Die virtuelle Welt verbindet sich mit der realen Welt.
Wir an den Börsen sind es gewohnt daran zu arbeiten, künftige Entwicklungen zu erahnen, die Basis für diese Erwartung, auf unterschiedlichen Füssen ruhend, zum Inhalt unseres Erfolges oder Misserfolges zu machen, danach daran zu lernen, um besser werden zu können. Wir arbeiten daher in einer Art virtuellem Raum.
Das private Umfeld ist und war immer ein Hort der physischen Nähe und Erholung. Man konnte endlich analog sein. Die beruflich bedingte Sphärenbildung ins Eck stellen und den in uns allen innewohnenden Neandertaler heraushängen lassen.
Seit einigen Monaten und Jahren ist dies anders, wenn nicht für Viele sogar umgekehrt worden.
Der virtuelle Space ist auch zu Hause und im privaten Umfeld entstanden. Die Pandemie und die vielfältigen Versuche ihrer Bekämpfung haben dies bewirkt. Zu Hause ist auch dort, wo man sich sicher fühlt vor Ansteckung. Wo einem das unsichtbare potenziell Gefährliche nicht mehr so nahe ist, und auch dort, wo man trotz allem durchaus als Online-Konsument das eine oder andere Ventil ins reale Leben da Draußen findet. Selbstbewusstsein im Lockdown als virtuelle Aufgabe.
Dieser Zustand macht uns langsam, aber doch mürbe.
Man braucht wohl, ob es einem passt oder nicht, diese Form der körperlichen und somit persönlichen Freiheit. Nachdem der fröhliche Gruppenzwang bei Sportveranstaltungen oder Konzerten inzwischen so oft dem sozialen Pandemieregulativ unterworfen wird benötigt es zur Vermeidung dieses persönlichen virtuellen Lockdowns aber Selbsterkenntnis. Viele, und da meine ich durchaus auch mich, sind mittlerweile zu Josef Haders „Topfpflanzen“ geworden. Wir graben uns in unserem Zuhause ein, polstern den Bunker aus. Michael Niavarani hat einmal gesagt: i mag eh die Menschen, nur die Leut halt ned. Mag als nackte, enttarnte Wahrheit ja wirklich lustig sein, aber let’s face it: Es wird Zeit, dass wir Topfpflanzen wieder einmal spazieren gehen đ.
Das wünsche ich uns allen und lege es unter den Christbaum als Bitte ans Christkind.
Und, sollte es nichts helfen, dann zumindest wünsche ich uns allen die Erkenntnis, dass das eine oder andere Wohlbefinden genau an diesem Spagat zwischen virtuell und real gerade zerbricht und dass man genau dort ansetzen sollte und dieses Wohlbefinden oder auch die Suche nach Genuss ins Zentrum rückt, um nicht ganz ins Gleichgültige zu versinken.
Frohe Weihnachten,
Wolfgang Matejka