22.01.2019

Gas wird das neue Öl



In punkto Volatilität hat Erdgas Erdöl bereits seit Längerem den Rang abgelaufen. Kaum ein Rohstoff der kurzfristig stärker schwankt als das Gas das noch vor ein paar Jahren in USA keiner so wirklich wollte. Interessant dabei, dass der Grund für die starken Schwankungen die hohe Nachfrage geworden ist.

Wenn man nach Schieferöl bohrt und auf Vorkommen trifft hat man ein Problem. Die rund 600 Bar, die man ins Gestein unter sich hineinpresst, um später den glücklich machenden schwarzen Rohstoff fördern zu können, schicken zuerst seinen ungeliebten Zwilling nach Oben. Erdgas. In den guten alten Tagen bis vor etwa drei Jahren, als man noch den Traum eines linearen Ölrausches träumte, war das nicht so schlimm. Man verbrannte es einfach. Ein Nachtflug über das Bakken Field erinnerte einen angeblich immer an Weihnachten. So viele tausende Lichter am Boden. Sollte die Flamme einmal ausgehen, waren die Bemühungen dieses Leck zu stopfen sehr oft nur halbherzig. Ein mehrmonatiges Leck eines Bohrturmes in Kalifornien zeigte noch 2016 auf Infrarot-Satellitenaufnahmen den halben Staat unter einer Gasglocke. Feuerwerkskörper wurden zum wahren Abenteuer. Raketenstarts abgebrochen. Inzwischen hat man gelernt mit dem Rohstoff umzugehen. Geschäft ist Geschäft.

Raffinerien wurden gebaut, Pipelines gelegt, Silos platziert, Verträge entworfen, Schiffe gebaut. Der Terminus „LNG“ (Liquid Natural Gas) hat für die USA mittlerweile globale Bedeutung. Die ursprünglich wenig geliebte Ressource Gas wird gereinigt, transportiert, verflüssigt und verkauft. Und das in immer stärkerem Umfang. Das bringt es inzwischen mit sich, dass immer weniger Reserven gelagert werden und so die genannte Volatilität erklärt ist. Wenn man sich nun fragt, wie es möglich ist, „zu wenig“ zu haben wenn doch halb Texas auf Schieferöl sitzt und die USA vollmundig tönt nächstes Jahr zum größten Öllieferant der Welt auszusteigen, dann ist die Antwort ganz einfach, weil es darauf sitzt. Öl kann man auch Unten lassen. Vor allem dann, wenn es noch keinen Weg gibt es effizient abzutransportieren. Die in den USA gerade im Bau befindlichen vier großen Pipelines gehen alle erst 2019 in Betrieb. Erst dann geht der Öl-Fluss so richtig los. Das Gas kommt aber zuerst raus.

Und das erklärt auch die Nervosität der USA gegenüber Nordstream 2. Wenn Europa das Gas der Russen präferiert konsumiert, gehen die LNG-Exporte der USA ins Leere und müssen sich mit China oder Japan abstimmen, die noch ein Stückchen weiter weg liegen und daher auch teurer zu beliefern sind. Und selbst da gibt es bereits Konkurrenz. Man glaubt es kaum, aber Saudi Arabien plant die größte Anlage der Welt auf dem Gebiet sauberer Energieerzeugung zu bauen. Erraten auf Basis von Erdgas das in immer größerem Umfang gefördert und auch exportiert wird. Das dadurch pro Jahr ersparte Rohöl in Höhe von 600.000 Barrel befeuert dafür das Budget.

Man erkennt den globalen Energie-Trend inzwischen immer mehr. Die einzig echte globale „grüne“ Alternative zu Wind- und Solarkraft ist neben der Wasserkraft wieder Erdgas. Der Preis an den Rohstoffbörsen macht es bereits vor. Wie das Zappeln vor dem Start eines Laufes. Ready to run. Die Politik bleibt sicher noch eine Zeit steuernd, aber steigende Energienachfrage und die Zunahme globaler Verfügbarkeit gepaart mit Klimaschutz (da hat der gute Onkel Donald sicher nichts dagegen wenn man ihm statt dem Öl sein LNG abkauft um weniger Abgase beim Ölverfeuern zu erzeugen) werden dafür sorgen dass Erdgas als echte Energiealternative in vielen Bereichen des Lebens wieder neu ankommen wird. Und so werden es auch die Kapitalmärkte erkennen.



22.01.2019

Gas wird das neue Öl



In punkto Volatilität hat Erdgas Erdöl bereits seit Längerem den Rang abgelaufen. Kaum ein Rohstoff der kurzfristig stärker schwankt als das Gas das noch vor ein paar Jahren in USA keiner so wirklich wollte. Interessant dabei, dass der Grund für die starken Schwankungen die hohe Nachfrage geworden ist.

Wenn man nach Schieferöl bohrt und auf Vorkommen trifft hat man ein Problem. Die rund 600 Bar, die man ins Gestein unter sich hineinpresst, um später den glücklich machenden schwarzen Rohstoff fördern zu können, schicken zuerst seinen ungeliebten Zwilling nach Oben. Erdgas. In den guten alten Tagen bis vor etwa drei Jahren, als man noch den Traum eines linearen Ölrausches träumte, war das nicht so schlimm. Man verbrannte es einfach. Ein Nachtflug über das Bakken Field erinnerte einen angeblich immer an Weihnachten. So viele tausende Lichter am Boden. Sollte die Flamme einmal ausgehen, waren die Bemühungen dieses Leck zu stopfen sehr oft nur halbherzig. Ein mehrmonatiges Leck eines Bohrturmes in Kalifornien zeigte noch 2016 auf Infrarot-Satellitenaufnahmen den halben Staat unter einer Gasglocke. Feuerwerkskörper wurden zum wahren Abenteuer. Raketenstarts abgebrochen. Inzwischen hat man gelernt mit dem Rohstoff umzugehen. Geschäft ist Geschäft.

Raffinerien wurden gebaut, Pipelines gelegt, Silos platziert, Verträge entworfen, Schiffe gebaut. Der Terminus „LNG“ (Liquid Natural Gas) hat für die USA mittlerweile globale Bedeutung. Die ursprünglich wenig geliebte Ressource Gas wird gereinigt, transportiert, verflüssigt und verkauft. Und das in immer stärkerem Umfang. Das bringt es inzwischen mit sich, dass immer weniger Reserven gelagert werden und so die genannte Volatilität erklärt ist. Wenn man sich nun fragt, wie es möglich ist, „zu wenig“ zu haben wenn doch halb Texas auf Schieferöl sitzt und die USA vollmundig tönt nächstes Jahr zum größten Öllieferant der Welt auszusteigen, dann ist die Antwort ganz einfach, weil es darauf sitzt. Öl kann man auch Unten lassen. Vor allem dann, wenn es noch keinen Weg gibt es effizient abzutransportieren. Die in den USA gerade im Bau befindlichen vier großen Pipelines gehen alle erst 2019 in Betrieb. Erst dann geht der Öl-Fluss so richtig los. Das Gas kommt aber zuerst raus.

Und das erklärt auch die Nervosität der USA gegenüber Nordstream 2. Wenn Europa das Gas der Russen präferiert konsumiert, gehen die LNG-Exporte der USA ins Leere und müssen sich mit China oder Japan abstimmen, die noch ein Stückchen weiter weg liegen und daher auch teurer zu beliefern sind. Und selbst da gibt es bereits Konkurrenz. Man glaubt es kaum, aber Saudi Arabien plant die größte Anlage der Welt auf dem Gebiet sauberer Energieerzeugung zu bauen. Erraten auf Basis von Erdgas das in immer größerem Umfang gefördert und auch exportiert wird. Das dadurch pro Jahr ersparte Rohöl in Höhe von 600.000 Barrel befeuert dafür das Budget.

Man erkennt den globalen Energie-Trend inzwischen immer mehr. Die einzig echte globale „grüne“ Alternative zu Wind- und Solarkraft ist neben der Wasserkraft wieder Erdgas. Der Preis an den Rohstoffbörsen macht es bereits vor. Wie das Zappeln vor dem Start eines Laufes. Ready to run. Die Politik bleibt sicher noch eine Zeit steuernd, aber steigende Energienachfrage und die Zunahme globaler Verfügbarkeit gepaart mit Klimaschutz (da hat der gute Onkel Donald sicher nichts dagegen wenn man ihm statt dem Öl sein LNG abkauft um weniger Abgase beim Ölverfeuern zu erzeugen) werden dafür sorgen dass Erdgas als echte Energiealternative in vielen Bereichen des Lebens wieder neu ankommen wird. Und so werden es auch die Kapitalmärkte erkennen.