26.04.2022

Dünne Haut



Die Nerven werden mürbe. Wer in Aktien investiert braucht mehr Meinung als zuvor. Risiko wird als Teil der Lösung und als Mittel zum Zweck neu definiert. Für Viele ein ungewohnter Stress.

Ein Blick in die Erfahrungen der Vergangenheit hilft bei diesen Gedanken. Wer noch nie die Sorge vor dem Exogenen, die Angst vor dem Kursverlust und die kritischen Gedanken nach einem Investment inmitten von Krisen gepaart mit unerwarteten Schwankungen gespürt hat, der sieht auch unsere heutige Welt mit anderen Augen. Wie oft waren es genau diese Investments, die danach als mutig, oder vielmehr als „logisch“ und „eh klar“ verbrämt wurden nachdem sie rasant gestiegen waren. Eine trügerische Logik, der sich auch unsere Investmentindustrie gerne hingibt. Die Mär vom Investor, der genau weiß, dass gerade jetzt die Gelegenheit ist den künftigen Verdoppler einzukaufen, ist schon so oft strapaziert geworden, dass man sie wohl kaum mehr aus so vielen Anlegerköpfen herausbekommt. Messen und Veranstaltungen sind voll von Aposteln der Tipps von sogenannten „Profis“. Und selbst die Erkenntnis, dass diese Tipps viel zu oft zu ganz normalen Investments werden, verändert diese Haltung kaum. In Wirklichkeit haben alle diese Menschen, die unser Börsenweltall bilden, Angst. Angst zu früh, zu spät, zu viel, gar nicht, in die falschen Werte oder falschen Märkte investiert zu haben. Die Suche nach dem linearen Investment als unerreichbares Ziel. Wie Sting es so trefflich singt „looking for the sacred geometry of chance”.

Und irgendwann brechen diese Ängste aus. Auch bei den genannten Profis. Was aber die Vielfalt unserer Märkte betrifft, so ist eines fix: Die Ängste von Profis unterscheiden sich sehr oft markant von jenen der „Amateure“. Viele Profis fürchten mehr um ihren Ruf als man glaubt. In ihren Gedanken ist das Reporting nach einem Fehlinvestment Fixpunkt der Sorge. Noch dazu wird zumeist an ein Gremium berichtet, das nicht so nahe an den Märkten liegt wie der „Profi“ selbst. Die Angst vor der Erkenntnis, im Luxus der Betrachtung im Nachhinein durch Dritte, sich genau vor diesen rechtfertigen zu müssen, schafft sehr oft völlig konträre Risikomuster. Die Suche nach Benchmarks, denen man solche Entscheidungen umhängen kann, ist überwiegend vom Bemühen solche Ängste zu vermeiden geprägt. Viele investieren genau aus diesem Grund nur mehr so wie die Benchmark. Oder sie bemühen externe Analysten, Berater oder Konsulenten, die durch ihren Blick von außen, und somit wenig Risiko in einer Transaktion am Markt, weil dadurch auch nicht in den Wertekreislauf der Investments eingebunden, um ihre Entscheidungen zu rechtfertigen. Wieder eine Verschiebung der Verantwortung um den eigenen, außerhalb der Märkte liegenden Ängsten zu begegnen.

Denn eines ist völlig gewiss. Solange es Unternehmen gibt, die sich in den Wirtschaftskreisläufen bewegen wollen und dürfen, wird es Gewinn und Performance geben. Erst wenn in diesen Kreislauf geänderte Spielregeln eingreifen oder die Administration überhandnimmt, erst dann sind die Ängste berechtigt. Wenn nicht, wird das ewige Muster baldigst wiederholt, sich später zu fragen, warum man damals denn verkauft und nicht gekauft hat.

 

 



26.04.2022

Dünne Haut



Die Nerven werden mürbe. Wer in Aktien investiert braucht mehr Meinung als zuvor. Risiko wird als Teil der Lösung und als Mittel zum Zweck neu definiert. Für Viele ein ungewohnter Stress.

Ein Blick in die Erfahrungen der Vergangenheit hilft bei diesen Gedanken. Wer noch nie die Sorge vor dem Exogenen, die Angst vor dem Kursverlust und die kritischen Gedanken nach einem Investment inmitten von Krisen gepaart mit unerwarteten Schwankungen gespürt hat, der sieht auch unsere heutige Welt mit anderen Augen. Wie oft waren es genau diese Investments, die danach als mutig, oder vielmehr als „logisch“ und „eh klar“ verbrämt wurden nachdem sie rasant gestiegen waren. Eine trügerische Logik, der sich auch unsere Investmentindustrie gerne hingibt. Die Mär vom Investor, der genau weiß, dass gerade jetzt die Gelegenheit ist den künftigen Verdoppler einzukaufen, ist schon so oft strapaziert geworden, dass man sie wohl kaum mehr aus so vielen Anlegerköpfen herausbekommt. Messen und Veranstaltungen sind voll von Aposteln der Tipps von sogenannten „Profis“. Und selbst die Erkenntnis, dass diese Tipps viel zu oft zu ganz normalen Investments werden, verändert diese Haltung kaum. In Wirklichkeit haben alle diese Menschen, die unser Börsenweltall bilden, Angst. Angst zu früh, zu spät, zu viel, gar nicht, in die falschen Werte oder falschen Märkte investiert zu haben. Die Suche nach dem linearen Investment als unerreichbares Ziel. Wie Sting es so trefflich singt „looking for the sacred geometry of chance”.

Und irgendwann brechen diese Ängste aus. Auch bei den genannten Profis. Was aber die Vielfalt unserer Märkte betrifft, so ist eines fix: Die Ängste von Profis unterscheiden sich sehr oft markant von jenen der „Amateure“. Viele Profis fürchten mehr um ihren Ruf als man glaubt. In ihren Gedanken ist das Reporting nach einem Fehlinvestment Fixpunkt der Sorge. Noch dazu wird zumeist an ein Gremium berichtet, das nicht so nahe an den Märkten liegt wie der „Profi“ selbst. Die Angst vor der Erkenntnis, im Luxus der Betrachtung im Nachhinein durch Dritte, sich genau vor diesen rechtfertigen zu müssen, schafft sehr oft völlig konträre Risikomuster. Die Suche nach Benchmarks, denen man solche Entscheidungen umhängen kann, ist überwiegend vom Bemühen solche Ängste zu vermeiden geprägt. Viele investieren genau aus diesem Grund nur mehr so wie die Benchmark. Oder sie bemühen externe Analysten, Berater oder Konsulenten, die durch ihren Blick von außen, und somit wenig Risiko in einer Transaktion am Markt, weil dadurch auch nicht in den Wertekreislauf der Investments eingebunden, um ihre Entscheidungen zu rechtfertigen. Wieder eine Verschiebung der Verantwortung um den eigenen, außerhalb der Märkte liegenden Ängsten zu begegnen.

Denn eines ist völlig gewiss. Solange es Unternehmen gibt, die sich in den Wirtschaftskreisläufen bewegen wollen und dürfen, wird es Gewinn und Performance geben. Erst wenn in diesen Kreislauf geänderte Spielregeln eingreifen oder die Administration überhandnimmt, erst dann sind die Ängste berechtigt. Wenn nicht, wird das ewige Muster baldigst wiederholt, sich später zu fragen, warum man damals denn verkauft und nicht gekauft hat.