Einmal Döner mit viel scharf
Jetzt haben wir doch einen Crash an den Aktienmärkten in 2021 bekommen. Zwar keinen Globalen, wie ein Jahr zuvor, aber ziemlich pünktlich zum Anniversary des SARS-CoV2 indizierten Kurssturzes 2020, meldet sich die Türkei und rauscht mal so gut 10% in zwei Tagen gen Süden. Der Anlass, rein formell, die Entlassung des gerade einmal vor 5 Monaten ins Amt gehobenen Notenbank-Chefs der es gewagt hatte, um eine Abschwächung der türkischen Lira zu verhindern, die kurzfristigen Zinsen zu erhöhen. Treppenwitz, dass gerade durch diese Entlassung die Lira erst recht in den freien Fall überging.
Die Politik ist ein Luder. Der Kapitalmarkt auch. Und zwei Luder vertragen sich in der Regel eben nicht. Was für US-amerikanische Soap-Operas die Ingredienz schlechthin darstellt, ein ausgeprägter Zickenkrieg, ist für Wirtschaftskreisläufe nahezu immer Gift. Vertrauen ist eben etwas, das man sich bewahren muss, und wenn es einmal verschwunden ist, sind die schmerzhaften Finanzreaktionen danach nur mehr die Resultante daraus.
Dumm auch, dass dies alles auf Kapitalmärkte trifft, die ohnehin schon in der permanenten „Reise nach Jerusalem“ gefangen, vom vielen rund um den Tisch laufen schon schwindelig sind und endlich Ruhe, sprich Sicherheit, wollen. Wir sind im Lock-Down-Trallala schön langsam mürbe und auch der wildeste BIP-Junkie fängt sich am Kopf zu kratzen an, wann denn nun das erwartete Wachstum, das all diese Bewertungen an den Märkten rechtfertigen kann, passieren wird. Da lenkt so etwas, wie gerade in der Türkei passiert, ein wenig ab. Da kann man sich mit leichtem Schauder ob der fallenden Kurse darauf konzentrieren und sich gleichzeitig beruhigen, dass man kaum direkt davon betroffen ist. Das „kaum“ ist aber ziemlich relativ. Denn es zeigt sich, und wird sich zeigen, und bitte alle PolitikerInnen, die nur irgendein Wirtschaftsempfingen noch haben, aufpassen, wie sehr Kapitalmärkte - und seien es auch international nur relativ kleine Märkte - die Wirtschaftsprozesse beeinflussen und welche Folgen zu starke politische Eingriffe in diese Märkte nach sich ziehen.
Die erste Reaktion war der Rückzug internationaler Gelder, der Verfall der Lira als Indiz dessen. Danach die Reduktion bestehender Geschäfte. Alles was weiter als ein paar Tage reicht wird plötzlich weniger kalkulierbar. Zahlungen und Lieferungen, die weiter in die Zukunft ragen werden neu verhandelt. Viele können gar nicht verhandelt werden, weil plötzlich beiderseitig die Basis fehlt. Und dann der Entzug der Potentiale. Jeder Investor, jede Investorin, jeder konstruktive Prozess der Wirtschaftswachstum adressiert, wird unsicher. Die einzige Möglichkeit, die noch Fantasie enthält, sind Investments, die auch innerhalb des Landes bleiben, aber da kommt wieder der Faktor Politik ins Spiel, und wer garantiert, dass die auch für die eigene Bevölkerung mitspielt, wenn sie schon beim Schutz des Kapitals versagt.
Gerade eben kämpft die Türkei gegen den Strudel internationaler Skepsis. Ein Land, das ohnehin schon aufgrund des Einbruchs des Tourismus‘ den Terminus „Devisenreserven“ immer öfter in der Vergangenheitsform verwendet. Es ist nicht einfach, gerade in diesem Fall, international großzügig zu helfen, gerade weil man sich dafür kein vordergründiges Verständnis und schon gar keine „Danke“ erwarten darf, aber es soll uns Allen zu zwei Gedanken verhelfen, nämlich, dass wir Alle, ob KapitalmarktteilnehmerIn, PensionistIn, der Dönerstand ums Eck oder generell SteuerzahlerInnen, von der Glaubwürdigkeit und somit dem Funktionieren der Kapitalmärkte abhängig sind, und zweitens, dass auch die Politik sich nicht einfach etwas wünschen kann, mit dem sie die Intelligenz genau ebendieser „Alle“ beiseite schiebt.
Der Döner-Fettfleck im Politstammbuch …