18.05.2021

Private Experten unter uns



Zuletzt hatte ich ein Gespräch im Verwandtschaftskreis mit einem jungen Mann über Kryptowährungen, Decentralized Finance, Blockchain und Non Fungible Tokens wo mir der Hut davon geflogen ist vor so viel Kompetenz. Richtig erschüttert war ich ob der Erkenntnis, was ich denn alles nicht weiß. Und dabei war es nur ein einfacher Wissensaustausch. Kompetenz pur am anderen Ende des Drinks. Genauso mit einer jungen Mutter ein Gespräch über einen börsennotierten Onlinehändler (nicht Amazon). Wieder ein gewaltiger Surprise, wie scharf die Analyse von Konsumenten sein kann, und wie sehr man diese Schärfe ja auch im Investment an der Börse anwenden kann (von den privaten Gesprächen über Politik will ich hier aber lieber nicht schreiben). Die Erkenntnis liegt auf der Hand, unsere Börsen sind mehr und mehr von kompetenten und immer mehr wissenden, weil Wissen suchenden, Privaten entdeckt. Nicht nur in den USA, sondern inzwischen gerade auch in Europa wächst die Anzahl der privaten Depots daher stetig an.

Interessant auch, welch regionale Unterschiede in diesem Kontext an uns heranströmen. China beispielsweise ist das Zockerland par excellence. An den spekulations-heißesten Tagen des Jahres fällt die statistische Durchschnittsbehaltedauer einer Aktie auf unter 4 Minuten. „Normal“ sind es gerade einmal drei Tage. Natürlich ein Hinweis auf die Zunahme von automatisierten Handelssystemen, aber auch ein Hinweis, dass diese Systeme verstärkt auch von Privaten Chinesen genutzt werden. In den USA hat dagegen der Corona-Scheck von „Sleepy Joe“ den Privatdepots auf die Sprünge geholfen. Und genau die in den letzten Wochen ins World Wide Web von zehntausenden PrivatanlegerInnen hinausgebrüllte Botschaft, es den alten Strukturen schon zu zeigen wo Young USA den Hammer hinhängt, hat die Börsen kräftiger beeinflusst, als viele es wahrhaben wollten. Hedgefunds wurden als Bösewichte erkannt und gnadenlos attackiert. Ein gegenseitiges Helfen innerhalb der Hedgefundgemeinde passiert relativ selten. Zumindest selten so sichtbar wie in den Tagen, als es darum ging Melvin Capital aus dem Leerverkaufsdilemma bei Gamestop wieder herauszuholen. Und selbst die Methodik, mit der dies geschah, wo man erkannte mit welch unfairen Informationsinstrumenten Hedgefondsgiganten wie Citadel ihr Business machen, offenbarte zu viel und setzte plötzlich den Regulator in USA in Bewegung. Das war durchaus eine Revolution, die von Privatanlegern in Gang gesetzt wurde. Mal sehen wie weit die Welle trägt, bevor sie in Bürokratie wieder verebbt.

Und jetzt wachen auch in Europa die PrivatanlegerInnen auf. Erkennen, dass die Situation am Sparbuch sich trotz aller Hoffnungen nicht so bald bessern wird und denken über Veranlagungen über den nächsten Urlaub hinaus nach. Und das ist gut so. Selbst wenn man dann vielleicht doch nicht investiert und die Matratze wieder herhalten muss, aber die Auseinandersetzung mit dem Universum beinhaltet eben auch das Mystery Land der Investments. Wir werden alle dadurch ein wenig mündiger. Vielleicht auch wissender. Vielleicht fühlen wir uns aber auch unwissender, weil es eben so viele Möglichkeiten da draußen gibt und am Ende nur die Bitcoinwolke als Thema hängen bleibt. Wer weiß. Allein der Versuch ist es wert.

Noch ein kurzer Flash auf „Corona“. Enorm viele Menschen haben sich um diesen Virus und die Behandlungen rund um ihn und daher auch rund um uns individuell Betroffene Gedanken gemacht. Hinterfragt, angezweifelt, gefürchtet, verworfen und befolgt. Jeder hat dabei, trotz enger Zügel, seinen eigenen Weg gesucht und gefunden. Selbst an den Börsen wurden diese Erkenntnisse deutlich spürbar. Kaum eine Mitteilung von Pharmafirmen, Medizinpräparateherstellern, Virologen, Biologen oder Zulieferern, die nicht breit gelesen und verarbeitet wurde. Die Suche nach der ultimativen Prävention hat dabei einzelne Aktien zu Superperformern gemacht, die Impfstoffforschung ganze Branchen beflügelt, und auch die zu Beginn noch so anonymen Masken- oder Testhersteller wurden danach richtiggehend gehypt. Der Wunsch nach Freiheit in Verbindung mit Investment als Lockdown-Therapie.

Hoffen wir, dass es so bleibt, auch wenn wir wieder an die Sonne dürfen. Denn  private AnlegerInnen sind für jeden Wirtschaftsraum immer gute Anleger, weil diese mehr in ihren Investments leben als Andere.



18.05.2021

Private Experten unter uns



Zuletzt hatte ich ein Gespräch im Verwandtschaftskreis mit einem jungen Mann über Kryptowährungen, Decentralized Finance, Blockchain und Non Fungible Tokens wo mir der Hut davon geflogen ist vor so viel Kompetenz. Richtig erschüttert war ich ob der Erkenntnis, was ich denn alles nicht weiß. Und dabei war es nur ein einfacher Wissensaustausch. Kompetenz pur am anderen Ende des Drinks. Genauso mit einer jungen Mutter ein Gespräch über einen börsennotierten Onlinehändler (nicht Amazon). Wieder ein gewaltiger Surprise, wie scharf die Analyse von Konsumenten sein kann, und wie sehr man diese Schärfe ja auch im Investment an der Börse anwenden kann (von den privaten Gesprächen über Politik will ich hier aber lieber nicht schreiben). Die Erkenntnis liegt auf der Hand, unsere Börsen sind mehr und mehr von kompetenten und immer mehr wissenden, weil Wissen suchenden, Privaten entdeckt. Nicht nur in den USA, sondern inzwischen gerade auch in Europa wächst die Anzahl der privaten Depots daher stetig an.

Interessant auch, welch regionale Unterschiede in diesem Kontext an uns heranströmen. China beispielsweise ist das Zockerland par excellence. An den spekulations-heißesten Tagen des Jahres fällt die statistische Durchschnittsbehaltedauer einer Aktie auf unter 4 Minuten. „Normal“ sind es gerade einmal drei Tage. Natürlich ein Hinweis auf die Zunahme von automatisierten Handelssystemen, aber auch ein Hinweis, dass diese Systeme verstärkt auch von Privaten Chinesen genutzt werden. In den USA hat dagegen der Corona-Scheck von „Sleepy Joe“ den Privatdepots auf die Sprünge geholfen. Und genau die in den letzten Wochen ins World Wide Web von zehntausenden PrivatanlegerInnen hinausgebrüllte Botschaft, es den alten Strukturen schon zu zeigen wo Young USA den Hammer hinhängt, hat die Börsen kräftiger beeinflusst, als viele es wahrhaben wollten. Hedgefunds wurden als Bösewichte erkannt und gnadenlos attackiert. Ein gegenseitiges Helfen innerhalb der Hedgefundgemeinde passiert relativ selten. Zumindest selten so sichtbar wie in den Tagen, als es darum ging Melvin Capital aus dem Leerverkaufsdilemma bei Gamestop wieder herauszuholen. Und selbst die Methodik, mit der dies geschah, wo man erkannte mit welch unfairen Informationsinstrumenten Hedgefondsgiganten wie Citadel ihr Business machen, offenbarte zu viel und setzte plötzlich den Regulator in USA in Bewegung. Das war durchaus eine Revolution, die von Privatanlegern in Gang gesetzt wurde. Mal sehen wie weit die Welle trägt, bevor sie in Bürokratie wieder verebbt.

Und jetzt wachen auch in Europa die PrivatanlegerInnen auf. Erkennen, dass die Situation am Sparbuch sich trotz aller Hoffnungen nicht so bald bessern wird und denken über Veranlagungen über den nächsten Urlaub hinaus nach. Und das ist gut so. Selbst wenn man dann vielleicht doch nicht investiert und die Matratze wieder herhalten muss, aber die Auseinandersetzung mit dem Universum beinhaltet eben auch das Mystery Land der Investments. Wir werden alle dadurch ein wenig mündiger. Vielleicht auch wissender. Vielleicht fühlen wir uns aber auch unwissender, weil es eben so viele Möglichkeiten da draußen gibt und am Ende nur die Bitcoinwolke als Thema hängen bleibt. Wer weiß. Allein der Versuch ist es wert.

Noch ein kurzer Flash auf „Corona“. Enorm viele Menschen haben sich um diesen Virus und die Behandlungen rund um ihn und daher auch rund um uns individuell Betroffene Gedanken gemacht. Hinterfragt, angezweifelt, gefürchtet, verworfen und befolgt. Jeder hat dabei, trotz enger Zügel, seinen eigenen Weg gesucht und gefunden. Selbst an den Börsen wurden diese Erkenntnisse deutlich spürbar. Kaum eine Mitteilung von Pharmafirmen, Medizinpräparateherstellern, Virologen, Biologen oder Zulieferern, die nicht breit gelesen und verarbeitet wurde. Die Suche nach der ultimativen Prävention hat dabei einzelne Aktien zu Superperformern gemacht, die Impfstoffforschung ganze Branchen beflügelt, und auch die zu Beginn noch so anonymen Masken- oder Testhersteller wurden danach richtiggehend gehypt. Der Wunsch nach Freiheit in Verbindung mit Investment als Lockdown-Therapie.

Hoffen wir, dass es so bleibt, auch wenn wir wieder an die Sonne dürfen. Denn  private AnlegerInnen sind für jeden Wirtschaftsraum immer gute Anleger, weil diese mehr in ihren Investments leben als Andere.