25.01.2022

Frischluft im Frühjahrsputz



Es gibt immer wieder Augenblicke, wo man hört, wie oft es noch gute Gelegenheiten geben wird und wie oft die Märkte die sogenannten Geschenke noch für einen bereit halten werden und, ganz ehrlich, kaum jemand glaubt wirklich daran, sondern denkt dabei an Kapitalmarkt-Marketing. Naja, so ganz ist das natürlich nicht zu leugnen, aber eines steht fest, die aktuellen Marktbewegungen haben so einiges an Besonderem in sich.

Da sind einmal die Antizipationen über Wachstumsaktien. Jene Antizipationen bezüglich Zinssensitivität die jahrelang nicht gegolten hatten, aber jetzt, wo die FED droht, auf eine deutlich gestiegenen Inflation reagieren zu wollen, wird man nervös. Zugegeben, Zinsen sind für jeden Kreditnehmer ein Gegner, den man richtig einschätzen sollte, aber die Annahme, dass 1% Geldmarktzinsen -in diesem Bereich liegt die Erwartung für die Geldmarktzinsen der USA für Anfang 2023 - die Wachstumswerte ins finanzielle Drama stürzen werden, darf man doch wohl bezweifeln.

Im Gegenzug zu den Wachstumsaktien sind es immer wieder die als „Value“-Werte bezeichneten Aktien, die als gesuchte Alternative gelten. Diese Aktien sind nichts anderes als fundamental gut abgesicherte Firmen, mit stabilen Bilanzen, sicherem Eigenkapital und in Branchen tätig, die vielleicht nicht als die spannendsten der Welt gelten, wo man aber doch in der Lage ist gutes Geld zu verdienen und, ganz wichtig, regelmäßig Dividenden zu bezahlen. Also die Stahlwerte, Papierfabriken, Energieunternehmen, Nahrungsmittelhersteller, etc... Irritierend an dieser Pauschalierung ist nur die Tatsache, dass diese Aktien genauso gemeinsam mit den Wachstumsaktien fallen können.

Das ist nämlich dann der dritte Selektionsboden für Verkäufe, jener, Gewinne mitzunehmen. Dabei ist es sehr oft komplett egal, ob die darunterliegende Aktie gerade einen Rekordauftrag gemeldet hat oder nicht, man will einfach raus, und das ohne blaues Auge. Also mit Gewinn.

Jetzt kann man sich noch fragen, was die doch so analytisch und intelligent agierenden Portfoliomanager von Riesendepots dazu veranlasst so grausam alles auf einmal zu verkaufen, was sich versilbern lässt. Wo ist der Weitblick, wo die Sorgfalt gegenüber der (eigenen) Performance? Und da erkennt man so einiges an Menschlichem. Der erste Faktor ist jener, dass man sich in der Interpretation politischer Risiken bei zwei politischen Streithähnen nie so ganz sicher sein kann, wer denn bereit ist wie weit zu gehen. Schwierig schon beim Pokern. In der Politik offensichtlich mindestens genauso schwer, weil ganze Heerscharen von Diplomaten und Kommentatoren die Nebengeräusche an Interpretationen und stiller Post in unsere digitalen Ohren flüstern. Ein anderer Grund ist jener, vor dem man so oft gewarnt hat, es aber immer wieder als „unter Kontrolle“ beiseitegeschoben hat, die ETFs sind Everybodies Darling geworden. Und dieser Faktor ist nicht von der Hand zu weisen. Unsere internationalen Handelspartner im Börsenuniversum sind ja klug und können Handelssysteme bis zur Perfektion programmieren. Sie halten daher auch die Illusion konstant im Raum, dass alle Märkte über ein paar wenige kompakt verpackte Instrumente handelbar seien. Diese Pakete, oft in Form von ETFs (Exchange Traded Funds), werden dann zur globalen Gewichtung in verschiedene Märkte und Aktienkategorien investiert und dann, wenn geglaubt wird jetzt kurz einmal verkaufen zu müssen, weil vielleicht die Inflation gestiegen ist, werden über diese ETFs unzählige Märkte auf einmal mit Wellen von Einzelverkäufen geflutet. Warum? Weil Handelsbanken davor gerne ihre alten Bestände in die ETFs verpackt haben, aber sicher nicht gerne wieder auf einen Schwung zurücknehmen wollen. Also ab in die Märkte und das auf einmal, was eben oftmals wie ein Tsunami für manche Aktien wirkt, und Kurseffekte auslöst, die sehr oft so gar nichts mit den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen der jeweiligen Einzelwerte zu tun haben. Die logische Erkenntnis: nicht alle Aktien sind jederzeit in hohem Maße liquide. Überraschung. Genauso wie der Bäcker ums Eck nicht jeden Tag auf einen Schwung 5000 Faschingskrapfen backen und ans Publikum verkaufen kann, wenn allerdings eine Firma eine solche Einzel-Bestellung aufgibt, sehr wohl. Ausnahmen bestätigen eben nicht immer die Regel.

Was das Bild am Ende ergibt, ist die Tatsache, dass es sehr wohl im Laufe eines Jahres mehrere Gelegenheiten gibt, günstig zu Investments zu kommen. Diese sind aber nahezu immer von Zweifel, Risiko, und wenn man vorher schon investiert war, von Schmerz begleitet. Vor der Freude über den Goldfund steht harte und emotionale Arbeit.



25.01.2022

Frischluft im Frühjahrsputz



Es gibt immer wieder Augenblicke, wo man hört, wie oft es noch gute Gelegenheiten geben wird und wie oft die Märkte die sogenannten Geschenke noch für einen bereit halten werden und, ganz ehrlich, kaum jemand glaubt wirklich daran, sondern denkt dabei an Kapitalmarkt-Marketing. Naja, so ganz ist das natürlich nicht zu leugnen, aber eines steht fest, die aktuellen Marktbewegungen haben so einiges an Besonderem in sich.

Da sind einmal die Antizipationen über Wachstumsaktien. Jene Antizipationen bezüglich Zinssensitivität die jahrelang nicht gegolten hatten, aber jetzt, wo die FED droht, auf eine deutlich gestiegenen Inflation reagieren zu wollen, wird man nervös. Zugegeben, Zinsen sind für jeden Kreditnehmer ein Gegner, den man richtig einschätzen sollte, aber die Annahme, dass 1% Geldmarktzinsen -in diesem Bereich liegt die Erwartung für die Geldmarktzinsen der USA für Anfang 2023 - die Wachstumswerte ins finanzielle Drama stürzen werden, darf man doch wohl bezweifeln.

Im Gegenzug zu den Wachstumsaktien sind es immer wieder die als „Value“-Werte bezeichneten Aktien, die als gesuchte Alternative gelten. Diese Aktien sind nichts anderes als fundamental gut abgesicherte Firmen, mit stabilen Bilanzen, sicherem Eigenkapital und in Branchen tätig, die vielleicht nicht als die spannendsten der Welt gelten, wo man aber doch in der Lage ist gutes Geld zu verdienen und, ganz wichtig, regelmäßig Dividenden zu bezahlen. Also die Stahlwerte, Papierfabriken, Energieunternehmen, Nahrungsmittelhersteller, etc... Irritierend an dieser Pauschalierung ist nur die Tatsache, dass diese Aktien genauso gemeinsam mit den Wachstumsaktien fallen können.

Das ist nämlich dann der dritte Selektionsboden für Verkäufe, jener, Gewinne mitzunehmen. Dabei ist es sehr oft komplett egal, ob die darunterliegende Aktie gerade einen Rekordauftrag gemeldet hat oder nicht, man will einfach raus, und das ohne blaues Auge. Also mit Gewinn.

Jetzt kann man sich noch fragen, was die doch so analytisch und intelligent agierenden Portfoliomanager von Riesendepots dazu veranlasst so grausam alles auf einmal zu verkaufen, was sich versilbern lässt. Wo ist der Weitblick, wo die Sorgfalt gegenüber der (eigenen) Performance? Und da erkennt man so einiges an Menschlichem. Der erste Faktor ist jener, dass man sich in der Interpretation politischer Risiken bei zwei politischen Streithähnen nie so ganz sicher sein kann, wer denn bereit ist wie weit zu gehen. Schwierig schon beim Pokern. In der Politik offensichtlich mindestens genauso schwer, weil ganze Heerscharen von Diplomaten und Kommentatoren die Nebengeräusche an Interpretationen und stiller Post in unsere digitalen Ohren flüstern. Ein anderer Grund ist jener, vor dem man so oft gewarnt hat, es aber immer wieder als „unter Kontrolle“ beiseitegeschoben hat, die ETFs sind Everybodies Darling geworden. Und dieser Faktor ist nicht von der Hand zu weisen. Unsere internationalen Handelspartner im Börsenuniversum sind ja klug und können Handelssysteme bis zur Perfektion programmieren. Sie halten daher auch die Illusion konstant im Raum, dass alle Märkte über ein paar wenige kompakt verpackte Instrumente handelbar seien. Diese Pakete, oft in Form von ETFs (Exchange Traded Funds), werden dann zur globalen Gewichtung in verschiedene Märkte und Aktienkategorien investiert und dann, wenn geglaubt wird jetzt kurz einmal verkaufen zu müssen, weil vielleicht die Inflation gestiegen ist, werden über diese ETFs unzählige Märkte auf einmal mit Wellen von Einzelverkäufen geflutet. Warum? Weil Handelsbanken davor gerne ihre alten Bestände in die ETFs verpackt haben, aber sicher nicht gerne wieder auf einen Schwung zurücknehmen wollen. Also ab in die Märkte und das auf einmal, was eben oftmals wie ein Tsunami für manche Aktien wirkt, und Kurseffekte auslöst, die sehr oft so gar nichts mit den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen der jeweiligen Einzelwerte zu tun haben. Die logische Erkenntnis: nicht alle Aktien sind jederzeit in hohem Maße liquide. Überraschung. Genauso wie der Bäcker ums Eck nicht jeden Tag auf einen Schwung 5000 Faschingskrapfen backen und ans Publikum verkaufen kann, wenn allerdings eine Firma eine solche Einzel-Bestellung aufgibt, sehr wohl. Ausnahmen bestätigen eben nicht immer die Regel.

Was das Bild am Ende ergibt, ist die Tatsache, dass es sehr wohl im Laufe eines Jahres mehrere Gelegenheiten gibt, günstig zu Investments zu kommen. Diese sind aber nahezu immer von Zweifel, Risiko, und wenn man vorher schon investiert war, von Schmerz begleitet. Vor der Freude über den Goldfund steht harte und emotionale Arbeit.