28.02.2023

Einmal 100% Video mit scharf



Der europäischen Telekommunikationsindustrie muss geholfen werden. Befehl aus Brüssel. Die Zeiten des Daten-Kannibalismus sollen vorbei sein. Das Schmarotzen von Big Tech auf dem Rücken der Netzbetreiber wird ein Ende haben. Der Bär aus Brüssel hat etwas vor.

Letzte Woche wurde durch die Europäische Kommission eine Konsultation gestartet, die als Ergebnis eine neue Refinanzierung der Telekom-Infrastruktur zum Ziel hat. Die großen Social Media und Internet-Konzerne sollen aufhören, sich ihr jeweiliges Geschäft am Rücken der bestehenden Telekom-Infrastruktur einzuverleiben, ohne für deren Errichtung etwas zu bezahlen. EU Kommissar Thierry Breton hat sich den Scheriff-Stern an den Anzug gesteckt und treibt jetzt Google & Co munter vor sich her. Das erklärte Ziel ist es, mit einer Abgabeverordnung von den bekannten externen Riesen wie Apple, Facebook, Google & Co Gebühren einzuheben, die wiederum zur Finanzierung des Ausbaus von Breitband dienen sollen.

Ein hehres Ziel möge man meinen. Endlich werden diejenigen zur Kasse gebeten, die rund 55% des Internet-Verkehrs belegen und für dessen Infrastruktur nichts bezahlen, im Gegenteil, ihre Services mit bester Technologie bewerben, die aber ohne perfektes Netzwerk wiederum nichts wert ist. Die EU tritt daher endlich, nach langer Zeit, den heimischen Telecoms an die Seite. Der Telekom-Branche würde dies guttun, denn die Last des Glasfaserausbaus liegt seit Jahren allein auf ihren Schultern. Ja, sogar noch mehr, denn sie sind per Gesetz dazu gezwungen, den Wettbewerb bei Telefonie und Internet-Diensten ins eigene Netz zu lassen. Die EU-Message bisher: Wettbewerb macht billig und freut die KonsumentInnen. Die Vielfalt der alternativen Trittbrettanbieter in der EU spricht hier eine deutliche Sprache. In kaum einer anderen Region am Planeten gibt es dermaßen viele Anbieter bei Internet und Telekommunikation. Und die großen „Incumbents“ dürfen, bzw. müssen sich diesen Wettbewerb leisten. Zusätzlich wird in Zeiten steigender Zinsen dann noch die Refinanzierung etwas teurer. Doch dank Inflation und elastischen Preismodellen zahlt’s am Ende eh wieder der Kunde/die Kundin. Die Insolvenzstatistik bei Telekom-Anbietern tendiert seit Jahren verräterisch gegen Null.

Doch nun soll zumindest Schluss mit der indirekten Subvention der Big-Techs sein. Berechnungen zu Folge sind diese passiven Kosten in Euroland zwischen 15 und 28 Mrd. Euro pro Jahr. Diese Investitionslasten sollen in Zukunft auf mehr Schultern verteilt werden. ABER, es wäre nicht die Politik, wenn sie nicht sich selbst ins Zentrum stellen würde. Natürlich wird hier eine Art Steuer angedacht und die EU will die Einnahmen daraus weiter verteilen. Ohne Bürokratie geht offenbar gar nichts mehr. Einfacher wäre es natürlich, die Investitionen direkt mit den Techs zu teilen. Je nach Anteil im Datentraffic seitens der Telecoms, Rechnungen an Google & Co auszustellen oder einfach benutzergeführte Kostenmodelle einzuführen, die denselben Zweck erfüllen. Ergebnis wäre höhere Effizienz weil höherer Druck darauf, schnellerer Zugang zu besserer Technologie und eine Entlastung im Refinanzierungs-Ringelspiel. Mal sehen, ob es diesbezüglich während der laufenden Konsultation nicht doch zur einen oder anderen Einsicht kommen darf.

Ein anderes Faktum deutet ebenso auf eine Beschleunigung des Breitband-Ausbaus und eine Lösung der damit verbundenen Refinanzierungsfragen hin: die Tatsache, dass man über die Abspaltung und Rückmietung der Funk- und Sendemasten nicht nur nachdenkt, sondern sie umsetzt. Das deutet nämlich auf ein sich beschleunigendes Geschäftsmodell hin, das die Nutzung dieser Masten, die Erreichbarkeit über die „letzte Meile“, nicht mehr allein ins Zentrum der Telecoms rückt, sondern die Bespielung des Breitbandnetzes innerhalb der eigenen Palette an zusätzlichen Services adressiert. Und genau diese Services bieten die besten Margen, denn am Ende sind sie reine Software-Fragen und nicht mehr allein an Netz-Verfügbarkeit und Netzqualität gebunden, denn die hat man ja mit Breitband.

Wenn das Breitband mehr und mehr ausgebaut wird, werden also auch die großen Telecoms diese Services breiter anbieten und somit ihre Erträge schneller steigern können. Euroland hat derzeit noch rd. 200 unterschiedliche Telekom-Anbieter. Viel zu viele aus rein ökonomischer Sicht, aber genug solange sich alle auf dem Ausbau der Infrastruktur durch einige wenige große Incumbents ausrasten können. Wenn sich aber der Breitband-Ausbau, auf neuen Beinen refinanziert, beschleunigt, geht es nur mehr darum, wer die Kunden hat und ihnen die neuen Services anbieten kann. Und dann, wenn dieser Breitband-Damm bricht, kommen die Akquisitionen und der Markt wird zum M&A Hype.



28.02.2023

Einmal 100% Video mit scharf



Der europäischen Telekommunikationsindustrie muss geholfen werden. Befehl aus Brüssel. Die Zeiten des Daten-Kannibalismus sollen vorbei sein. Das Schmarotzen von Big Tech auf dem Rücken der Netzbetreiber wird ein Ende haben. Der Bär aus Brüssel hat etwas vor.

Letzte Woche wurde durch die Europäische Kommission eine Konsultation gestartet, die als Ergebnis eine neue Refinanzierung der Telekom-Infrastruktur zum Ziel hat. Die großen Social Media und Internet-Konzerne sollen aufhören, sich ihr jeweiliges Geschäft am Rücken der bestehenden Telekom-Infrastruktur einzuverleiben, ohne für deren Errichtung etwas zu bezahlen. EU Kommissar Thierry Breton hat sich den Scheriff-Stern an den Anzug gesteckt und treibt jetzt Google & Co munter vor sich her. Das erklärte Ziel ist es, mit einer Abgabeverordnung von den bekannten externen Riesen wie Apple, Facebook, Google & Co Gebühren einzuheben, die wiederum zur Finanzierung des Ausbaus von Breitband dienen sollen.

Ein hehres Ziel möge man meinen. Endlich werden diejenigen zur Kasse gebeten, die rund 55% des Internet-Verkehrs belegen und für dessen Infrastruktur nichts bezahlen, im Gegenteil, ihre Services mit bester Technologie bewerben, die aber ohne perfektes Netzwerk wiederum nichts wert ist. Die EU tritt daher endlich, nach langer Zeit, den heimischen Telecoms an die Seite. Der Telekom-Branche würde dies guttun, denn die Last des Glasfaserausbaus liegt seit Jahren allein auf ihren Schultern. Ja, sogar noch mehr, denn sie sind per Gesetz dazu gezwungen, den Wettbewerb bei Telefonie und Internet-Diensten ins eigene Netz zu lassen. Die EU-Message bisher: Wettbewerb macht billig und freut die KonsumentInnen. Die Vielfalt der alternativen Trittbrettanbieter in der EU spricht hier eine deutliche Sprache. In kaum einer anderen Region am Planeten gibt es dermaßen viele Anbieter bei Internet und Telekommunikation. Und die großen „Incumbents“ dürfen, bzw. müssen sich diesen Wettbewerb leisten. Zusätzlich wird in Zeiten steigender Zinsen dann noch die Refinanzierung etwas teurer. Doch dank Inflation und elastischen Preismodellen zahlt’s am Ende eh wieder der Kunde/die Kundin. Die Insolvenzstatistik bei Telekom-Anbietern tendiert seit Jahren verräterisch gegen Null.

Doch nun soll zumindest Schluss mit der indirekten Subvention der Big-Techs sein. Berechnungen zu Folge sind diese passiven Kosten in Euroland zwischen 15 und 28 Mrd. Euro pro Jahr. Diese Investitionslasten sollen in Zukunft auf mehr Schultern verteilt werden. ABER, es wäre nicht die Politik, wenn sie nicht sich selbst ins Zentrum stellen würde. Natürlich wird hier eine Art Steuer angedacht und die EU will die Einnahmen daraus weiter verteilen. Ohne Bürokratie geht offenbar gar nichts mehr. Einfacher wäre es natürlich, die Investitionen direkt mit den Techs zu teilen. Je nach Anteil im Datentraffic seitens der Telecoms, Rechnungen an Google & Co auszustellen oder einfach benutzergeführte Kostenmodelle einzuführen, die denselben Zweck erfüllen. Ergebnis wäre höhere Effizienz weil höherer Druck darauf, schnellerer Zugang zu besserer Technologie und eine Entlastung im Refinanzierungs-Ringelspiel. Mal sehen, ob es diesbezüglich während der laufenden Konsultation nicht doch zur einen oder anderen Einsicht kommen darf.

Ein anderes Faktum deutet ebenso auf eine Beschleunigung des Breitband-Ausbaus und eine Lösung der damit verbundenen Refinanzierungsfragen hin: die Tatsache, dass man über die Abspaltung und Rückmietung der Funk- und Sendemasten nicht nur nachdenkt, sondern sie umsetzt. Das deutet nämlich auf ein sich beschleunigendes Geschäftsmodell hin, das die Nutzung dieser Masten, die Erreichbarkeit über die „letzte Meile“, nicht mehr allein ins Zentrum der Telecoms rückt, sondern die Bespielung des Breitbandnetzes innerhalb der eigenen Palette an zusätzlichen Services adressiert. Und genau diese Services bieten die besten Margen, denn am Ende sind sie reine Software-Fragen und nicht mehr allein an Netz-Verfügbarkeit und Netzqualität gebunden, denn die hat man ja mit Breitband.

Wenn das Breitband mehr und mehr ausgebaut wird, werden also auch die großen Telecoms diese Services breiter anbieten und somit ihre Erträge schneller steigern können. Euroland hat derzeit noch rd. 200 unterschiedliche Telekom-Anbieter. Viel zu viele aus rein ökonomischer Sicht, aber genug solange sich alle auf dem Ausbau der Infrastruktur durch einige wenige große Incumbents ausrasten können. Wenn sich aber der Breitband-Ausbau, auf neuen Beinen refinanziert, beschleunigt, geht es nur mehr darum, wer die Kunden hat und ihnen die neuen Services anbieten kann. Und dann, wenn dieser Breitband-Damm bricht, kommen die Akquisitionen und der Markt wird zum M&A Hype.