29.03.2022

Eigentum ist oft nicht gleich Eigentum



An den Kapitalmärkten geht es oft wild zu. Insbesondere die Aktienmärkte sind so richtig schwankungsfreudige Plätze. Jeder der dort handelt, kauft oder verkauft Aktien. Seine Aktien. Und zwar nur so viel, wie er sich entweder leisten kann, oder er besitzt. Irrtum, diese Zeiten sind vorbei.

In den USA, und aufgrund der hohen Marktanteile in Europa und dem Rest der Welt, wohl am ganzen Kapitalmarktglobus, wird der Faktor „Eigentümerschaft“ inzwischen anders gesehen. Die Rede ist von vormals zwei, inzwischen aber auf drei angewachsenen Verständnisdefinitionen dafür, was man wann wie besitzt. „Ownership of record” und “beneficiary ownership” waren davor schon bekannt. Jetzt kommt “ownership of trade” hinzu.

Die Definition erklärt sich wie folgt: kauft man beispielsweise eine Aktie, bekommt man diese nach zumeist zwei Tagen Valuta in sein Depot gutgeschrieben. Diese zwei Tage braucht man deswegen, um die Transaktion abzuwickeln und auch um die Depotstelle des Verkäufers mit jener des Käufers zu „matchen“. Das nennt man danach einen „owner of record“. Gut, dieser hat dann alle Rechte, die mit Aktien verbunden sind als Person. Der „beneficial owner“ ist in etwa der gleichen Prozedur ausgesetzt, nur macht dies sein Broker, seine Bank, für ihn in seinem Namen und, sollte er seine Rechte in Anspruch nehmen wollen, tut der Broker oder die Bank dies dann auch für ihn (außer er will es nicht, dann muss er sich vorher melden). Der „owner of trade“ ist aber neu in dieser Runde. Inzwischen wurde er der Größte und für manche der Interessanteste dieser drei. Hierbei handelt es sich um die „Investoren“, die nur an kurzfristigen Trades interessiert sind. Daytrading als Zeitvertreib oder als erhoffter Einkommenszweck. Dutzende Handelsplattformen bieten diesen Service zu ultratiefen Konditionen an. Das „Interessante“ daran ist aber, dass an diesem einen Tag niemand, der die Aktie kauft, wirklich Eigentümer ist, eben weil er sie ja gleich wieder verkauft. Und er macht dies vielleicht sogar mehrmals am Tag. Vielleicht sogar computergestützt 100- mal. Der Softwaremarkt ist voll mit Angeboten von algorithmengesteuerten Handelsprogrammen. Manche Aktien handeln inzwischen an einem Tag sogar das Vielfache ihres Grundkapitals. Und es ist nicht einmal ein Scherz, denn die Broker, die diese Trades abwickeln, dürfen das. Schwierig wird es nur, wenn Trades nicht geschlossen werden, oder gar nicht bezahlt werden können. Dann greifen alle möglichen Regeln in die Geschäfte ein und zwingen de facto ein Glattstellen der jeweiligen Position. Solche Handelsprogramme auf privaten und betrieblichen Computern laufen in USA bereits konstant auf Hochtouren. Die Transparenz, wer denn nun Eigentürmer ist, und wer nicht, hat in unseren Zeiten das Gewicht verloren. Wir wissen es oft viel zu spät und unsere verinnerlichten Verhaltensmuster laufen bei diesen Handelsmustern ins Leere. Aktien, die gehandelt werden, sind immer mehr nicht Aktien die „besessen“ sind. Sie sind ein Handelsgut, das nur innerhalb dieses Handels besteht. Aber, believe me or not, der Rest des Marktes, der noch in seinen althergebrachten Strukturen steckt, ist ein solches Handeln nicht gewohnt und erkennt diesen Umstand gar nicht. Auch die Transparenzerfordernisse versagen hier komplett. Man weiß nicht was „Trading“ ist und was „normal“. In manchen Aktien fragt man sich daher, wo denn so große Umsätze herkommen und verbindet, wie lachhaft, fundamentale Gründe damit. Kolossaler Irrtum! Hier hört die Transparenz auf, hier wird die Gier von Börsen und Brokern enttarnt jeden Umsatz zu nehmen der geht, und hier wird dadurch jedes herkömmliche Investment grundsätzlich zum Long-Term-Investment.

Und jetzt hat so ein Verhalten sogar eine Großbank erwischt: Barclays musste zugeben schlanke 15 Mrd. US$ mehr an strukturierten Bonds gehandelt zu haben, als sie jemals emittiert hatten. Sie hätten es erst bemerkt, als eine Neuemission nicht mehr beim Regulator erlaubt wurde. Die erzwungene „Glattstellung“ der zu viel gehandelten Papiere danach kostete 591 Mio. US-Dollar.

Vielleicht ist gerade jetzt in manchen Broker- oder Bankhäusern eine kleine Routineprüfung unterwegs. Nur um sicher zu gehen.



29.03.2022

Eigentum ist oft nicht gleich Eigentum



An den Kapitalmärkten geht es oft wild zu. Insbesondere die Aktienmärkte sind so richtig schwankungsfreudige Plätze. Jeder der dort handelt, kauft oder verkauft Aktien. Seine Aktien. Und zwar nur so viel, wie er sich entweder leisten kann, oder er besitzt. Irrtum, diese Zeiten sind vorbei.

In den USA, und aufgrund der hohen Marktanteile in Europa und dem Rest der Welt, wohl am ganzen Kapitalmarktglobus, wird der Faktor „Eigentümerschaft“ inzwischen anders gesehen. Die Rede ist von vormals zwei, inzwischen aber auf drei angewachsenen Verständnisdefinitionen dafür, was man wann wie besitzt. „Ownership of record” und “beneficiary ownership” waren davor schon bekannt. Jetzt kommt “ownership of trade” hinzu.

Die Definition erklärt sich wie folgt: kauft man beispielsweise eine Aktie, bekommt man diese nach zumeist zwei Tagen Valuta in sein Depot gutgeschrieben. Diese zwei Tage braucht man deswegen, um die Transaktion abzuwickeln und auch um die Depotstelle des Verkäufers mit jener des Käufers zu „matchen“. Das nennt man danach einen „owner of record“. Gut, dieser hat dann alle Rechte, die mit Aktien verbunden sind als Person. Der „beneficial owner“ ist in etwa der gleichen Prozedur ausgesetzt, nur macht dies sein Broker, seine Bank, für ihn in seinem Namen und, sollte er seine Rechte in Anspruch nehmen wollen, tut der Broker oder die Bank dies dann auch für ihn (außer er will es nicht, dann muss er sich vorher melden). Der „owner of trade“ ist aber neu in dieser Runde. Inzwischen wurde er der Größte und für manche der Interessanteste dieser drei. Hierbei handelt es sich um die „Investoren“, die nur an kurzfristigen Trades interessiert sind. Daytrading als Zeitvertreib oder als erhoffter Einkommenszweck. Dutzende Handelsplattformen bieten diesen Service zu ultratiefen Konditionen an. Das „Interessante“ daran ist aber, dass an diesem einen Tag niemand, der die Aktie kauft, wirklich Eigentümer ist, eben weil er sie ja gleich wieder verkauft. Und er macht dies vielleicht sogar mehrmals am Tag. Vielleicht sogar computergestützt 100- mal. Der Softwaremarkt ist voll mit Angeboten von algorithmengesteuerten Handelsprogrammen. Manche Aktien handeln inzwischen an einem Tag sogar das Vielfache ihres Grundkapitals. Und es ist nicht einmal ein Scherz, denn die Broker, die diese Trades abwickeln, dürfen das. Schwierig wird es nur, wenn Trades nicht geschlossen werden, oder gar nicht bezahlt werden können. Dann greifen alle möglichen Regeln in die Geschäfte ein und zwingen de facto ein Glattstellen der jeweiligen Position. Solche Handelsprogramme auf privaten und betrieblichen Computern laufen in USA bereits konstant auf Hochtouren. Die Transparenz, wer denn nun Eigentürmer ist, und wer nicht, hat in unseren Zeiten das Gewicht verloren. Wir wissen es oft viel zu spät und unsere verinnerlichten Verhaltensmuster laufen bei diesen Handelsmustern ins Leere. Aktien, die gehandelt werden, sind immer mehr nicht Aktien die „besessen“ sind. Sie sind ein Handelsgut, das nur innerhalb dieses Handels besteht. Aber, believe me or not, der Rest des Marktes, der noch in seinen althergebrachten Strukturen steckt, ist ein solches Handeln nicht gewohnt und erkennt diesen Umstand gar nicht. Auch die Transparenzerfordernisse versagen hier komplett. Man weiß nicht was „Trading“ ist und was „normal“. In manchen Aktien fragt man sich daher, wo denn so große Umsätze herkommen und verbindet, wie lachhaft, fundamentale Gründe damit. Kolossaler Irrtum! Hier hört die Transparenz auf, hier wird die Gier von Börsen und Brokern enttarnt jeden Umsatz zu nehmen der geht, und hier wird dadurch jedes herkömmliche Investment grundsätzlich zum Long-Term-Investment.

Und jetzt hat so ein Verhalten sogar eine Großbank erwischt: Barclays musste zugeben schlanke 15 Mrd. US$ mehr an strukturierten Bonds gehandelt zu haben, als sie jemals emittiert hatten. Sie hätten es erst bemerkt, als eine Neuemission nicht mehr beim Regulator erlaubt wurde. Die erzwungene „Glattstellung“ der zu viel gehandelten Papiere danach kostete 591 Mio. US-Dollar.

Vielleicht ist gerade jetzt in manchen Broker- oder Bankhäusern eine kleine Routineprüfung unterwegs. Nur um sicher zu gehen.