Beim Flippern gewinnt immer nur Einer
Die Märkte haben es schon gewaltig ins sich. Letzte Woche wurden noch die Atombunker vom Opa entstaubt und von Gerümpel befreit, Dosenvorräte neu kalkuliert und überlegt wie viel man noch machen könnte in den 20 Minuten, die es braucht eine Rakete von Pjönjang nach Guam zu schicken. Heute, ein paar Tage später strahlt wieder die Sonne vom Börsenhimmel und das Leben macht Spaß.
Dazwischen gab es aber ein hektisches Hin und Her, das wieder einmal die Analyse über den Zustand unserer Märkte erlaubte. Flippermärkte waren wieder en vogue.
Man konnte am Ende der Bewegung erneut erkennen, dass quantitativ oder technisch basierte Absicherungsmodelle kaum Mehrwert brachten. Zum x-ten Mal in den letzten Monaten mussten Absicherungen nach kurzer Zeit wieder teuer aufgelöst werden. Genauso wenig waren ETF-Artisten erfolgreich. Die Liquidität dieser so hoch gepriesenen Anlageklasse zeigte exakt dasselbe Muster wie schon so oft davor: wenn’s eng wird, ist’s auch eng mit der ETF-Liquidität. Die Spreads steigen genauso schnell wie die Volatilität an den Märkten und mit der „Your Size is my Size“-Philosophie hat’s auch ein Ende. Das Spiel mit der Marktkugel machte wieder einmal den Aufsteller des Flippers reich und nicht die Spieler. Man kennt das.
Aber, großes ABER, die Investoren haben scheinbar die Strategie überdacht. Laut internationalen Statistiken werden gerade die Anteile passiver Investments geringer, wogegen jene der aktiv gemanagten Einheiten sogar ziemlich deutlich ansteigen. Leider sind die 5 Milliarden US-Dollar, die eben im Juli den aktiven Fondsmanagern mehr überlassen wurden, noch nicht wirklich in Österreich angekommen, aber es gibt Hoffnung, dass ein Teil davon ja doch irgendwann einmal auch hierzulande ankommen wird. Eines sei dazu noch angemerkt: Fonds oder ähnliche „Töpfe“ aktiv zu verwalten ist anstrengend. Zumindest anstrengender, als dies ein Programm oder ein Derivat oder einen Index machen zu lassen. Das betrifft natürlich die Titelselektion und die Überzeugung, bzw. die Entschlossenheit zum Timing, genauso wie die permanente Analyse der begleitenden Faktoren, samt Politik diesseits und jenseits des Atlantiks, begleitet von einer deutlich aktiveren Administration all dessen. Denn es ist Fakt, dass die regulatorischen „Fortschritte“ der letzten Jahre die Bewegungsspielräume in unser aller Investmentuniversum immer stärker eingeengt haben. Ob’s die Liquidität, die notwendige Bewertung durch Analysten, die Indexzugehörigkeit oder die Schwankungsneigung ist, der Einfluss der Aufsichtsorgane auf die Selektion der Einzelteile der Portfolios ist deutlich gestiegen. Nun, das ist ja auch nicht schlecht, weil dann muss man sich eben noch mehr Gedanken um die einzelnen Investments machen und diese mit noch mehr Engagement verfolgen, für die meisten aber ist dies ein Prozess, an dessen Ende eine gestiegene Automatisierung oder Indexierung von Portfolien steht. Quasi, warum sich anstrengen, wenn der Markt eh steigt.
Es mag ja fast schon philosophisch anmuten, aber der Gedanke sei schon erlaubt, was wäre wenn alles nur mehr passiv gemanagt werden würde. Dann würden die indexbildenden Institutionen die Manager werden. Und Größer würde Besser immer schlagen. Wachstum würde kaum mehr finanzierbar, weil eben zuerst klein bevor groß. Ach ja, und die Gebühren müssten dramatisch sinken, weil ja alles automatisch und daher billiger. Sollte jetzt noch jemand die Statistik bemühen, dass aktives Management langfristig nie die Märkte schlägt, aber immer teurer ist, dem sei die Beobachtung nahegelegt, dass sämtliche passiv gemangten Fonds ebenso in diese Kategorie gehören. Sie kosten mehr als der Index. Immer. Dagegen füllen die Biografien aktiver Manager hier und da die Bücherregale.
Aktive Fondsmanager schlafen schlecht damit ihre Kunden gut schlafen. Dafür passen sie täglich darauf auf, dass auch bei volatilen Märkten die „Bohnendosen“ im Regal nie zu viel werden. Allein schon der Gesundheit wegen ;-).