17.07.2018

Slippery People



Es ist und bleibt die Politik, die unser aktuelles Börsengeschehen im Griff hat. Ob es die Handelsdrohungensind, oder Brexit, oder ein Sultan in der Türkei, ist dabei egal. Man muss sich damit auseinandersetzen. Die Verarbeitungsquote ist dementsprechend hoch. Man analysiert, bewertet, impliziert und wägt ab, was denn alles von den gesprochenen oder getwitterten Meldungen wahr werden könnte oder nicht. In Summe ein Bild, das immer wieder die ökonomische Zukunft und deren Basis, die ökonomische Vernunft, in Frage stellt. Nun, jetzt werden diese Perspektiven um eine Facette reicher - der politische Kampf ums Öl beginnt an die Oberfläche zu drängen.

Für die US-Regierung wird es eng. Der gestiegene Preis fürs schwarze Gold sorgt für Ungemach. Die letzten Verbündeten und verbliebenen „Freunde“ müssen jetzt vielleicht herhalten um diese Bedrohung wahlkampftechnisch zu bearbeiten. Die Rede ist davon, dass die USA zwar in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte beim Erschließen und Fördern von Schieferöl gemacht haben, die Reserven dieser Energieressource aber nicht überall vorhanden sind und dort wo sie es sind bereits an ihre Fördergrenze anstoßen. Ein Land, das mit vor Stolz geblähter Brust die globale Konjunktur für sich beansprucht, braucht aber Energie. Und die ist teurer geworden. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit gesunken. Man findet leichter Jobs, oder anders gesagt, man bekommt leichter mehr Gehalt. Das ist zwar nett und gut für Konsum und Wohlstand, sorgt aber auch für steigende Kosten und das bedeutet Inflation. Unkontrolliert höhere Energiekosten kann man da überhaupt nicht brauchen.

Kein Wunder daher, dass wieder Twitter herhalten muss und die Bösen diesmal die Saudis sind, die eben mehr den Hahn aufdrehen sollen damit der Preis fürs „Schwarze“ wieder fällt. Sollen die halt Aramco ein Jahr später an die Börse bringen. Schon überhaupt, wenn sie wie zuletzt angekündigt nicht nach New York, sondern London an die Börse wollen. Ach ja, und das mit dem Iran und dem Ölembargo sieht man vielleicht auch nicht mehr soooo eng. Ein paar Ausnahmen wird’s daher schon geben. Hauptsache der Ölpreis sinkt. Und so ein kleiner Zwischenbesuch beim alten Kumpel Putin kann sicher auch nicht schaden. Russland produziert ja auch nicht wenig Öl.

In letzter Konsequenz bedeuten hohe Energiekosten Sand ins Getriebe der USA. Und das ziemlich genau zum Zeitpunkt der Zwischenwahlen im November. Die bisher johlende Wählerschaft wird sich da nicht so sehr freuen, wenn die Gallone plötzlich mehr als drei (!) Dollar kostet (pro Liter rund 68 Eurocent). Will man nicht, wird man daher auch nicht. Was macht Mr. President daher? Die strategischen Öl-Reserven werden ins Gespräch gebracht und es wird heftig weiter getwittert. Blöd auch, dass das in den letzten Jahrzehnten so geschasste Venezuela gerade jetzt als Öllieferant ausfällt weil deren Ölinfrastruktur kaputt ist. Da hilft auch Twitter nichts. Unangenehm auch, dass plötzlich Interpretationen auftauchen, ob Saudi Arabien überhaupt noch so viel Öl hat um die Wünsche ihres größten Waffendealers zu erfüllen. Genauso blöd wie die Erkenntnis, dass der zuvor beschimpfte Iran aktuell wieder hilfreich sein könnte, ihn man aber dafür besänftigen müsste. Wendehals samt Rückgratschwund Grundvoraussetzung.

Was jetzt passieren wird, ist daher ziemlich wahrscheinlich eine sichtbare Polarisierung der Interessen am Energiemarkt. Die Einen haben nichts gegen höhere Preise, weil mehr Einkommen, die Anderen drohen mit Waffen- und Konsumentzug. Es wird daher die Volatilität an den Energiemärkten ansteigen. Es werden sich, wie bereits durch Chinas Öl-Futures in Yuan oder Saudi Arabiens erhöhte Direktlieferungen nach Asien angedeutet, die globalen Energieströme verschieben. Handelsdrohungen verlieren so an Dramatik, weil Ober sticht Unter, und Energie ist fast immer Ober. Die Börsen werden dies wie immer rasch interpretieren und auf Trendveränderungen reagieren in der Erkenntnis, dass die aktuelle Politik noch immer keine fixe Basis darstellt.

Backslidin', how do you do? These slippery people, gonna see you through.



17.07.2018

Slippery People



Es ist und bleibt die Politik, die unser aktuelles Börsengeschehen im Griff hat. Ob es die Handelsdrohungensind, oder Brexit, oder ein Sultan in der Türkei, ist dabei egal. Man muss sich damit auseinandersetzen. Die Verarbeitungsquote ist dementsprechend hoch. Man analysiert, bewertet, impliziert und wägt ab, was denn alles von den gesprochenen oder getwitterten Meldungen wahr werden könnte oder nicht. In Summe ein Bild, das immer wieder die ökonomische Zukunft und deren Basis, die ökonomische Vernunft, in Frage stellt. Nun, jetzt werden diese Perspektiven um eine Facette reicher - der politische Kampf ums Öl beginnt an die Oberfläche zu drängen.

Für die US-Regierung wird es eng. Der gestiegene Preis fürs schwarze Gold sorgt für Ungemach. Die letzten Verbündeten und verbliebenen „Freunde“ müssen jetzt vielleicht herhalten um diese Bedrohung wahlkampftechnisch zu bearbeiten. Die Rede ist davon, dass die USA zwar in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte beim Erschließen und Fördern von Schieferöl gemacht haben, die Reserven dieser Energieressource aber nicht überall vorhanden sind und dort wo sie es sind bereits an ihre Fördergrenze anstoßen. Ein Land, das mit vor Stolz geblähter Brust die globale Konjunktur für sich beansprucht, braucht aber Energie. Und die ist teurer geworden. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit gesunken. Man findet leichter Jobs, oder anders gesagt, man bekommt leichter mehr Gehalt. Das ist zwar nett und gut für Konsum und Wohlstand, sorgt aber auch für steigende Kosten und das bedeutet Inflation. Unkontrolliert höhere Energiekosten kann man da überhaupt nicht brauchen.

Kein Wunder daher, dass wieder Twitter herhalten muss und die Bösen diesmal die Saudis sind, die eben mehr den Hahn aufdrehen sollen damit der Preis fürs „Schwarze“ wieder fällt. Sollen die halt Aramco ein Jahr später an die Börse bringen. Schon überhaupt, wenn sie wie zuletzt angekündigt nicht nach New York, sondern London an die Börse wollen. Ach ja, und das mit dem Iran und dem Ölembargo sieht man vielleicht auch nicht mehr soooo eng. Ein paar Ausnahmen wird’s daher schon geben. Hauptsache der Ölpreis sinkt. Und so ein kleiner Zwischenbesuch beim alten Kumpel Putin kann sicher auch nicht schaden. Russland produziert ja auch nicht wenig Öl.

In letzter Konsequenz bedeuten hohe Energiekosten Sand ins Getriebe der USA. Und das ziemlich genau zum Zeitpunkt der Zwischenwahlen im November. Die bisher johlende Wählerschaft wird sich da nicht so sehr freuen, wenn die Gallone plötzlich mehr als drei (!) Dollar kostet (pro Liter rund 68 Eurocent). Will man nicht, wird man daher auch nicht. Was macht Mr. President daher? Die strategischen Öl-Reserven werden ins Gespräch gebracht und es wird heftig weiter getwittert. Blöd auch, dass das in den letzten Jahrzehnten so geschasste Venezuela gerade jetzt als Öllieferant ausfällt weil deren Ölinfrastruktur kaputt ist. Da hilft auch Twitter nichts. Unangenehm auch, dass plötzlich Interpretationen auftauchen, ob Saudi Arabien überhaupt noch so viel Öl hat um die Wünsche ihres größten Waffendealers zu erfüllen. Genauso blöd wie die Erkenntnis, dass der zuvor beschimpfte Iran aktuell wieder hilfreich sein könnte, ihn man aber dafür besänftigen müsste. Wendehals samt Rückgratschwund Grundvoraussetzung.

Was jetzt passieren wird, ist daher ziemlich wahrscheinlich eine sichtbare Polarisierung der Interessen am Energiemarkt. Die Einen haben nichts gegen höhere Preise, weil mehr Einkommen, die Anderen drohen mit Waffen- und Konsumentzug. Es wird daher die Volatilität an den Energiemärkten ansteigen. Es werden sich, wie bereits durch Chinas Öl-Futures in Yuan oder Saudi Arabiens erhöhte Direktlieferungen nach Asien angedeutet, die globalen Energieströme verschieben. Handelsdrohungen verlieren so an Dramatik, weil Ober sticht Unter, und Energie ist fast immer Ober. Die Börsen werden dies wie immer rasch interpretieren und auf Trendveränderungen reagieren in der Erkenntnis, dass die aktuelle Politik noch immer keine fixe Basis darstellt.

Backslidin', how do you do? These slippery people, gonna see you through.