02.11.2022

Die Krisen verändern uns



Es ist nicht lange her, da hatte bald jeder Angst vorm Frieren im kommenden Winter. Die Drohgebärden Russlands im Verein mit taktischen Instandhaltungsarbeiten oder „Unfällen“ an Gaspipelines, die zu Lieferunterbrechungen führten, waren Nahrung und Grundstein dieser Annahmen. Inzwischen ist die Lage ins Verkehrte gelaufen. Die von europäischen Staaten unkoordiniert bestellten Mengen an LNG sorgten für Staus auf den Tankerrouten, und die Kapazitäten der Terminals diese LNG-Menge aufzunehmen und zu verteilen, wurden überfordert. Ein Bild, das sich vor 2 ½ Jahren am Ölmarkt bereits ereignet hatte, passierte diesmal im Markt für Erdgas. Die Preise wurden negativ. Keiner konnte den Rohstoff mehr lagern, alle Läger voll. Am 24. Oktober bekam man pro Megawattstunde Erdgas das man „kaufte“ 15 Euro..

Mittlerweile hat sich die Situation wieder normalisiert, die Gaspreise sind zwar tief, aber im Plus und warten auf die nächsten Kaufwellen aus Europa, wenn der Winter kälter oder Russland noch bornierter wird. Die Frage, wie Russland mit diesem Rohstoff umgeht ist sowieso ein Punkt, der immer mehr an Masochismus erinnert, denn eines ist gewiss, so lange Russland kein Gas liefert wird es auch kein Geld dafür bekommen, und die Möglichkeit Gas zu fördern wird aufgrund der Druckverluste im Untergrund immer mehr in die Zukunft gedehnt. Dazu kommt noch das Ölembargo, das mit 5. Dezember in Kraft treten und Russland von seiner bisher zweiten Ertragsquelle abschneiden soll. Russland hat zwar genug Energie, aber der ökonomische Winter wird in Russland auch kalt sein.

Das, was Europa immer mehr aus dieser Situation erfährt, führt zu einer zunehmenden Vergemeinschaftung der Energiebesorgung, die künftige Überholmanöver einzelner Staaten auf der Energieautobahn reduzieren sollte. Genauso wird die künftige Energieerzeugung in den Wandel getrieben. Vielleicht wird sogar die Schadstoffvermeidung endlich zielgerichtet mit technologischem Wissen verknüpft. Wer darüber nachdenkt, die einzige Chance, die Europa hat im Theater um den Klimawandel eine gestaltende Rolle einzunehmen. Die Emissionen Deutschlands machen gerade 2% aller globalen Emissionen aus. Die Chinesen lachen schon gar nicht mehr darüber. Wenn sich Technologien aber ergeben, die eine pauschale Umkehr der Schadstofferzeugung ohne massive Kosteneinschnitte ermöglicht, dann dreht sich der Planet ins Grün und Europa bleibt im Spiel. Europa hat, gerade in der aktuellen Situation, jeden Grund darüber forciert zu forschen, allein schon deshalb weil sich gerade die USA aufmachen in Sachen Carbon Capture eine globale Führungsrolle einzunehmen.

Ein weiterer Faktor kommt gerade still und leise auf uns alle zu: unsere Arbeitswelt verändert sich. SARS-CoV-2 hat uns nicht nur die von Vielen geliebte Toleranz zu Homeoffice oder dem Urlaub im Lande gelehrt, sie hat auch massiv in die Produktionsprozesse eingegriffen. Das „quiet quitting“, die stille Distanzierung vom bisherigen Leistungsgedanken, wird begleitet vom auch durch Covid19 dynamisierten Wandel innerhalb der Wirtschaft hin zu mehr Automatisierung. Die Anzahl der in Euroland installierten Industrieroboter wächst konstant und in immer deutlicherem Abstand zu anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien. Natürlich bleiben die USA aber vor allem Asien mit China und Japan an der Spitze, aber die Struktur der Roboter wandelt sich zusätzlich und auch hier nimmt Euroland Fahrt auf. Waren es vor einigen Jahren noch Schwerlast oder schädliche Umwelteinflüsse, die die Verwendungskriterien dominierten, sind es mittlerweile immer mehr sensitive Faktoren, die der Automatisierung den Weg ebnen. Selbst Artificial Intelligence greift bereits in einige Systeme ein. Das „Selbstlernen“ von Robotern am Werkstück ist so ein Feld, oder der Vormarsch in der Medizin bei Analyse und Chirurgie.

Wir rücken den feuchten Träumen von Science Fiction Autoren, die sich eine Welt ohne Arbeit in einer Umwelt ohne Gefahr erdachten, einen Schritt näher. Definitiv nur ein Schritt. Doch den muss man auch gehen wollen und sei es nur, um den Nächsten zu überdenken.



02.11.2022

Die Krisen verändern uns



Es ist nicht lange her, da hatte bald jeder Angst vorm Frieren im kommenden Winter. Die Drohgebärden Russlands im Verein mit taktischen Instandhaltungsarbeiten oder „Unfällen“ an Gaspipelines, die zu Lieferunterbrechungen führten, waren Nahrung und Grundstein dieser Annahmen. Inzwischen ist die Lage ins Verkehrte gelaufen. Die von europäischen Staaten unkoordiniert bestellten Mengen an LNG sorgten für Staus auf den Tankerrouten, und die Kapazitäten der Terminals diese LNG-Menge aufzunehmen und zu verteilen, wurden überfordert. Ein Bild, das sich vor 2 ½ Jahren am Ölmarkt bereits ereignet hatte, passierte diesmal im Markt für Erdgas. Die Preise wurden negativ. Keiner konnte den Rohstoff mehr lagern, alle Läger voll. Am 24. Oktober bekam man pro Megawattstunde Erdgas das man „kaufte“ 15 Euro..

Mittlerweile hat sich die Situation wieder normalisiert, die Gaspreise sind zwar tief, aber im Plus und warten auf die nächsten Kaufwellen aus Europa, wenn der Winter kälter oder Russland noch bornierter wird. Die Frage, wie Russland mit diesem Rohstoff umgeht ist sowieso ein Punkt, der immer mehr an Masochismus erinnert, denn eines ist gewiss, so lange Russland kein Gas liefert wird es auch kein Geld dafür bekommen, und die Möglichkeit Gas zu fördern wird aufgrund der Druckverluste im Untergrund immer mehr in die Zukunft gedehnt. Dazu kommt noch das Ölembargo, das mit 5. Dezember in Kraft treten und Russland von seiner bisher zweiten Ertragsquelle abschneiden soll. Russland hat zwar genug Energie, aber der ökonomische Winter wird in Russland auch kalt sein.

Das, was Europa immer mehr aus dieser Situation erfährt, führt zu einer zunehmenden Vergemeinschaftung der Energiebesorgung, die künftige Überholmanöver einzelner Staaten auf der Energieautobahn reduzieren sollte. Genauso wird die künftige Energieerzeugung in den Wandel getrieben. Vielleicht wird sogar die Schadstoffvermeidung endlich zielgerichtet mit technologischem Wissen verknüpft. Wer darüber nachdenkt, die einzige Chance, die Europa hat im Theater um den Klimawandel eine gestaltende Rolle einzunehmen. Die Emissionen Deutschlands machen gerade 2% aller globalen Emissionen aus. Die Chinesen lachen schon gar nicht mehr darüber. Wenn sich Technologien aber ergeben, die eine pauschale Umkehr der Schadstofferzeugung ohne massive Kosteneinschnitte ermöglicht, dann dreht sich der Planet ins Grün und Europa bleibt im Spiel. Europa hat, gerade in der aktuellen Situation, jeden Grund darüber forciert zu forschen, allein schon deshalb weil sich gerade die USA aufmachen in Sachen Carbon Capture eine globale Führungsrolle einzunehmen.

Ein weiterer Faktor kommt gerade still und leise auf uns alle zu: unsere Arbeitswelt verändert sich. SARS-CoV-2 hat uns nicht nur die von Vielen geliebte Toleranz zu Homeoffice oder dem Urlaub im Lande gelehrt, sie hat auch massiv in die Produktionsprozesse eingegriffen. Das „quiet quitting“, die stille Distanzierung vom bisherigen Leistungsgedanken, wird begleitet vom auch durch Covid19 dynamisierten Wandel innerhalb der Wirtschaft hin zu mehr Automatisierung. Die Anzahl der in Euroland installierten Industrieroboter wächst konstant und in immer deutlicherem Abstand zu anderen Ländern wie beispielsweise Großbritannien. Natürlich bleiben die USA aber vor allem Asien mit China und Japan an der Spitze, aber die Struktur der Roboter wandelt sich zusätzlich und auch hier nimmt Euroland Fahrt auf. Waren es vor einigen Jahren noch Schwerlast oder schädliche Umwelteinflüsse, die die Verwendungskriterien dominierten, sind es mittlerweile immer mehr sensitive Faktoren, die der Automatisierung den Weg ebnen. Selbst Artificial Intelligence greift bereits in einige Systeme ein. Das „Selbstlernen“ von Robotern am Werkstück ist so ein Feld, oder der Vormarsch in der Medizin bei Analyse und Chirurgie.

Wir rücken den feuchten Träumen von Science Fiction Autoren, die sich eine Welt ohne Arbeit in einer Umwelt ohne Gefahr erdachten, einen Schritt näher. Definitiv nur ein Schritt. Doch den muss man auch gehen wollen und sei es nur, um den Nächsten zu überdenken.