Überlebensinstinkt und Selbsterhaltung
Wir leben in Zeiten, die uns Vieles abverlangen. Noch gar nicht von der Pandemie befreit ereilt uns, fast vor der Haustüre, eine emotionale, menschliche und gleichzeitigunmenschliche Katastrophe. Der Überfall Russlands auf die Ukraine, mit beispielloser „Hilfe“ des NachbarstaatesWeißrussland umgesetzt, setzt unsere Weltordnung einem totalen Umbruch aus. Wir werden diesen Planeten die nächsten Jahre nicht mehr wiedererkennen, denn wir werden uns neu positionieren, neue Partner suchen und etliche Gewohnheiten neu erfinden müssen. Mr. Putin hat uns eine Lehre in Unmenschlichkeit und eine Lektion im Fach „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ gegeben.
Im Versuch konzentriert und analytisch zu bleiben, helfen Erfahrungen. Und wenn man keine Direkten Erlebnisse hat, so Analogien von vergleichbaren Erfahrungen. Eine Solche ist COVID-19. Klingt ein wenig hergeholt, aber wenn es nicht so zynisch klingen würde, könnte man sagen, dass wir am selben Punkt angelangt sind, an dem wir zu Beginn der Pandemie im ersten Lockdown gewesen waren. Als wir uns angesichts unsicherer Versorgungsperspektiven mit dem Nötigsten rasch eingedeckt hatten. Die Klo-Papiermisere als Blaupause nur mit maximalem Impakt vergrößert. So wie wir uns gedachthatten, was brauchen wir unbedingt für länger, womit können wir uns über Isolation und potenzielle Konsumeinschnitte hinüberretten, was wird uns als erstes ausgehen und wie sichern wir diesen Bedarf ab, genauso müssen wir jetzt darüber nachdenken, wie wir mit dem Entzug russischerRessourcen umgehen. Begleitet vom allumfassendenSicherheitsbedürfnis, exponentiell steigend durch Kriegslärm in den Medien zur Prime Time.
Ein paar Prämissen aufgezählt: Sicherheit, Energie, Rohstoffe;
Sicherheit ist über Nacht ein fühlbares Maximalbedürfnis geworden. Signale gehen rund um die zivilisierte Welt (in der anderen sind sie tägliches Gebrüll), die Rüstungsinvestitionen nicht zu vernachlässigen. Wie schafft man das in einer Welt,die weit digitalisierter ist, als man denkt und trotzdem Raketen und Panzergranaten gehorcht? Indem man beides forciert: Digitale Kapazitäten die als Sicherheit oder auch als defensiver Angriff eingesetzt werden können und sichtbarerRüstungstechnologie die unser menschliches Gut als Drohgebärde weitgehend schützt. Das Modell der Ethik und Moral in unseren Wirtschaftsräumen ist der Brutalität von Panzerhaubitzen gewichen.
Energie als Lebensnerv unserer Wirtschaftsräume muss unabhängiger werden. Unsere Technologie sollte uns auch in die Lage versetzen können, Ressourcen aus anderen, ja alternativeren Energieträgern zu erzeugen. Das tut sie in diesen Zeiten ganz sicher beschleunigt, aber für einen reibungslosen Stafettenlauf reicht auch die höchste Geschwindigkeit derzeit noch nicht. Hier liegen wir noch hilfebedürftig im Hintertreffen und müssen auf externe Hilfe vom restlichen Globus hoffen, die man auch bezahlen wird müssen.
Die Rohstoffe werden noch politisch missbraucht bleiben. Eine globale Seltene Erden Konstellation lässt sich kaum durch schieren Willen verändern. Titan kommt nun einmal zu 90% aus Russland, die Rohstoffe aus China gar nicht zu erwähnen. Klar, man kann schon auch woanders die eine oder andere Rohstofflücke schließen, aber immer mit enormen Umweltkonsequenzen. Unpopulär dies im eigenen Land zu tun. Und wenn die Not einen dazu zwingt, wenigstens eine Enttarnung vorher zynisch versteckter Agitationen, dieanderen Staaten die „Drecksarbeit“ gemacht haben zu lassen.
Am Ende ist es wie es ist, ein gewaltiger Aufruf zu Neuorientierung, Neupositionierung und Neuen Bündnissen. Vielleicht hilft es am Ende sogar, diese Situation als heilenden Schlag ins Gesicht zu verstehen. Den Wake Up Call, der Europa aus seiner Lethargie reißt und eine Vergemeinschaftung in der Bedrohung aus der Bedrohung entstehen lässt. Die Kapitalmärkte werden dies alles begleiten und wie schon immer die Chance und das Risiko bewerten. Von Romantik und Unschuld sind wir aber rüde befreit worden.