27.11.2018

Erinnerungen ans Öl



Das internationale Öl-Parkett ist ziemlich rutschig geworden. Die Ölproduzenten kollabieren munter durcheinander, die globale Politik dreht das Rad wie sie jeweils will und die Konsumenten samt Investoren stehen staunend vor Marktbewegungen unerwarteter Natur.

Wenn man den aktuellen Öl-Dschungel zu durchleuchten versucht läuft man Gefahr ein wenig schwindlig zu werden. Einen Versuch ist es aber allemal wert:

Das größte Öl-Kartell der Welt ist kleiner geworden. Die OPEC hat, gar nicht durch ihr eigenes Verschulden, diese Position mit zwei anderen Mitspielern mittlerweile zu teilen. Russland, das eigentlich immer schon der zweitgrößte Ölproduzent der Welt war und die USA die dank ungebremstem Schieferöl mittlerweile zur globalen Nr. zwei aufgestiegen sind. Noch im Sommer hatte man gedacht, dass die Rückgänge beim Oil-Drilling in USA den Höhenflug stoppen würden, doch dank inzwischen fix aufgelegter Pipelineprojekte wird heftig weiter gebohrt. Mittlerweile sollen es bereits 114.000 Löcher sein durch die das schwarze Gold fließt bzw. bald fließen wird (rund ein Drittel ist noch nicht in Betrieb weil die Pipelines noch nicht fertig sind). Das Öl wird spätestens in 2019 in den neuen Röhren ungehemmter denn je fließen. USA wird dadurch erstmals seit 75 Jahren zum Netto-Öl-Exporteur werden. Houston und Corpus Christi zu den mitunter größten Ölhäfen der Welt dazu stoßen.

Aber noch ist es nicht soweit. Noch regiert nicht das Faktum sondern die Erwartung. Und da wird es geopolitisch spannend. Die OPEC und hier an der Spitze Saudi Arabien wollten durch die Kürzung der Fördermenge noch vor einem Jahr den Preis nach Oben treiben. Ging gut, wurde aber von den USA ohne Gewissen ausgenutzt. Die hatten keine Beschränkung und förderten auf Teufel komm raus. Gleichzeitig ging Venezuela off pipe und auch die Sanktionen gegen den Iran verknappten das edle Gut. Der Preis stieg an. Bis, ja bis die USA ihren Partner Saudi Arabien mit Konsequenz dazu brachten wieder mehr zu fördern, vordergründig wohl um den heimischen Konsumenten zu entlasten was immer schon ein gerne geübtes Wahlzuckerl war, hintergründig vielleicht um die anderen Ölproduzenten zu belasten. Russland fällt einem da beispielsweise ein. Über die Motive der Scheichs den USA zu „gehorchen“ kann man geteilter Meinung sein, Tatsache ist aber, dass heute die OPEC am oberen Limit fördert und der Ölpreis binnen knapp zwei Monaten 34% verlor. Währenddessen hat sich die Effizienz am texanischen Bohrloch so weit verbessert, dass man hier bereits mit Ölpreisen von 30 US$ pro Barrel noch profitabel ist. Die Gier endlich durch die mittlerweile vier in Bau befindlichen Pipelines transportieren zu können ist groß. Und die USA tut alles um diesen Marktzugang für sich alleine zu festigen, zwei innerhalb Mexicos zu errichten geplante Pipelines wurden von ihrem Bauherrn TransCanada eben gestoppt weil man sich plötzlich um die innere Sicherheit in Mexico Sorgen macht. Ein geplantes Bauvolumen von 1 Mrd US$ dem „Frieden“ geopfert. Texas jubelt.

Während die USA sich ins Fäustchen lachen und sich der US-Konsument über tiefe Preise an der Tankstelle freut steht der Rest der Welt unter etwas mehr Druck. Saudi Arabien verdient deutlich weniger und hat nicht mehr die Zügel so stark in der Hand wie zuletzt. Der Rest am Globus kauft zwar tiefer Öl ein, muss aber mit dem starken US-Dollar wieder gegenkalkulieren und so kommt die Ersparnis nicht so richtig an unserem Zapfhahn an. China als größter Öl-Konsument der Welt versucht daher die USA via Russland bereits direkt zu umgehen. Die regelmäßigen Polit-Konflikte zwischen diesen drei Partnern erfahren dadurch eine neue Erklärungsfacette. Und Saudi Arabien verliert als den USA konsumverpflichteter bald sein Image und Glaubwürdigkeit.

Ein hoch volatiler Markt tut sich hier vor uns auf und das inmitten von Feinstaubdiskussionen die immer mehr ins Kabarett abdriften oder energiepolitischen Anmerkungen europäischer Politiker deren Grünton auf die unverhohlen feixenden Kommentare eines US Präsidenten trifft.

Wir erinnern uns derzeit an die Monate als der Ölpreis 2016 unter 40 US$ per Barrel gefallen war und wo sich die halbe Welt deswegen Sorgen um die Konjunktur machte. Wird Zeit sich darüber klar zu werden, dass wir seither ein paar Rädchen mehr an der globalen Konjunkturspirale gedreht haben und es für uns daher auch einmal ein Vorteil sein kann, billiger Energie zu tanken.



27.11.2018

Erinnerungen ans Öl



Das internationale Öl-Parkett ist ziemlich rutschig geworden. Die Ölproduzenten kollabieren munter durcheinander, die globale Politik dreht das Rad wie sie jeweils will und die Konsumenten samt Investoren stehen staunend vor Marktbewegungen unerwarteter Natur.

Wenn man den aktuellen Öl-Dschungel zu durchleuchten versucht läuft man Gefahr ein wenig schwindlig zu werden. Einen Versuch ist es aber allemal wert:

Das größte Öl-Kartell der Welt ist kleiner geworden. Die OPEC hat, gar nicht durch ihr eigenes Verschulden, diese Position mit zwei anderen Mitspielern mittlerweile zu teilen. Russland, das eigentlich immer schon der zweitgrößte Ölproduzent der Welt war und die USA die dank ungebremstem Schieferöl mittlerweile zur globalen Nr. zwei aufgestiegen sind. Noch im Sommer hatte man gedacht, dass die Rückgänge beim Oil-Drilling in USA den Höhenflug stoppen würden, doch dank inzwischen fix aufgelegter Pipelineprojekte wird heftig weiter gebohrt. Mittlerweile sollen es bereits 114.000 Löcher sein durch die das schwarze Gold fließt bzw. bald fließen wird (rund ein Drittel ist noch nicht in Betrieb weil die Pipelines noch nicht fertig sind). Das Öl wird spätestens in 2019 in den neuen Röhren ungehemmter denn je fließen. USA wird dadurch erstmals seit 75 Jahren zum Netto-Öl-Exporteur werden. Houston und Corpus Christi zu den mitunter größten Ölhäfen der Welt dazu stoßen.

Aber noch ist es nicht soweit. Noch regiert nicht das Faktum sondern die Erwartung. Und da wird es geopolitisch spannend. Die OPEC und hier an der Spitze Saudi Arabien wollten durch die Kürzung der Fördermenge noch vor einem Jahr den Preis nach Oben treiben. Ging gut, wurde aber von den USA ohne Gewissen ausgenutzt. Die hatten keine Beschränkung und förderten auf Teufel komm raus. Gleichzeitig ging Venezuela off pipe und auch die Sanktionen gegen den Iran verknappten das edle Gut. Der Preis stieg an. Bis, ja bis die USA ihren Partner Saudi Arabien mit Konsequenz dazu brachten wieder mehr zu fördern, vordergründig wohl um den heimischen Konsumenten zu entlasten was immer schon ein gerne geübtes Wahlzuckerl war, hintergründig vielleicht um die anderen Ölproduzenten zu belasten. Russland fällt einem da beispielsweise ein. Über die Motive der Scheichs den USA zu „gehorchen“ kann man geteilter Meinung sein, Tatsache ist aber, dass heute die OPEC am oberen Limit fördert und der Ölpreis binnen knapp zwei Monaten 34% verlor. Währenddessen hat sich die Effizienz am texanischen Bohrloch so weit verbessert, dass man hier bereits mit Ölpreisen von 30 US$ pro Barrel noch profitabel ist. Die Gier endlich durch die mittlerweile vier in Bau befindlichen Pipelines transportieren zu können ist groß. Und die USA tut alles um diesen Marktzugang für sich alleine zu festigen, zwei innerhalb Mexicos zu errichten geplante Pipelines wurden von ihrem Bauherrn TransCanada eben gestoppt weil man sich plötzlich um die innere Sicherheit in Mexico Sorgen macht. Ein geplantes Bauvolumen von 1 Mrd US$ dem „Frieden“ geopfert. Texas jubelt.

Während die USA sich ins Fäustchen lachen und sich der US-Konsument über tiefe Preise an der Tankstelle freut steht der Rest der Welt unter etwas mehr Druck. Saudi Arabien verdient deutlich weniger und hat nicht mehr die Zügel so stark in der Hand wie zuletzt. Der Rest am Globus kauft zwar tiefer Öl ein, muss aber mit dem starken US-Dollar wieder gegenkalkulieren und so kommt die Ersparnis nicht so richtig an unserem Zapfhahn an. China als größter Öl-Konsument der Welt versucht daher die USA via Russland bereits direkt zu umgehen. Die regelmäßigen Polit-Konflikte zwischen diesen drei Partnern erfahren dadurch eine neue Erklärungsfacette. Und Saudi Arabien verliert als den USA konsumverpflichteter bald sein Image und Glaubwürdigkeit.

Ein hoch volatiler Markt tut sich hier vor uns auf und das inmitten von Feinstaubdiskussionen die immer mehr ins Kabarett abdriften oder energiepolitischen Anmerkungen europäischer Politiker deren Grünton auf die unverhohlen feixenden Kommentare eines US Präsidenten trifft.

Wir erinnern uns derzeit an die Monate als der Ölpreis 2016 unter 40 US$ per Barrel gefallen war und wo sich die halbe Welt deswegen Sorgen um die Konjunktur machte. Wird Zeit sich darüber klar zu werden, dass wir seither ein paar Rädchen mehr an der globalen Konjunkturspirale gedreht haben und es für uns daher auch einmal ein Vorteil sein kann, billiger Energie zu tanken.