungstests. Also wenn Hyänen die Herden ihrer Opfertiere stundenlang vor sich her treiben, um sich danach die Schwachen zu holen. Das Image von leer verkaufenden Hedgefunds ist ja ein Solches. Sich ihre Opfer vorab auszusuchen um sie dann mit allen möglichen Mitteln zu schwächen und dann, wenn der restliche Markt dies akzeptiert und dem Kurs den Garaus macht, sich als erste durch Rückkauf der davor höher verkauften Aktien den Bauch voll zu stopfen. Klingt brutal, ist es auch, aber es ist, und dies im Land der höchsten Orientierung hin zu Kapitalmärkten, den USA, ein nach wie vor breit tolerierter Umstand. 

Europa, und hier in erste Linie die Eurozone, ist da weit empfindlicher. Während im Vereinigten Königreich dieser Performance-Ansatz nach wie vor ein glorifiziertes Randdasein erlebt, hat die Eurozone, teilweise schmerzhaft, ihre Lehren gezogen und versucht, solche Methoden so weit als möglich nicht zur Norm werden zu lassen. Verhindern konnte man sie aber nicht. Und in Zeiten in denen es oft genügt in irgendwelchen Chat-Foren Gerüchte zu kommentieren, die es davor noch gar nicht gab, nur um sie dadurch erst in die Welt zu setzen mit dem Ziel nicht als „Erfinder der Wahrheit“ enttarnt zu werden, tut es doch ganz gut, die Erkenntnis für dieses Missverhalten geschärft erkennen zu dürfen. Nur, genauso wie der Hai, schläft die Hyäne als Gruppe nie bis selten, und sich sicher zu fühlen ist schon der erste Irrtum. Wer also den Zustand der US-Banken-Szene gerade als einseitig und der Fahrlässigkeit einiger Regionalbanker zuschreibt, der macht wohl bereits einen Fehler. Die Effekte aus diesen Vorgängen in USA sind nämlich bereits global präsent, was der Transparenz und der medialen Geschwindigkeit geschuldet ist. Als Effekt dieser Transparenz sind die Transfers von Geldeinlagen in Geldmarktfonds derzeit so hoch angestiegen wie noch nie und das hat einzig den emotionalen Grund, das man sich nicht mehr „sicher“ fühlt. Sollten jetzt hier in Europa Banken glauben, dass dies nur einer kurzfristigen Reaktion ihrer Kunden geschuldet ist, dann machen sie denselben Fehler wie ihre Branchenkollegen in USA wo manche eben nicht auf die Wertentwicklung ihrer Bondportfolios geachtet hatten.

Und wer sagt, dass es nur Hyänen, aber keine hungrigen Wölfe geben darf.