22.09.2020

Wahlkrampf



Die Börsen haben die Präsenz der Politik die letzten Jahre weit stärker gespürt und angenommen als der herkömmlichen Portfoliolehre entsprechend nötig wäre. Die Aggressivität und damit verbundene Gegenaggressivität oder Schutzargumentation sorgten dafür, dass ökonomische Faktoren oftmals ausgeblendet erschienen. Natürlich waren sie es nicht wirklich, sondern nur von einander wie beim Tennis im Schlagabtausch der Bälle abwechselnden Interpretationen welche Wahrscheinlichkeit denn nun die mittel- bis langfristigere sei, die man sich ins ökonomische Bild nun einpflanzen möge, überlagert. An den Börsen startet offensichtlich nun die Wahlkampf-Periode. Die Auseinandersetzung mit wahrscheinlichen Wahlausgängen und die diese begleitenden Stellschrauben beginnt die Erwartungshaltungen langsam aber doch zu überlagern.

Nicht, dass das nach wie vor dominante Thema „Covid-19“ samt der Interpretation der Auswüchse erster, zweiter oder vielleicht sogar dritter Wellen (wer sagt, dass Entwicklungsländer gleichen Zugang zu Impfstoffen, sollten diese überhaupt innerhalb von 6 Monaten verfügbar sein, erhalten werden?) komplett verdrängt wird, schon gar nicht wenn man sich die aktuellen Lock-Down Interpretationen wieder ansieht, aber die drei gerade laufenden globalen Wahlkämpfe arbeiten sich zügig in die Portfolien hinein.

Diese großen Drei sind die USA, Brexit und klar, Wien.

Von den USA kann man sich durchaus Hollywoodfeeling mit Anlehnung an alle möglichen Genres erwarten. Krieg, Horror, Splatter, Verschwörung, Justizdrama, alles wird kommen. Sogar Komik wird man kurzfristig erleben dürfen, bevor man sich vor explodierenden Bäumen gleich wieder in Deckung wirft. Dumm dabei nur, dass die US-Filmindustrie, die uns mit „House of Cards“ noch eine hochrealistische Analogie auf die Top-US-Politik geliefert hatte so grausam in der Aussage der letzten Staffel versagte. Dann als in der Serie die US-Präsidentenwahl durch die Aufdeckung manipulativer Verwendung privater Daten gebrochen wurde. In der Realität aber wurde das Vorgehen von Cambridge Analytica (wir erinnern uns) gerade noch in einem (späteren und öffentlich inszenierten)  Reue-Geständnis von Mark Zuckerberg samt 5 Mrd US$ Strafe von Facebook beendet und die offensichtlich wahren Schuldigen durften sich via einer ewig dahinziehenden Untersuchung ob Russland involviert war oder nicht ins Abseits der Fadesse zurückziehen. Damals verlor die Wahrheit Hollywoods gegen die Wahrheit der Politik. Und warum sollte das diesmal anders sein? Fasten Seat Belts wird zur Pflicht, denn zusätzlich zum aktuellen Überlager Covid-19 drängt sich die Besetzung des höchsten Gerichts in den USA eben ins Rampenlicht. Und da geht es um die Positionierung des Rechts-Staates (wer will darf darin auch ein Wortspiel vermuten). Den Börsen dürfte es bis dorthin noch egal sein wer neuer/alter Präsident wird, denn die Ausgänge sind bereits analysiert und digital besetzt. Sollte Joe Biden den aktuellen Polls entsprechend gewinnen, werden es die großen und marktbeherrschenden FAANGs ein wenig schwerer haben, die kleineren dagegen dürfen aufatmen, samt jene die sich im China-Konflikt gerade als Verlierer fühlen (und das sind nicht wenige). Sollte es Donald Trump wieder schaffen, wird es neben dessen Provokationen wieder ein Big-USA auch an den Börsen geben während die Volkswirtschaft USA weiter ins Mittelmaß abrutschen und damit den US-Dollar erneut zum Konjunkturinstrument abschwächen wird. Was bleibt ist Emotion. Hohe Emotion.

Genauso die „Wahl“ zum Brexit. Klar, man hat immer eine Wahl und da steht gerade auf der Agenda ob man sich an Verträge künftig halten will, ob Wirtschaftspolitik mehr einem Pokerspiel als Interessensabwägung entspricht und wie lange man ein Land vor seiner eigenen Fehleinschätzung täuschen kann. Gleichzeitig kostet die Auseinandersetzung mit dem Erkennen der eigenen Langsamkeit, struktureller Entscheidungsschwäche und dem Mangel an fokussierter Stimme der EU gerade Einiges an dringend nötigem Selbstbewusstsein. Man wird sehen, ob UK, als bisheriger Hort von Gesetz und Ordnung (enorm viele internationale Verträge werden genau deswegen gerade in London geschlossen) rechtzeitig die Erkenntnis ereilt mit welchem Risiko sie gerade spielen samt dem kleinen Fakt, in diese Rechnung auch die bestehenden Schulden bei der EU einzubeziehen, samt deren potentieller Rückzahlung. Kleinigkeiten also. Die paar dutzend Milliarden.

Last but not least starrt der Globus atemlos auf den Wahlausgang in Wien. Der lt. Mercer Institute lebenswertesten Stadt der Welt. Eigentlich bei diesen Vorgaben stellt sich nur eine Frage, nämlich ob eine Wahl imstande ist Fakten komplett auszublenden und zur reinen emotional dominierten und gesteuerten Struktur verkommen lässt, denn nach den internationalen Wahlausgängen der letzten Jahre kann man diese Frage ruhig im Raum stehen lassen. Eines ist in Wien aber sicher, dieser Wahlausgang wird definitiv keine Rolle an der Börse spielen. Die schläft ruhig und fest und einen solchen Schlaf konnte in Wien noch nie ein Österreicher stören, das waren immer irgendwelche selbsternannte Gurus aus dem Ausland. Womit wir wieder bei einem, Wahlen immer wieder dominierenden, Thema angekommen wären. Ausländer 😉.



22.09.2020

Wahlkrampf



Die Börsen haben die Präsenz der Politik die letzten Jahre weit stärker gespürt und angenommen als der herkömmlichen Portfoliolehre entsprechend nötig wäre. Die Aggressivität und damit verbundene Gegenaggressivität oder Schutzargumentation sorgten dafür, dass ökonomische Faktoren oftmals ausgeblendet erschienen. Natürlich waren sie es nicht wirklich, sondern nur von einander wie beim Tennis im Schlagabtausch der Bälle abwechselnden Interpretationen welche Wahrscheinlichkeit denn nun die mittel- bis langfristigere sei, die man sich ins ökonomische Bild nun einpflanzen möge, überlagert. An den Börsen startet offensichtlich nun die Wahlkampf-Periode. Die Auseinandersetzung mit wahrscheinlichen Wahlausgängen und die diese begleitenden Stellschrauben beginnt die Erwartungshaltungen langsam aber doch zu überlagern.

Nicht, dass das nach wie vor dominante Thema „Covid-19“ samt der Interpretation der Auswüchse erster, zweiter oder vielleicht sogar dritter Wellen (wer sagt, dass Entwicklungsländer gleichen Zugang zu Impfstoffen, sollten diese überhaupt innerhalb von 6 Monaten verfügbar sein, erhalten werden?) komplett verdrängt wird, schon gar nicht wenn man sich die aktuellen Lock-Down Interpretationen wieder ansieht, aber die drei gerade laufenden globalen Wahlkämpfe arbeiten sich zügig in die Portfolien hinein.

Diese großen Drei sind die USA, Brexit und klar, Wien.

Von den USA kann man sich durchaus Hollywoodfeeling mit Anlehnung an alle möglichen Genres erwarten. Krieg, Horror, Splatter, Verschwörung, Justizdrama, alles wird kommen. Sogar Komik wird man kurzfristig erleben dürfen, bevor man sich vor explodierenden Bäumen gleich wieder in Deckung wirft. Dumm dabei nur, dass die US-Filmindustrie, die uns mit „House of Cards“ noch eine hochrealistische Analogie auf die Top-US-Politik geliefert hatte so grausam in der Aussage der letzten Staffel versagte. Dann als in der Serie die US-Präsidentenwahl durch die Aufdeckung manipulativer Verwendung privater Daten gebrochen wurde. In der Realität aber wurde das Vorgehen von Cambridge Analytica (wir erinnern uns) gerade noch in einem (späteren und öffentlich inszenierten)  Reue-Geständnis von Mark Zuckerberg samt 5 Mrd US$ Strafe von Facebook beendet und die offensichtlich wahren Schuldigen durften sich via einer ewig dahinziehenden Untersuchung ob Russland involviert war oder nicht ins Abseits der Fadesse zurückziehen. Damals verlor die Wahrheit Hollywoods gegen die Wahrheit der Politik. Und warum sollte das diesmal anders sein? Fasten Seat Belts wird zur Pflicht, denn zusätzlich zum aktuellen Überlager Covid-19 drängt sich die Besetzung des höchsten Gerichts in den USA eben ins Rampenlicht. Und da geht es um die Positionierung des Rechts-Staates (wer will darf darin auch ein Wortspiel vermuten). Den Börsen dürfte es bis dorthin noch egal sein wer neuer/alter Präsident wird, denn die Ausgänge sind bereits analysiert und digital besetzt. Sollte Joe Biden den aktuellen Polls entsprechend gewinnen, werden es die großen und marktbeherrschenden FAANGs ein wenig schwerer haben, die kleineren dagegen dürfen aufatmen, samt jene die sich im China-Konflikt gerade als Verlierer fühlen (und das sind nicht wenige). Sollte es Donald Trump wieder schaffen, wird es neben dessen Provokationen wieder ein Big-USA auch an den Börsen geben während die Volkswirtschaft USA weiter ins Mittelmaß abrutschen und damit den US-Dollar erneut zum Konjunkturinstrument abschwächen wird. Was bleibt ist Emotion. Hohe Emotion.

Genauso die „Wahl“ zum Brexit. Klar, man hat immer eine Wahl und da steht gerade auf der Agenda ob man sich an Verträge künftig halten will, ob Wirtschaftspolitik mehr einem Pokerspiel als Interessensabwägung entspricht und wie lange man ein Land vor seiner eigenen Fehleinschätzung täuschen kann. Gleichzeitig kostet die Auseinandersetzung mit dem Erkennen der eigenen Langsamkeit, struktureller Entscheidungsschwäche und dem Mangel an fokussierter Stimme der EU gerade Einiges an dringend nötigem Selbstbewusstsein. Man wird sehen, ob UK, als bisheriger Hort von Gesetz und Ordnung (enorm viele internationale Verträge werden genau deswegen gerade in London geschlossen) rechtzeitig die Erkenntnis ereilt mit welchem Risiko sie gerade spielen samt dem kleinen Fakt, in diese Rechnung auch die bestehenden Schulden bei der EU einzubeziehen, samt deren potentieller Rückzahlung. Kleinigkeiten also. Die paar dutzend Milliarden.

Last but not least starrt der Globus atemlos auf den Wahlausgang in Wien. Der lt. Mercer Institute lebenswertesten Stadt der Welt. Eigentlich bei diesen Vorgaben stellt sich nur eine Frage, nämlich ob eine Wahl imstande ist Fakten komplett auszublenden und zur reinen emotional dominierten und gesteuerten Struktur verkommen lässt, denn nach den internationalen Wahlausgängen der letzten Jahre kann man diese Frage ruhig im Raum stehen lassen. Eines ist in Wien aber sicher, dieser Wahlausgang wird definitiv keine Rolle an der Börse spielen. Die schläft ruhig und fest und einen solchen Schlaf konnte in Wien noch nie ein Österreicher stören, das waren immer irgendwelche selbsternannte Gurus aus dem Ausland. Womit wir wieder bei einem, Wahlen immer wieder dominierenden, Thema angekommen wären. Ausländer 😉.