13.02.2019

Weil so oder so aber so nicht



Wir wollen keinen No-Deal, deswegen brauchen wir einen Deal, aber nicht so einen Deal wie wir ihn jetzt vorgeschlagen bekommen haben, weil Deal ist Deal aber No Deal nicht.

Wer jetzt an drei-jährige Kinder beim Spinat-Essen oder vielleicht auch spät pubertierende Jugendliche beim Zur-Schule-gehen-argumentieren denkt liegt … falsch. Es handelt sich um durchaus ernst genommen wollende Erwachsene. Genauer gesagt, um britische Politiker. Es geht, natürlich, zum x-ten Mal um den Brexit.

Nach mittlerweile mehr als zwei Jahren ist das britische Parlament einen großen Schritt weiter gekommen. Man weiß jetzt, dass man keinen „harten Brexit“ will. Das unkontrollierte Austreten aus der EU will man nicht. Eine unfassbare Demokratieleistung fürwahr. Soll Einer noch behaupten in UK gibt es keinen Meinungsbildungsprozess. Nun, nachdem die Hauptarbeit geschafft ist, geht es nur mehr darum diesen Hard-Brexit zu vermeiden. Das geht auf zwei gar nicht so schwierige Art und Weisen: entweder man sagt die ganze Chose ab, stellt fest „es war alles nicht so gemeint“ und bleibt brav mit all seinen bevorzugten Rechten in der EU, oder man erreicht einen neuen Austritts-Vertrag. Nachdem der „Deal“ von Theresa May nicht die Zustimmung im Parlament erhielt gilt es nun einen anderen „Deal“ zu finden. Und da ist nun die schlagkräftigste Einsatztruppe gefunden worden: die AAWG (Alternative Arrangements Working Group). Gebildet aus den kontroversiellsten Köpfen im Parlament ist sie die vorgeschobene Streittruppe die sich einmal intern zerfleischen soll um danach zu erkennen was dabei herauskommt. Wer hätte jemals gedacht, dass es „Big Brother“ ins britische Parlament schafft.

Doch all das kostet Zeit und das so genannte „human capital“, sofern auch der eine oder andere Parlamentarier dabei entnervt auf der Strecke bleibt. Daher ist die Deadline, der 29.März 2019, der immer wahrscheinlicher werdende Tag an dem sich alles entscheidet. Ob Taktik und Kalkül oder einfach nur Schlamperei oder Verantwortungslosigkeit ist hier egal. Es wird emotional werden. Die Kapitalmärkte bereiten sich bereits still darauf vor.

Eine vordergründige Sorglosigkeit gegenüber den laufenden Prozessen ist der erste Eindruck. Man konzentriert sich mehr auf das Heben der Bewertungs-Schätze an Europas Börsen nach dem Sell-Off des letzten Jahres und belässt UK den Pfund-Schwankungen. Danach werden die Brexit-Pro und Contra Listen wieder ausgepackt um sich zum gefühlt x-ten Mal auf die Entscheidung vorzubereiten. Diese Allokations-Inflation ist aber bereits spürbar. Nahezu alle Marktteilnehmer haben diese Übung bereits hinter sich. Der Effekt: man kümmert sich nicht mehr darum weil es ohnehin im Vorfeld arbitriert erscheint. Die Konzentration ist daher einzig auf das Timing gelegt. Dann wenn es klar wird werden Alle gleichzeitig agieren wollen. Ein Fest für die Kurzfrist-Volatilität.

Dagegen beginnen die Unternehmen sichtbarer zu reagieren. Große, global agierende Unternehmen haben alles bereits einer Erhöhung der inneren Flexibilität untergeordnet. Kleinere fokussieren sich mehr auf ihr lokales Umfeld. Beide Aktiensegmente entwickeln sich daher vordergründig gut. Dahinter brodelt es aber. Denn einige Firmen haben bereits die Reißleine gezogen. Nissan beispielsweise verschiebt seine Produktionspläne in UK und produziert lieber etwas mehr daheim. Andere werden folgen. Holland akklamiert beispielsweise bereits 42 Neuansiedlungen von Unternehmen aus UK. Im Gegenzug zur Politik sind Unternehmen und auch deren Investoren nicht an digitalen Wetten interessiert sondern an faktenbasierten wirtschaftlichen Entscheidungen. Ein offensichtlicher Clash zur Politik. Dem Nissan Kurs hat es sogar gut getan. Die Aktionäre haben an der Börse ge-votet.

Wir werden uns daher auf dieses digital beladene Datum 29.3.19 (drei Primzahlen … böses Omen ;-)) einzustellen haben. Klar, dass darüber der Wunsch, den „No-Deal“ zu vermeiden schweben bleibt, aber wer weiß wie weit die Demokratie wirklich bereit ist zu gehen. In jedem Fall müsste die EU gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen. Einerseits weil die Raunzer sehen wie es Abtrünnigen geht, andererseits wird man sich in solchen Phasen gerne auch der gemeinsamen Stärken bewusst. Im Folgeschluss sollte dies dann auch für die Börsen innerhalb der EU gelten.



13.02.2019

Weil so oder so aber so nicht



Wir wollen keinen No-Deal, deswegen brauchen wir einen Deal, aber nicht so einen Deal wie wir ihn jetzt vorgeschlagen bekommen haben, weil Deal ist Deal aber No Deal nicht.

Wer jetzt an drei-jährige Kinder beim Spinat-Essen oder vielleicht auch spät pubertierende Jugendliche beim Zur-Schule-gehen-argumentieren denkt liegt … falsch. Es handelt sich um durchaus ernst genommen wollende Erwachsene. Genauer gesagt, um britische Politiker. Es geht, natürlich, zum x-ten Mal um den Brexit.

Nach mittlerweile mehr als zwei Jahren ist das britische Parlament einen großen Schritt weiter gekommen. Man weiß jetzt, dass man keinen „harten Brexit“ will. Das unkontrollierte Austreten aus der EU will man nicht. Eine unfassbare Demokratieleistung fürwahr. Soll Einer noch behaupten in UK gibt es keinen Meinungsbildungsprozess. Nun, nachdem die Hauptarbeit geschafft ist, geht es nur mehr darum diesen Hard-Brexit zu vermeiden. Das geht auf zwei gar nicht so schwierige Art und Weisen: entweder man sagt die ganze Chose ab, stellt fest „es war alles nicht so gemeint“ und bleibt brav mit all seinen bevorzugten Rechten in der EU, oder man erreicht einen neuen Austritts-Vertrag. Nachdem der „Deal“ von Theresa May nicht die Zustimmung im Parlament erhielt gilt es nun einen anderen „Deal“ zu finden. Und da ist nun die schlagkräftigste Einsatztruppe gefunden worden: die AAWG (Alternative Arrangements Working Group). Gebildet aus den kontroversiellsten Köpfen im Parlament ist sie die vorgeschobene Streittruppe die sich einmal intern zerfleischen soll um danach zu erkennen was dabei herauskommt. Wer hätte jemals gedacht, dass es „Big Brother“ ins britische Parlament schafft.

Doch all das kostet Zeit und das so genannte „human capital“, sofern auch der eine oder andere Parlamentarier dabei entnervt auf der Strecke bleibt. Daher ist die Deadline, der 29.März 2019, der immer wahrscheinlicher werdende Tag an dem sich alles entscheidet. Ob Taktik und Kalkül oder einfach nur Schlamperei oder Verantwortungslosigkeit ist hier egal. Es wird emotional werden. Die Kapitalmärkte bereiten sich bereits still darauf vor.

Eine vordergründige Sorglosigkeit gegenüber den laufenden Prozessen ist der erste Eindruck. Man konzentriert sich mehr auf das Heben der Bewertungs-Schätze an Europas Börsen nach dem Sell-Off des letzten Jahres und belässt UK den Pfund-Schwankungen. Danach werden die Brexit-Pro und Contra Listen wieder ausgepackt um sich zum gefühlt x-ten Mal auf die Entscheidung vorzubereiten. Diese Allokations-Inflation ist aber bereits spürbar. Nahezu alle Marktteilnehmer haben diese Übung bereits hinter sich. Der Effekt: man kümmert sich nicht mehr darum weil es ohnehin im Vorfeld arbitriert erscheint. Die Konzentration ist daher einzig auf das Timing gelegt. Dann wenn es klar wird werden Alle gleichzeitig agieren wollen. Ein Fest für die Kurzfrist-Volatilität.

Dagegen beginnen die Unternehmen sichtbarer zu reagieren. Große, global agierende Unternehmen haben alles bereits einer Erhöhung der inneren Flexibilität untergeordnet. Kleinere fokussieren sich mehr auf ihr lokales Umfeld. Beide Aktiensegmente entwickeln sich daher vordergründig gut. Dahinter brodelt es aber. Denn einige Firmen haben bereits die Reißleine gezogen. Nissan beispielsweise verschiebt seine Produktionspläne in UK und produziert lieber etwas mehr daheim. Andere werden folgen. Holland akklamiert beispielsweise bereits 42 Neuansiedlungen von Unternehmen aus UK. Im Gegenzug zur Politik sind Unternehmen und auch deren Investoren nicht an digitalen Wetten interessiert sondern an faktenbasierten wirtschaftlichen Entscheidungen. Ein offensichtlicher Clash zur Politik. Dem Nissan Kurs hat es sogar gut getan. Die Aktionäre haben an der Börse ge-votet.

Wir werden uns daher auf dieses digital beladene Datum 29.3.19 (drei Primzahlen … böses Omen ;-)) einzustellen haben. Klar, dass darüber der Wunsch, den „No-Deal“ zu vermeiden schweben bleibt, aber wer weiß wie weit die Demokratie wirklich bereit ist zu gehen. In jedem Fall müsste die EU gestärkt aus diesem Prozess hervorgehen. Einerseits weil die Raunzer sehen wie es Abtrünnigen geht, andererseits wird man sich in solchen Phasen gerne auch der gemeinsamen Stärken bewusst. Im Folgeschluss sollte dies dann auch für die Börsen innerhalb der EU gelten.