Jetzt hat er es doch geschafft
Donald Trump ist ja doch der Größte. In einer nahezu übermenschlichen Anstrengung hat er es zuwege gebracht wieder die Hoheit über unsere Kapitalmärkte zu erlangen. Der Einsatz war enorm und es gelang erst mit einer beispiellosen Überwindung nahezu jeder moralisch-intellektuellen Befindlichkeit. In einem unglaublichen, und von schier geifernder Begeisterung geprägten Tarif-androhungs-Stakkato hat er die Gleichgültigkeit der Märkte gebrochen und sich als Alleinseligmachender Prophet über uns alle Kapitalmarktwinzlinge emporgeschwungen.
Wir erschauern ob der Motivation und des verbalen Einsatzes. Zuerst wird Frankreich neu bezollt, dann kommt Brasilien dran, weil die genauso wie Argentinien ihre Währungen manipulieren, also auch gleich Argentinien mit dazu nehmen, und am Ende, kommt die ultimative Ratio mit dem via Twitter nahezu laut gebrüllten Hinweis an China, lange mit seinen Tarifen Zeit zu haben. Auch über die Novemberwahlen in 2020 hinaus. Heureka! Geschafft! Jetzt wirft der letzte Ignorant endlich das Handtuch. Der Short lebt wieder auf.
Klingt alles irgendwie lustig, ist es aber nicht. Let’s face it, wir stecken inmitten einer veritablen Politkrise. Global. Nicht weil alles so schlecht läuft, sondern weil unsere gewählten (eigentlich unfassbar wie ignorant mit den Fragezeichen bei Donald Trumps Wahl umgegangen wurde) Volksvertreter maximal das untere Drittel ihrer Schutzbefohlenen repräsentieren. Die Hillibyllies im hintersten Wyoming genauso wie die strammen Sachsen, genauso wie die Fallobstveganer die sich am vergärenden Obst den Ersatzrausch anzüchten. Sorry, aber irgendwo hört sich der Spaß auf. Um zu leben benötigt man mehr als den Ruf nach irgendwelcher Gerechtigkeit. Man muss auch etwas dafür tun. Und das heißt nicht es irgendjemandem kurzfristig wegzunehmen, der sich gleich darauf an einem anderen Eck von uns wieder etwas abschneidet. Diebstahl bleibt Diebstahl. Egal ob man es Tarif oder Schutz nationaler Interessen oder Gerechtigkeit nennt.
An den Kapitalmärkten haben wir die Implikationen einer solchen Politik zu bewerten. Wenn ein brasilianischer Präsident Ökogegner als Brandstifter des Regenwalds „überführt“, oder sein nördlicher Kollege gleich ganz Asien ins Verbrecherlager kippt, oder jeder Staat beginnt, schnell noch einem anderen etwas via Zollerhöhung wegzunehmen. Die Märkte analysieren das knallhart und kommen zum Schluss, am Ende zahlt das der Konsument. Und gerade diesem Konsument geht bald die Luft aus vor nahezu stündlichen Black-, Cyber- oder Sonstwas-Super-Schnäppchen-Ausverkäufen. Genau dieser Konsument wird sich daher bald etwas überlegen. Bei den europäischen Automobilherstellern hat es ja schon funktioniert. Das ganze, sorry verlogene, Mobbing gegen Verbrennungsmotoren, samt komplettem Ausblenden einfachster Logik hat ja schon die Automobilkäufe dermaßen eingebremst, dass der Neukauf eines Autos nur mehr durch Subventionen oder massive Preisnachlässe entschieden wird. Völlig logisch, denn kaum jemand weiß wirklich wie die Entscheidung in Richtung Elektro, Brennstoffzelle, Erdgas, synthetischem Kraftstoff oder gar wieder Diesel und Benzin, die mittlerweile das Feinstaubthema ob der gewonnenen technologischen Erneuerung niederlächeln, langfristig begründet werden kann. Kaum jemand kauft sich mehr ein Auto für zwei Jahre, denn vorher wird von Seiten der Politik wahrscheinlich nichts entschieden, wenn überhaupt. Quasi, jedem Konsumenten seine eigene Umwelt-, Energie- und Verkehrspolitik. Suchen wir es uns aus. Ist eh langfristig egal, weil man sich auf nichts mehr verlassen kann.
Also bleiben Berater wie Robert Mercer, als ehemaliger hoch erfolgreicher Hedgefundmanager, inmitten einer Trump Administration höchst wichtige Personen, deren oberflächliche Anonymität und Abgeschiedenheit darüber hinwegtäuschen, wie interessant es sein kann, das richtige Timing von Twitternachrichten zu kennen. Und wenn diese einmal nicht funktionieren, weil sie kaum jemanden mehr interessieren, dann muss man nur die Intensität und die verbale Aggressivität erhöhen, dann passt das schon wieder.