26.05.2020

Die Hoffnung ist ein Investment



Was haben wir die letzten Wochen und Monate nicht alles erlebt. Emotionen at Top. Vom Lächeln über die Aufregung wegen eines so kleinen Virus am Ende der Welt in einer chinesischen Stadt, die nicht einmal die Chinesen kennen, bis hin zu einer globalen Pandemie, die jeden Hollywood Plot zur Kindergartenbelustigung degradiert. Wir sind die ganze Zeit von große Reden schwingenden Politikern begleitet worden, einzig die Inhalte wurden andere, die Tonlagen blieben gleich. Und wir haben begonnen unser aller Leben auf die neuen Umstände - freiwillig oder gezwungen - neu einzurichten. Existenzängste und gesundheitliche Bedrohung inklusive. Jetzt gerade stehen wir vor der Mutter aller Rezessionen und … trotzdem steigen die Börsen. Ist alles Bedrohliche vollkommen egal und ausgeblendet, weil Geld nur Geld nachläuft, oder dürfen wir noch darauf hoffen, dass dahinter eine Ratio steckt die man auch breiter verstehen kann?

Man spricht immer davon, dass Aktien die Zukunft kaufen, nicht die Gegenwart. Da ist sicher etwas dran, aber die ganze Wahrheit wird es nicht sein können, denn dass beispielsweise Österreich so gar keine Zukunft haben soll, das kann ich beim besten Willen nicht glauben. Es bleibt aber der Fakt, dass die „Performance“ unserer Börse grottenschlecht ist im Vergleich mit anderen Börsenplätzen. Der MDAX, der durchaus als Vergleich für unseren ATX im Rahmen der Marktkapitalisierung herhalten kann, ist seit Jahresbeginn 10% im Minus - der ATX -31%. So läuft der Trend mittlerweile seit Jahren. Und das obwohl die Unternehmen im ATX in Wirklichkeit um nichts weniger verdient haben als ihre deutschen Peers. Kann eine solche Divergenz auch die aktuellen Märkte erklären helfen?

Die Ableitung ist sicher schwierig, aber es ist eine Tatsache, dass kleine Märkte in den derzeit herrschenden Allokationsmechanismen wenig Rolle spielen. Der Grund ist, dass sie keine Geschwindigkeit in der Allokation bieten. In Wien muss man schon direkt an der Börse kaufen wenn man investiert sein will. Mit ETFs oder gar Derivaten kann man hierzulande keine großen Sprünge machen. Und in einer Zeit, in der sich an jeder Ecke eine neue Bedrohung aufbauen kann, gehen Investoren ungern Liquiditätsrisiken ein. Der umgekehrte Schluss müsste dann aber sein, dass, wenn die Covid-19 Effekte verschwunden und die rezessiven Tendenzen abschätzbarer geworden sind und somit die Erholung danach in den Fokus rücken wird, diese Underperformance einer Outperformance weichen müsste. Weil ja dann die Perspektive wieder länger und auf fundamentale Qualität im Verein mit tiefen Bewertungen aufsetzen müsste. Tja, diese Hoffnung tragen wir aber schon seit Jahren auf unserem gebeugten Rücken. Let’s face it. Da muss mehr am Knochen sein, als bloßes Aufholen.

Die letzten Wochen hatten etliche Überraschungseffekte in sich getragen. Wir haben den Notenbanken beim buchhalterischen Gelddrucken in vorher kaum vorstellbarem Umfang zugesehen. Erkannt, dass Politiker manche Versprechen auch einhalten bzw. dazu gewillt sind, dass Staaten quasi über Nacht begannen, ihre Steuerpolitik zu überdenken und im Blick Voraus die fiskalpolitische Hilfe als Mittel zum Zweck des Erhalts künftigen Steuerpotentials entdeckt haben. Und wir haben erlebt, wie sich unsere Zivilisation einer Bedrohung gemeinsam entgegenstellen kann. Das alles sind enorme Entwicklungen. Gewaltig.

Was wäre wenn man diesen kolossalen Entwicklungen so eine kleine Kapitalmarktreform samt Investitionsanreizen künftiger privatfinanzierter Pensionen nachschickt? So ein augenzwinkerndes Effizienzpaket das man so locker aus dem Ärmel schütteln würde. Quasi, „so macht man das in Österreich“. Es gab davon ja vorher schon genug gute Ideen, die aber leider noch immer oder schon wieder beginnen zentimeterdicken Staub in unergründlichen Schubladen anzusetzen. Heraus damit! An die Frischluft der Krise! Das wäre doch was. Da könnte man der EU wieder zeigen, was für tolle Krisenmanager dieses Land doch hat. Auch in der Politik und nicht nur an der Börse.



26.05.2020

Die Hoffnung ist ein Investment



Was haben wir die letzten Wochen und Monate nicht alles erlebt. Emotionen at Top. Vom Lächeln über die Aufregung wegen eines so kleinen Virus am Ende der Welt in einer chinesischen Stadt, die nicht einmal die Chinesen kennen, bis hin zu einer globalen Pandemie, die jeden Hollywood Plot zur Kindergartenbelustigung degradiert. Wir sind die ganze Zeit von große Reden schwingenden Politikern begleitet worden, einzig die Inhalte wurden andere, die Tonlagen blieben gleich. Und wir haben begonnen unser aller Leben auf die neuen Umstände - freiwillig oder gezwungen - neu einzurichten. Existenzängste und gesundheitliche Bedrohung inklusive. Jetzt gerade stehen wir vor der Mutter aller Rezessionen und … trotzdem steigen die Börsen. Ist alles Bedrohliche vollkommen egal und ausgeblendet, weil Geld nur Geld nachläuft, oder dürfen wir noch darauf hoffen, dass dahinter eine Ratio steckt die man auch breiter verstehen kann?

Man spricht immer davon, dass Aktien die Zukunft kaufen, nicht die Gegenwart. Da ist sicher etwas dran, aber die ganze Wahrheit wird es nicht sein können, denn dass beispielsweise Österreich so gar keine Zukunft haben soll, das kann ich beim besten Willen nicht glauben. Es bleibt aber der Fakt, dass die „Performance“ unserer Börse grottenschlecht ist im Vergleich mit anderen Börsenplätzen. Der MDAX, der durchaus als Vergleich für unseren ATX im Rahmen der Marktkapitalisierung herhalten kann, ist seit Jahresbeginn 10% im Minus - der ATX -31%. So läuft der Trend mittlerweile seit Jahren. Und das obwohl die Unternehmen im ATX in Wirklichkeit um nichts weniger verdient haben als ihre deutschen Peers. Kann eine solche Divergenz auch die aktuellen Märkte erklären helfen?

Die Ableitung ist sicher schwierig, aber es ist eine Tatsache, dass kleine Märkte in den derzeit herrschenden Allokationsmechanismen wenig Rolle spielen. Der Grund ist, dass sie keine Geschwindigkeit in der Allokation bieten. In Wien muss man schon direkt an der Börse kaufen wenn man investiert sein will. Mit ETFs oder gar Derivaten kann man hierzulande keine großen Sprünge machen. Und in einer Zeit, in der sich an jeder Ecke eine neue Bedrohung aufbauen kann, gehen Investoren ungern Liquiditätsrisiken ein. Der umgekehrte Schluss müsste dann aber sein, dass, wenn die Covid-19 Effekte verschwunden und die rezessiven Tendenzen abschätzbarer geworden sind und somit die Erholung danach in den Fokus rücken wird, diese Underperformance einer Outperformance weichen müsste. Weil ja dann die Perspektive wieder länger und auf fundamentale Qualität im Verein mit tiefen Bewertungen aufsetzen müsste. Tja, diese Hoffnung tragen wir aber schon seit Jahren auf unserem gebeugten Rücken. Let’s face it. Da muss mehr am Knochen sein, als bloßes Aufholen.

Die letzten Wochen hatten etliche Überraschungseffekte in sich getragen. Wir haben den Notenbanken beim buchhalterischen Gelddrucken in vorher kaum vorstellbarem Umfang zugesehen. Erkannt, dass Politiker manche Versprechen auch einhalten bzw. dazu gewillt sind, dass Staaten quasi über Nacht begannen, ihre Steuerpolitik zu überdenken und im Blick Voraus die fiskalpolitische Hilfe als Mittel zum Zweck des Erhalts künftigen Steuerpotentials entdeckt haben. Und wir haben erlebt, wie sich unsere Zivilisation einer Bedrohung gemeinsam entgegenstellen kann. Das alles sind enorme Entwicklungen. Gewaltig.

Was wäre wenn man diesen kolossalen Entwicklungen so eine kleine Kapitalmarktreform samt Investitionsanreizen künftiger privatfinanzierter Pensionen nachschickt? So ein augenzwinkerndes Effizienzpaket das man so locker aus dem Ärmel schütteln würde. Quasi, „so macht man das in Österreich“. Es gab davon ja vorher schon genug gute Ideen, die aber leider noch immer oder schon wieder beginnen zentimeterdicken Staub in unergründlichen Schubladen anzusetzen. Heraus damit! An die Frischluft der Krise! Das wäre doch was. Da könnte man der EU wieder zeigen, was für tolle Krisenmanager dieses Land doch hat. Auch in der Politik und nicht nur an der Börse.