Politslalom an den Märkten
Wir nähern uns dem programmierten politischen Jahreshöhepunkt: der Entscheidung über „Brexit“. Ob doch, und wenn dann wie, ist die alles entscheidende Frage. Selbst Mr. President und seine Globaldrohungen gegen alles was nicht auf die Knie fällt sind hier kurzfristig sekundär. Sicher auch wegen einiger mittlerweile eingetretener inflatorischer Effekte bezüglich der Glaubwürdigkeit dieser Verbalinjurien. Jetzt wird der Brexit wichtig.
Dabei ist es wieder einmal offensichtlich wie wenig die Politik in der Zwischenzeit gelernt hat. Seit dem Brexit-Votum haben wir nach wie vor die gleichen Politiker am Agieren. Die (erwiesenen) Lügner bei und vor der Abstimmung sitzen nach wie vor unbescholten im EU Parlament (ich denke hier immer an nasse Fetzen …). Im Gegenteil, sie haben sich aus dem UK-Regierungsteam entfernt um erst recht wieder in altbewährter Manier über alles los zu zetern was sich bewegt. Wahrheit ohnehin sekundär. Man glaubt es kaum, aber es scheint als ob man sich an solche Vorgänge sogar auch an den Kapitalmärkten gewöhnt. Gleichzeitig biedern sich die Gefährdeten der Regierungsmannschaft, allen voran Miss May, den Revoluzzern und Rabauken im EU Parlament an. Dass Rückenwind für Herrn Orban aus Österreich kommt, ist vielleicht einer missverstandenen Nachbarschafts- und Wasweißichnoch-Sympathie geschuldet, dass aber England ihn und gleich im Aufwasch auch den so mitfühlend agierenden Signore Salvini in Schutz nimmt, kann man nur mehr als Politkalkül verstehen. Auch andere „Charaktere“ kriechen bereits aus allen Höhlen um sich als Vermittler ihrer Ideen auf den Sattel der Ge-Rechten zu schwingen. Steven Bannon ist so Einer, der, selbst von der Trump Administration geschasst, jetzt Europa „zu Hilfe“ eilt. Es tut sich eben wieder was in Polit-Europa. Die kommende Wahl im EU Parlament wird Brexit als zentrales Thema ergänzen. Allein die Märkte nehmen es cool hin. Nüchtern und klar wägen sie aktuell die Chancen ab und agieren danach. Da ist es beispielsweise kursrelevant, dass die UBS oder die Deutsche Bank plötzlich ankündigen ihre Büros und ihr Kapital doch auf den Kontinent verlagern zu wollen. Da reagiert sofort das britische Pfund, weil wer soll sonst das Leistungsbilanzdefizit auffangen, wenn keine Wirtschaftsmacht mehr schützt. Und plötzlich nehmen auch die internationalen Investoren, angeführt von der verwöhnten USA, den Druck von Europa und kaufen wieder ein bisserl was ein. 26 Wochen (!) wurden europäische Aktien permanent verkauft. 56 Mrd US$ waren das. Seit letzter Woche wird wieder gekauft. Und zwar Euroland.
Die Hoffnung liegt natürlich nahe, dass die zuletzt erkennbaren Rückdeckungen vorher leer verkaufter Aktien nur der Anfang einer Normalisierung sind, die Europas Aktienmärkte endlich wieder in den Fokus fundamentaler Entwicklungen und weniger irgendwelcher Abhängigkeiten von Zollbegrenzungen chinesischer Spezialitäten rückt. Und es tut auch gut zu sehen, dass die Rückdeckung vorher leer verkaufter Aktien, die „Short-Squeezes“, auch richtig wehtun dürften. Hennes & Mauritz, Casino, Carrefour, Kali & Salz, etc. sprechend gerade diese Sprache. Das fundamentale Investorenherz hat endlich wieder etwas zu grinsen. Bevor aber die Korken knallen, ein kurzer Hinweis darauf, dass inzwischen gerade einige Technologiewerte in Europa wieder zurück auf die Folterbank der Short-Seller geraten sind. Mal sehen ob dies nur ein Diagnosecheck oder wie so oft wieder eine OP am lebenden Körper wird.
Und wer etwas zum Schmunzeln braucht (mit der Gefahr, dass einem genau Dieses doch im Halse stecken bleibt) der möge sich auf die Website der US Vereinigung „Data Checker“ begeben. Diese völlig unabhängige Institution hat es sich zur Aufgabe gemacht, generelle Aussagen, und hier insbesondere jene von Politikern, auf Wahrheitsgehalt zu prüfen. Erraten, die letzte Studie ist Mr. Trump gewidmet. Ich verrate hier kein Ergebnis, nur eines, eigentlich unfassbar, was man als Politiker so alles erlaubt bekommt … Erinnerung an „Brexit-Wahlkampf“ würgt wieder hoch.
Für alle die an eine rasche Erkenntnis in den Märkten glauben wäre jetzt der höchstnotwendige Zeitpunkt über Investments für diese Phase nachzudenken. Weil wenn es losgeht zählt jede Minute ….