11.02.2020

Die Haut der Kapitalmärkte ist dünner als man denkt



Wenn man annimmt, dass es an den internationalen Börsen von großhirngesteuerten emotionalen schwarzen Löchern nur so wimmelt der mag sich täuschen, unsere Börsenwelt ist vielschichtig, man sieht eben immer nur eine Seite die gerade die Kurse dominiert, der Rest lebt im Hintergrund.

Das Geschehen rund um den Ausbruch des Coronavirus in Wuhan macht es deutlich: die Umsetzung von Kauf oder Verkauf an der Börse ist eine emotional begleitete Entscheidung. Künstliche Intelligenz, eiskalte Hedgefundmanager oder quantitativ basierte Modelle haben hier Probleme, denn der Markt antizipiert auch emotional. Dazu gehören sicher Erkrankungsraten oder Sterblichkeitsprozentuale, eben aber auch, wie betroffene Staaten mit ihrer jeweiligen Bevölkerung dabei umgehen und was man aus diesem Verhalten an Börseneinfluss ableiten kann.

Ein Beispiel ist die Reaktion der USA, die auf die mittlerweile 13 in den USA registrierten Erkrankten reagiert indem es China möglichst bald warmes Wetter wünscht (O-Ton Mr. Trump), weil dann die Viren schwerer am Leben bleiben. Ach ja und ein kräftiges Daumendrücken über den Pazifik fehlte noch. Toi Toi Toi.

Ein anderes Beispiel ist die Enttarnung Chinas, das sein inzwischen so sehr dem Westen angepasstes Gesicht im Trubel um die Virus-Ereignisse zu verlieren beginnt. So ist die Reaktion auf die durch einen Augenarzt entdeckten ersten Warnsignale dem Post-Kommunismus sehr entsprechend, genauso wie  die Ausstattung des in acht Tagen errichteten Spitals in Wuhan mehr einem Gefängnis ähnelt als einem Spital. Wer da drin ist kommt nur in zwei möglichen Aggregatszuständen wieder heraus. Die Innentüren haben beispielsweise keine Schnallen. Essen gibt es nur durch Fensterschleusen. Behandlung nahezu Null, Hauptsache drinnen und nicht draußen. Durchaus interessant ist in diesem Zusammenhang die Antwort auf die Frage wie China in solch kurzer Zeit ein Container-Spital aus offensichtlich für andere Zwecke vorfabrizierten Teilen aufbauen kann. Mit einer Pandemie rechnet man nicht so oft, dass man Gefängnis-Container auf Vorrat braucht. Da sind wohl auch in der Bevölkerung Chinas gerade ein paar Gedanken im Umlauf, die über das Gesundheitsbewusstsein hinausgehende Interpretationen enthalten.

Den Kapitalmärkten waren vordergründig die sinkenden Ansteckungsraten und die Hilfskredite an alle, die sich in China durch Corona in ihrer Expansion geschädigt fühlen, kurzfristig wichtiger - die Risikobudgets duften wieder zugreifen. Auch die ersten Indikationen über die zu erwartenden Einflüsse auf die jeweiligen BIP-Raten entsprechen den Investitionsströmen. USA und Europa kaum betroffen, Asien in unterschiedlich erhöhtem Masse. Die tiefergehende Analyse offenbart aber eine andere Motivation: China wird zunehmend isoliert. Und dies nicht allein aus Angst vor Ansteckung, dafür weiß man von diesem Coronavirus inzwischen schon zu viel. Beispielsweise, dass es in den letzten Jahrzehnten bereits vier Typen dieses Virenstamms (einer in den 60er Jahren, einer in den 80ern, danach ab 2000 SARS und MERS) gegeben hat an die wir uns, teilweise aus Unwissen worum es sich handelte, bereits gewöhnt hatten. Einzig SARS wurde angeblich durch Todesfälle oder Quarantäne vernichtet. Die anderen gibt es noch. Cov-19 wird wohl auch bald den Prozess der Eingewöhnung erleben. Es wird dagegen aber Chinas Image längerfristig beeinflusst bleiben. Und da ist die Haut der Börsianer plötzlich dünn geworden. Man ist sensibel auf Verhaltensweisen, leitet deren Auswirkungen auf Aktienbewertungen ab und trifft vielleicht andere Entscheidungen als noch zuvor.

Die Vernunft beginnt jetzt sich mit diesen Ableitungen mehr auseinanderzusetzen. Wie weit wird China gehen, dieser selbstverschuldeten Rufschädigung gebeugt entgegen zu treten. Werden Tarife weniger aggressiv vorgenommen? Wird die internationale Zusammenarbeit proaktiv finanziell unterstützt? Sind Preiserhöhungen bei Hilfsmitteln akzeptiert oder isoliert man sich wieder wie die Jahrhunderte zuvor? Schlagen die USA in diese Kerbe und präsentieren sich der Welt erneut als schützender Bruder, nur um danach wieder die Verbalattacken loszulassen wenn es der Wahlkampf befiehlt? Genau diese Effekte werden derzeit in die Analysen und Investitionsentscheidungen mit eingebunden.

Wer sagt da noch, die Börse sei ein Ort ohne Emotionen und Gewissen?



11.02.2020

Die Haut der Kapitalmärkte ist dünner als man denkt



Wenn man annimmt, dass es an den internationalen Börsen von großhirngesteuerten emotionalen schwarzen Löchern nur so wimmelt der mag sich täuschen, unsere Börsenwelt ist vielschichtig, man sieht eben immer nur eine Seite die gerade die Kurse dominiert, der Rest lebt im Hintergrund.

Das Geschehen rund um den Ausbruch des Coronavirus in Wuhan macht es deutlich: die Umsetzung von Kauf oder Verkauf an der Börse ist eine emotional begleitete Entscheidung. Künstliche Intelligenz, eiskalte Hedgefundmanager oder quantitativ basierte Modelle haben hier Probleme, denn der Markt antizipiert auch emotional. Dazu gehören sicher Erkrankungsraten oder Sterblichkeitsprozentuale, eben aber auch, wie betroffene Staaten mit ihrer jeweiligen Bevölkerung dabei umgehen und was man aus diesem Verhalten an Börseneinfluss ableiten kann.

Ein Beispiel ist die Reaktion der USA, die auf die mittlerweile 13 in den USA registrierten Erkrankten reagiert indem es China möglichst bald warmes Wetter wünscht (O-Ton Mr. Trump), weil dann die Viren schwerer am Leben bleiben. Ach ja und ein kräftiges Daumendrücken über den Pazifik fehlte noch. Toi Toi Toi.

Ein anderes Beispiel ist die Enttarnung Chinas, das sein inzwischen so sehr dem Westen angepasstes Gesicht im Trubel um die Virus-Ereignisse zu verlieren beginnt. So ist die Reaktion auf die durch einen Augenarzt entdeckten ersten Warnsignale dem Post-Kommunismus sehr entsprechend, genauso wie  die Ausstattung des in acht Tagen errichteten Spitals in Wuhan mehr einem Gefängnis ähnelt als einem Spital. Wer da drin ist kommt nur in zwei möglichen Aggregatszuständen wieder heraus. Die Innentüren haben beispielsweise keine Schnallen. Essen gibt es nur durch Fensterschleusen. Behandlung nahezu Null, Hauptsache drinnen und nicht draußen. Durchaus interessant ist in diesem Zusammenhang die Antwort auf die Frage wie China in solch kurzer Zeit ein Container-Spital aus offensichtlich für andere Zwecke vorfabrizierten Teilen aufbauen kann. Mit einer Pandemie rechnet man nicht so oft, dass man Gefängnis-Container auf Vorrat braucht. Da sind wohl auch in der Bevölkerung Chinas gerade ein paar Gedanken im Umlauf, die über das Gesundheitsbewusstsein hinausgehende Interpretationen enthalten.

Den Kapitalmärkten waren vordergründig die sinkenden Ansteckungsraten und die Hilfskredite an alle, die sich in China durch Corona in ihrer Expansion geschädigt fühlen, kurzfristig wichtiger - die Risikobudgets duften wieder zugreifen. Auch die ersten Indikationen über die zu erwartenden Einflüsse auf die jeweiligen BIP-Raten entsprechen den Investitionsströmen. USA und Europa kaum betroffen, Asien in unterschiedlich erhöhtem Masse. Die tiefergehende Analyse offenbart aber eine andere Motivation: China wird zunehmend isoliert. Und dies nicht allein aus Angst vor Ansteckung, dafür weiß man von diesem Coronavirus inzwischen schon zu viel. Beispielsweise, dass es in den letzten Jahrzehnten bereits vier Typen dieses Virenstamms (einer in den 60er Jahren, einer in den 80ern, danach ab 2000 SARS und MERS) gegeben hat an die wir uns, teilweise aus Unwissen worum es sich handelte, bereits gewöhnt hatten. Einzig SARS wurde angeblich durch Todesfälle oder Quarantäne vernichtet. Die anderen gibt es noch. Cov-19 wird wohl auch bald den Prozess der Eingewöhnung erleben. Es wird dagegen aber Chinas Image längerfristig beeinflusst bleiben. Und da ist die Haut der Börsianer plötzlich dünn geworden. Man ist sensibel auf Verhaltensweisen, leitet deren Auswirkungen auf Aktienbewertungen ab und trifft vielleicht andere Entscheidungen als noch zuvor.

Die Vernunft beginnt jetzt sich mit diesen Ableitungen mehr auseinanderzusetzen. Wie weit wird China gehen, dieser selbstverschuldeten Rufschädigung gebeugt entgegen zu treten. Werden Tarife weniger aggressiv vorgenommen? Wird die internationale Zusammenarbeit proaktiv finanziell unterstützt? Sind Preiserhöhungen bei Hilfsmitteln akzeptiert oder isoliert man sich wieder wie die Jahrhunderte zuvor? Schlagen die USA in diese Kerbe und präsentieren sich der Welt erneut als schützender Bruder, nur um danach wieder die Verbalattacken loszulassen wenn es der Wahlkampf befiehlt? Genau diese Effekte werden derzeit in die Analysen und Investitionsentscheidungen mit eingebunden.

Wer sagt da noch, die Börse sei ein Ort ohne Emotionen und Gewissen?