03.08.2021

Die Rückkehr des Sommerlochs



Die letzten Wochen waren so richtig Erinnerungsfrischluft für alte Börsianer wie mich. Erinnerungen an die alten Tage, wo im Sommer wirklich auch die Börsen „im Urlaub“ waren. Wo die Börse in Wien, ich meine die Rufbörse in den Hallen des Wiener Börse Gebäudes, eine der wenige kühlen Plätze war, wo man dann nach dem Auktionshandel voller Stolz und Würde auf dem Weg zurück ins wohlverdiente Ende des Arbeitstages im jeweiligen Handelsraum hineindriften durfte. Naja, da hat sich mittlerweile schon gewaltig viel geändert, aber dieses Jahr haben zumindest die meisten Börsen die „Sommerrolle“ gut gespielt.

Grund dafür sind selbstverständlich nicht irgendwelche Reminiszenzen, sondern knall hart unser „meistgeliebter“ Virus. SARS-CoV-2 hat es mit sich gebracht, dass sich Viele einfach nicht mehr weit reisen und auch nicht länger planen getrauen. Die Herbst- oder Winterreise in warme Gefilde wurde oftmals dem sommerlichen Italien- oder Kroatienurlaub geopfert. Wenn nicht gleich Balkonien. Man hat sich ja fast schon dran gewöhnt an den Spagat zwischen Balkonien und Sofambique. Neben der Erkenntnis, dass es auch in unserer geografischen Nähe schön sein kann, spielen da einige andere Faktoren wie Sicherheit, Planbarkeit, Bequemlichkeit und Flexibilität sicher auch eine gehörige Rolle. Und dass an den Börsen genug Familienväter und -Mütter beteiligt sind, die mit ihren Kids auch das Ende der Lockdowns mit Pizza, Gelati und Calamari Fritti an Originalschauplätzen feiern wollten, konnte man dadurch umso stärker im heurigen Jahr bemerken. Die Umsätze wurden dünner. Dass trotzdem ein paar „Lustige“ ein paar Aktien hin und her treiben konnten war eben auch dieser geringeren Liquidität geschuldet. Wenigstens die Volatilität ging daher nicht zurück. Also alles gut.

Nun, ja, aber doch nicht so ganz. Das zuletzt veröffentlichte Strategiepapier der EZB sollte den UrlaubsheimkehrerInnen gleich ein wenig von ihren emotionalen Reserven anknabbern, denn auf diese strategischen Aussagen gilt es ebenso strategisch zu reagieren. Die Abkehr einer Inflationsorientierung hin zu einer Inflationsinterpretation klingt zwar nach nichts, ist aber eigentlich starker Tobak. „Das Ministerium der Wahrheit“ … . Auch die Ergebnisse des Bankenstresstests mit einem verkniffen formulierten Wegfall der Dividendensperre lassen genauso mitdenken. Selbst die eben verkündete Verschiebung der Regulierungsstandards der EU (ein Regulierungspaket das den gesamten Finanzbereich umfasst) durch die EU-Kommission um 6 Monate klingt nur auf den ersten Blick freundlich. Der Grund für die Verschiebung offenbart die kommende Erkenntnis. Die EU-Kommission selbst hatte mit drei Monaten (!) nicht genügend Zeit die von den Europäischen Aufsicht übermittelten Vorschläge durchzusehen. Na viel Spaß möge man meinen, und kein Wunder, dass man sich da einen Urlaub wünscht.

Was jetzt noch bleibt ist natürlich der August, DER Urlaubsmonat vergangener Zeiten. Wo beispielsweise am 15.August, dem „Ferragosto“, halb Italien am Strand übernachtet, nicht um dem alten Kaiser Augustus dafür zu danken, dass er mit diesen ursprünglich zwei Wochen Feiertagen dem Monat den Namen gegeben hat, sondern einfach um kollektiv Urlaub zu machen. Übrigens ist nicht nur unser Monat „August“ davon hergeleitet, sondern der Begriff „Ferien“ erst recht. Es waren nämlich zu des Kaisers Zeiten die „feriae Augusti“, nunmehr zu Ferragosto verschliffen, die ab 15. bis Ende des Monats gefeiert wurden. 2000 Jahre später noch immer eine Jahreszeit in der in Italien sogar Badewannen als Schlafgelegenheit vermietet wurden und ganze Heerscharen im oder neben dem Auto Urlaub machten. Unvergessliche Szenen überfüllter Autobahnparkplätze mit qualmenden Grillplätzen.

Diese Form des Urlaubs ist inzwischen komplett vorbei und verbindet sich nur mehr mit der einen oder anderen alkohol-induzierten Notsituation. Die Urlaubsromantik ist heute eine andere geworden. Auch die an der Börse wo sogar der Klimawandel sich erkennbar macht. So wie der früher wärmere August inzwischen dem Juli gewichen ist, wird der August auch an den Börsen die letzten Jahre ernster als der Juli genommen. Mal sehen ob’s auch im Jahr 2021 der Fall sein wird.



03.08.2021

Die Rückkehr des Sommerlochs



Die letzten Wochen waren so richtig Erinnerungsfrischluft für alte Börsianer wie mich. Erinnerungen an die alten Tage, wo im Sommer wirklich auch die Börsen „im Urlaub“ waren. Wo die Börse in Wien, ich meine die Rufbörse in den Hallen des Wiener Börse Gebäudes, eine der wenige kühlen Plätze war, wo man dann nach dem Auktionshandel voller Stolz und Würde auf dem Weg zurück ins wohlverdiente Ende des Arbeitstages im jeweiligen Handelsraum hineindriften durfte. Naja, da hat sich mittlerweile schon gewaltig viel geändert, aber dieses Jahr haben zumindest die meisten Börsen die „Sommerrolle“ gut gespielt.

Grund dafür sind selbstverständlich nicht irgendwelche Reminiszenzen, sondern knall hart unser „meistgeliebter“ Virus. SARS-CoV-2 hat es mit sich gebracht, dass sich Viele einfach nicht mehr weit reisen und auch nicht länger planen getrauen. Die Herbst- oder Winterreise in warme Gefilde wurde oftmals dem sommerlichen Italien- oder Kroatienurlaub geopfert. Wenn nicht gleich Balkonien. Man hat sich ja fast schon dran gewöhnt an den Spagat zwischen Balkonien und Sofambique. Neben der Erkenntnis, dass es auch in unserer geografischen Nähe schön sein kann, spielen da einige andere Faktoren wie Sicherheit, Planbarkeit, Bequemlichkeit und Flexibilität sicher auch eine gehörige Rolle. Und dass an den Börsen genug Familienväter und -Mütter beteiligt sind, die mit ihren Kids auch das Ende der Lockdowns mit Pizza, Gelati und Calamari Fritti an Originalschauplätzen feiern wollten, konnte man dadurch umso stärker im heurigen Jahr bemerken. Die Umsätze wurden dünner. Dass trotzdem ein paar „Lustige“ ein paar Aktien hin und her treiben konnten war eben auch dieser geringeren Liquidität geschuldet. Wenigstens die Volatilität ging daher nicht zurück. Also alles gut.

Nun, ja, aber doch nicht so ganz. Das zuletzt veröffentlichte Strategiepapier der EZB sollte den UrlaubsheimkehrerInnen gleich ein wenig von ihren emotionalen Reserven anknabbern, denn auf diese strategischen Aussagen gilt es ebenso strategisch zu reagieren. Die Abkehr einer Inflationsorientierung hin zu einer Inflationsinterpretation klingt zwar nach nichts, ist aber eigentlich starker Tobak. „Das Ministerium der Wahrheit“ … . Auch die Ergebnisse des Bankenstresstests mit einem verkniffen formulierten Wegfall der Dividendensperre lassen genauso mitdenken. Selbst die eben verkündete Verschiebung der Regulierungsstandards der EU (ein Regulierungspaket das den gesamten Finanzbereich umfasst) durch die EU-Kommission um 6 Monate klingt nur auf den ersten Blick freundlich. Der Grund für die Verschiebung offenbart die kommende Erkenntnis. Die EU-Kommission selbst hatte mit drei Monaten (!) nicht genügend Zeit die von den Europäischen Aufsicht übermittelten Vorschläge durchzusehen. Na viel Spaß möge man meinen, und kein Wunder, dass man sich da einen Urlaub wünscht.

Was jetzt noch bleibt ist natürlich der August, DER Urlaubsmonat vergangener Zeiten. Wo beispielsweise am 15.August, dem „Ferragosto“, halb Italien am Strand übernachtet, nicht um dem alten Kaiser Augustus dafür zu danken, dass er mit diesen ursprünglich zwei Wochen Feiertagen dem Monat den Namen gegeben hat, sondern einfach um kollektiv Urlaub zu machen. Übrigens ist nicht nur unser Monat „August“ davon hergeleitet, sondern der Begriff „Ferien“ erst recht. Es waren nämlich zu des Kaisers Zeiten die „feriae Augusti“, nunmehr zu Ferragosto verschliffen, die ab 15. bis Ende des Monats gefeiert wurden. 2000 Jahre später noch immer eine Jahreszeit in der in Italien sogar Badewannen als Schlafgelegenheit vermietet wurden und ganze Heerscharen im oder neben dem Auto Urlaub machten. Unvergessliche Szenen überfüllter Autobahnparkplätze mit qualmenden Grillplätzen.

Diese Form des Urlaubs ist inzwischen komplett vorbei und verbindet sich nur mehr mit der einen oder anderen alkohol-induzierten Notsituation. Die Urlaubsromantik ist heute eine andere geworden. Auch die an der Börse wo sogar der Klimawandel sich erkennbar macht. So wie der früher wärmere August inzwischen dem Juli gewichen ist, wird der August auch an den Börsen die letzten Jahre ernster als der Juli genommen. Mal sehen ob’s auch im Jahr 2021 der Fall sein wird.