12.06.2018

Wie egal kann Politik sein?



Die Agitationen eines Donald Trump passen mittlerweile mehr in die Overtüre einer Bandenschlägerei als in die Muster globaler Politik. Es wird provoziert als ob die Welt ein Hinterhof ist. Nahezu kein Thema, bzw. kein geschlossener Vertrag, ist inzwischen noch sicher sofern die USA der jeweilige Partner ist. Das Bewusstsein US-amerikanischer Wähler ist naturgemäß überwiegend chauvinistisch geprägt, die Politik der USA hat aber, so wie ihre Wirtschaft und ihre Kapitalmärkte auch, global ausgerichtet zu sein. Sofern sie das nicht ist, werden sich gerade die Kapitalmärkte anpassen. Und was würde das für uns bedeuten?

Die Antwort ist vordergründig schwierig weil offensichtlich komplex und emotional, am Ende aber einfach und klar: die USA braucht die Welt mehr als wir die USA. Der Hauptgrund liegt in dem seit Jahrzehnten permanent bestehenden Handelsbilanzdefizit. Im Schnitt sind es rund 45 Mrd. US$ die da jeden Monat fehlen. Man gleicht es aus indem der Rest der Welt brav US$, zumeist in Form von Anleihen oder Aktien oder via Öl, kauft. Die US-Investment-Story muss einfach passen. Der Grund für dieses historisch so fixe Defizit wird von den meisten Analysten in der vor rund 20 Jahren erfolgten gravierenden Zuwendung zu Technologie und der damit verbundenen Vernachlässigung „traditioneller“ Branchen erkannt. Die fehlen halt noch immer. Dafür braucht man den Rest der Welt. Zu blöd. Aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen gelingt erst, wenn man nicht mehr mit dem Auto fährt, weil man mittels Holobrille sowieso überall hinfliegt und seine Wohnraumumgebung auch unwichtig ist, weil keiner mehr raus will. Dauert also noch ein paar Monate.

Was der Politik daher zwischenzeitlich bleibt, ist den US$-Kauf zum Schutzerlebnis zu machen. Hatten wir ja schon, aber Kriege sind Gott sei Dank mittlerweile ziemlich rar geworden. Auch ist die Möglichkeit, sich in Währungen „sicher“ zu fühlen bereits um etliche Kandidaten erweitert. Der YUAN bietet immer offener seine „Dienste“ an. Auch der Schweizer Franken bleibt etabliert, nimmt aber gemeinsam mit dem Britischen Pfund immer mehr den Euro als Partner an. Das Bild des US$ als globale Leitwährung wird dabei bewusst angezweifelt. Klar, denn ein solcher Prozess setzt Vertrauen und Berechenbarkeit im Miteinander voraus. Er geschieht auf Basis freiwilliger Entscheidungen, nicht aufgrund verordneter Handelsbeschränkungen. Sollte sich an der aktuellen politischen Orientierung der USA nichts ändern, ist der Ausgang daher offensichtlich: es wird, bedingt durch die US-Wirtschaft einen Kompromiss geben müssen, weil sonst die Geldströme das Land der Tapferen einfach mehr und mehr umschiffen werden. China weiß das, und steht, mit seinen Billionen US Treasuries als permanente US-$-Gefahr im Bauch, als hilfreicher Partner der EU und anderen Staaten sichtbar bereit. Russland übt sich detto im Verdauen von Kreide und selbst innerhalb Europas beginnt man wieder mehr die Gemeinsamkeit als das Trennende zu suchen (gerade auch weil Italiens Regierung im pubertären Machtrausch mit diesen Emotionen gerade so sehr spielt).

Das was daher passieren wird, und Kapital ist einer der schnellsten und unbestechlichsten Garanten dafür, ist, dass sich die Perspektive eines mit neuem Selbstverständnis geprägten EU-Umfelds, verbunden mit stärkeren Partnern entwickeln wird. Die EZB, die EU, Brexit, Russlands Annäherung, Chinas stille Kraft, das Alles wird zur Erkenntnis führen, dass sich ökonomischer Erfolg - ob je Kontinent oder je Company - mittelfristig nicht primär der Politik unterordnen wird. Die Wirtschaft ist der Boss. An den Kapitalmärkten erkennt man dies fast immer am schnellsten. Und daher sollten sich die Interessen sehr schnell wieder genau den an diesen Kapitalmärkten geltenden fundamentalen Bewertungsmustern zuwenden um weniger der Politik als Dominante zu huldigen.



12.06.2018

Wie egal kann Politik sein?



Die Agitationen eines Donald Trump passen mittlerweile mehr in die Overtüre einer Bandenschlägerei als in die Muster globaler Politik. Es wird provoziert als ob die Welt ein Hinterhof ist. Nahezu kein Thema, bzw. kein geschlossener Vertrag, ist inzwischen noch sicher sofern die USA der jeweilige Partner ist. Das Bewusstsein US-amerikanischer Wähler ist naturgemäß überwiegend chauvinistisch geprägt, die Politik der USA hat aber, so wie ihre Wirtschaft und ihre Kapitalmärkte auch, global ausgerichtet zu sein. Sofern sie das nicht ist, werden sich gerade die Kapitalmärkte anpassen. Und was würde das für uns bedeuten?

Die Antwort ist vordergründig schwierig weil offensichtlich komplex und emotional, am Ende aber einfach und klar: die USA braucht die Welt mehr als wir die USA. Der Hauptgrund liegt in dem seit Jahrzehnten permanent bestehenden Handelsbilanzdefizit. Im Schnitt sind es rund 45 Mrd. US$ die da jeden Monat fehlen. Man gleicht es aus indem der Rest der Welt brav US$, zumeist in Form von Anleihen oder Aktien oder via Öl, kauft. Die US-Investment-Story muss einfach passen. Der Grund für dieses historisch so fixe Defizit wird von den meisten Analysten in der vor rund 20 Jahren erfolgten gravierenden Zuwendung zu Technologie und der damit verbundenen Vernachlässigung „traditioneller“ Branchen erkannt. Die fehlen halt noch immer. Dafür braucht man den Rest der Welt. Zu blöd. Aus diesem Schlamassel wieder herauszukommen gelingt erst, wenn man nicht mehr mit dem Auto fährt, weil man mittels Holobrille sowieso überall hinfliegt und seine Wohnraumumgebung auch unwichtig ist, weil keiner mehr raus will. Dauert also noch ein paar Monate.

Was der Politik daher zwischenzeitlich bleibt, ist den US$-Kauf zum Schutzerlebnis zu machen. Hatten wir ja schon, aber Kriege sind Gott sei Dank mittlerweile ziemlich rar geworden. Auch ist die Möglichkeit, sich in Währungen „sicher“ zu fühlen bereits um etliche Kandidaten erweitert. Der YUAN bietet immer offener seine „Dienste“ an. Auch der Schweizer Franken bleibt etabliert, nimmt aber gemeinsam mit dem Britischen Pfund immer mehr den Euro als Partner an. Das Bild des US$ als globale Leitwährung wird dabei bewusst angezweifelt. Klar, denn ein solcher Prozess setzt Vertrauen und Berechenbarkeit im Miteinander voraus. Er geschieht auf Basis freiwilliger Entscheidungen, nicht aufgrund verordneter Handelsbeschränkungen. Sollte sich an der aktuellen politischen Orientierung der USA nichts ändern, ist der Ausgang daher offensichtlich: es wird, bedingt durch die US-Wirtschaft einen Kompromiss geben müssen, weil sonst die Geldströme das Land der Tapferen einfach mehr und mehr umschiffen werden. China weiß das, und steht, mit seinen Billionen US Treasuries als permanente US-$-Gefahr im Bauch, als hilfreicher Partner der EU und anderen Staaten sichtbar bereit. Russland übt sich detto im Verdauen von Kreide und selbst innerhalb Europas beginnt man wieder mehr die Gemeinsamkeit als das Trennende zu suchen (gerade auch weil Italiens Regierung im pubertären Machtrausch mit diesen Emotionen gerade so sehr spielt).

Das was daher passieren wird, und Kapital ist einer der schnellsten und unbestechlichsten Garanten dafür, ist, dass sich die Perspektive eines mit neuem Selbstverständnis geprägten EU-Umfelds, verbunden mit stärkeren Partnern entwickeln wird. Die EZB, die EU, Brexit, Russlands Annäherung, Chinas stille Kraft, das Alles wird zur Erkenntnis führen, dass sich ökonomischer Erfolg - ob je Kontinent oder je Company - mittelfristig nicht primär der Politik unterordnen wird. Die Wirtschaft ist der Boss. An den Kapitalmärkten erkennt man dies fast immer am schnellsten. Und daher sollten sich die Interessen sehr schnell wieder genau den an diesen Kapitalmärkten geltenden fundamentalen Bewertungsmustern zuwenden um weniger der Politik als Dominante zu huldigen.