14.04.2020

Neuer Wein in alten Schläuchen



Die Osterfeiertage haben uns allen hoffentlich gut getan. Keine Volatilität, die Börsen hatten fast alle zu. Kein Grund sich nicht die dringend benötigte Portion Vitamin D zu holen, das Wetter hat es richtig gut mit uns gemeint. Und auch kein Grund sich nicht in den heimischen vier Wänden oder am Balkon beim täglichen Klatschen oder gar bei einem, natürlich distanzorientierten, Spaziergang die eigenen Flaxen ein wenig zu lockern. Und auch kein offensichtlicher Grund, sich nicht dem Frühlingsgefühl, trotz fast schon erotisch gehauchter furchtbarster Pandemieszenarien, die uns nicht, ohne kaum versteckter Glücksgefühle ob der immer krampfhafter erhaltenen Wichtigkeit der TV-Informationsverpflichtung, tagtäglich in diversesten Kanälen überfluten, in Form von Kreativität zu widmen. Diese Kreativität wird es wohl auch sein, die den Baumärkten gerade die Statistiken poliert, oder auch dem Home Office, samt mikroklimatischer Verschlechterungen der sozialen Verträglichkeit, die Schärfe rauben. Wer bastelt mit könnte man sagen, hilft gerade den Keller nicht nur auszumustern, sondern auch ein Stück näher ins Wohnzimmer zu bringen. Vieles wird übermalt, neuen Verwendungen zugeführt, oder einfach wieder entdeckt und verwertet. Dem Motto bei den Lebensmitteln folgend könnte man meinen. Und wer keinen Keller hat, oder nichts drin außer den alten Autoreifen, stellt vielleicht einfach die Möbel um. Repurposing heißt dieser Prozess im Neudeutsch. Dabei wird ein Objekt mit einem Verwendungswert neu transformiert oder als Objekt mit einem alternativen Verwendungswert erneut bereitgestellt.

Und es gibt eine wichtige Branche, die gerade intensiv Altes wiederentdeckt und sich bemüht dies wieder in neue Formen zu bringen. Die Pharmabranche ist mittendrin statt nur dabei.

Bedeutet, wenn Hydroxychloroquin gegen Malaria hilft, heißt das noch lange nicht, dass dies die Grenze der Nutzbarkeit ist - es könnte ja auch Covid-19 den Garaus machen. Und wenn es nicht das Malaria Mittel ist, dann kann es ja noch etwas Anderes sein, dass „ungenutzt im Keller“ herumliegt. Medikamente gegen Rheuma, Grippe, HIV, Ebola, Hepatitis C oder gar Lungenfibrose gelten als erfolgsträchtige Doppelnutzungskandidaten. Die halbe Pharmabranche ist eben gerade dabei ihre ehemaligen Forschungsergebnisse auf Wirksamkeit gegen diesen Virus zu testen. Der Grund ist simpel: Zeit gewinnen. Alle diese Medikamente sind bereits einmal zugelassen worden. Jede neue Indikation liefert somit kürzere Genehmigungszeiten. Und Zeit ist Geld und Leben. Covid-19 ist so neu und in der notwendigen Medikation so anspruchsvoll, dass sich die Behandlungsmethoden nahezu wöchentlich ändern und es geradezu notwendig ist, auch bei „alten“ Medikationen, quasi den Hausmittelchen, nachzuschauen, ob nicht eines davon wirkt, und zwar rasch und konzentriert. Und noch etwas ist inzwischen anders und auch besser: man macht dies alles nicht im stillen Kämmerlein im 8. Kellergeschoß sondern relativ offen und transparent für die spezialisierte Industrie. Genau deswegen sind es mittlerweile, auf ebendiese Analysen der Wirkstoffforschung spezialisierte Unternehmen selbst die, quasi als unbestechliche Schiedsrichter, ins Zentrum dieser Untersuchungen der Pharmaindustrie gerückt werden.

Während also nach wie vor intensiv an Impfstoffen gegen den kurzfristig berühmtesten Virus aller Zeiten geforscht wird, angeblich sind bereits 60 (!) unterschiedliche Impfstoffe im Werden, packt man die alten Schubladen aus und schaut mal nach, was denn so in der Vergangenheit gewirkt hat und ob da nicht ein Zaubermittelchen mitten unter uns sein Dornröschendasein fristet und nur darauf wartet vom kranken Prinzen geküsst zu werden.

Für uns an der Börse natürlich spannend und interessant, aber der große Clou wird es am Ende dann doch nicht direkt sein dürfen (bis auf den oder die „Schiedsrichter“, die bekommen ganz sicher ein Adelsprädikat). So haben die ersten positiv anmutenden Berichte über Malaria & Co einen Haufen an Gratislieferungen ebendieser Medikamente an alle möglichen Gesundheits- oder sonstigen Politiker ausgelöst. Nicht weil sie nichts wert wären, sondern weil keine Bayer, Novartis, Roche & Co riskieren wollen, als gierige Nutznießer todkranker Menschen zu gelten. Sie nehmen viel eher und lieber den Imagegewinn dieser Geschenke als Basis künftiger Geschäfte an. In einem kommenden Umfeld stark gestiegenem öffentlichem Gesundheitsbewusstsein ein kleiner Verlust, der dem großen Sieg nur kräftiger entgegenarbeitet.

 



14.04.2020

Neuer Wein in alten Schläuchen



Die Osterfeiertage haben uns allen hoffentlich gut getan. Keine Volatilität, die Börsen hatten fast alle zu. Kein Grund sich nicht die dringend benötigte Portion Vitamin D zu holen, das Wetter hat es richtig gut mit uns gemeint. Und auch kein Grund sich nicht in den heimischen vier Wänden oder am Balkon beim täglichen Klatschen oder gar bei einem, natürlich distanzorientierten, Spaziergang die eigenen Flaxen ein wenig zu lockern. Und auch kein offensichtlicher Grund, sich nicht dem Frühlingsgefühl, trotz fast schon erotisch gehauchter furchtbarster Pandemieszenarien, die uns nicht, ohne kaum versteckter Glücksgefühle ob der immer krampfhafter erhaltenen Wichtigkeit der TV-Informationsverpflichtung, tagtäglich in diversesten Kanälen überfluten, in Form von Kreativität zu widmen. Diese Kreativität wird es wohl auch sein, die den Baumärkten gerade die Statistiken poliert, oder auch dem Home Office, samt mikroklimatischer Verschlechterungen der sozialen Verträglichkeit, die Schärfe rauben. Wer bastelt mit könnte man sagen, hilft gerade den Keller nicht nur auszumustern, sondern auch ein Stück näher ins Wohnzimmer zu bringen. Vieles wird übermalt, neuen Verwendungen zugeführt, oder einfach wieder entdeckt und verwertet. Dem Motto bei den Lebensmitteln folgend könnte man meinen. Und wer keinen Keller hat, oder nichts drin außer den alten Autoreifen, stellt vielleicht einfach die Möbel um. Repurposing heißt dieser Prozess im Neudeutsch. Dabei wird ein Objekt mit einem Verwendungswert neu transformiert oder als Objekt mit einem alternativen Verwendungswert erneut bereitgestellt.

Und es gibt eine wichtige Branche, die gerade intensiv Altes wiederentdeckt und sich bemüht dies wieder in neue Formen zu bringen. Die Pharmabranche ist mittendrin statt nur dabei.

Bedeutet, wenn Hydroxychloroquin gegen Malaria hilft, heißt das noch lange nicht, dass dies die Grenze der Nutzbarkeit ist - es könnte ja auch Covid-19 den Garaus machen. Und wenn es nicht das Malaria Mittel ist, dann kann es ja noch etwas Anderes sein, dass „ungenutzt im Keller“ herumliegt. Medikamente gegen Rheuma, Grippe, HIV, Ebola, Hepatitis C oder gar Lungenfibrose gelten als erfolgsträchtige Doppelnutzungskandidaten. Die halbe Pharmabranche ist eben gerade dabei ihre ehemaligen Forschungsergebnisse auf Wirksamkeit gegen diesen Virus zu testen. Der Grund ist simpel: Zeit gewinnen. Alle diese Medikamente sind bereits einmal zugelassen worden. Jede neue Indikation liefert somit kürzere Genehmigungszeiten. Und Zeit ist Geld und Leben. Covid-19 ist so neu und in der notwendigen Medikation so anspruchsvoll, dass sich die Behandlungsmethoden nahezu wöchentlich ändern und es geradezu notwendig ist, auch bei „alten“ Medikationen, quasi den Hausmittelchen, nachzuschauen, ob nicht eines davon wirkt, und zwar rasch und konzentriert. Und noch etwas ist inzwischen anders und auch besser: man macht dies alles nicht im stillen Kämmerlein im 8. Kellergeschoß sondern relativ offen und transparent für die spezialisierte Industrie. Genau deswegen sind es mittlerweile, auf ebendiese Analysen der Wirkstoffforschung spezialisierte Unternehmen selbst die, quasi als unbestechliche Schiedsrichter, ins Zentrum dieser Untersuchungen der Pharmaindustrie gerückt werden.

Während also nach wie vor intensiv an Impfstoffen gegen den kurzfristig berühmtesten Virus aller Zeiten geforscht wird, angeblich sind bereits 60 (!) unterschiedliche Impfstoffe im Werden, packt man die alten Schubladen aus und schaut mal nach, was denn so in der Vergangenheit gewirkt hat und ob da nicht ein Zaubermittelchen mitten unter uns sein Dornröschendasein fristet und nur darauf wartet vom kranken Prinzen geküsst zu werden.

Für uns an der Börse natürlich spannend und interessant, aber der große Clou wird es am Ende dann doch nicht direkt sein dürfen (bis auf den oder die „Schiedsrichter“, die bekommen ganz sicher ein Adelsprädikat). So haben die ersten positiv anmutenden Berichte über Malaria & Co einen Haufen an Gratislieferungen ebendieser Medikamente an alle möglichen Gesundheits- oder sonstigen Politiker ausgelöst. Nicht weil sie nichts wert wären, sondern weil keine Bayer, Novartis, Roche & Co riskieren wollen, als gierige Nutznießer todkranker Menschen zu gelten. Sie nehmen viel eher und lieber den Imagegewinn dieser Geschenke als Basis künftiger Geschäfte an. In einem kommenden Umfeld stark gestiegenem öffentlichem Gesundheitsbewusstsein ein kleiner Verlust, der dem großen Sieg nur kräftiger entgegenarbeitet.