28.02.2017

Sippenhaft



Eine der stärksten Triebkräfte unserer aktuellen Kapitalmärkte sind Regularien. Das ist gut so, denn Regeln gehören zum Vertrauen irgendwie dazu. Und Vertrauen ist eine Säule beim Investment. Regularien in diesem Zusammenhang sind aber eine ganz besondere Form, denn etliche Regularien sind Regeln die nicht grundsätzlich mit den Kapitalmärkten zu tun haben, diese aber in einem immer stärkeren Ausmaß zu beeinflussen begannen. Und wer glaubte oder hoffte, dass diese Regularien geringer werden würden, der hat sich zumindest in einigen Bereichen geirrt. Kräftig geirrt.

Der Staat schafft Regularien. Und der gibt gerade so richtig Gas. Unter dem Mantel des Spekulationsverbotes werden einige der staatsnahen Investmenttöpfe zur Brust genommen. Wer für den Staat Gelder verwaltet, darf nicht (mehr) spekulieren. Klingt einmal auf’s Erste gut. Das Nicken an den Stammtischen ist schon sicher. Jetzt noch entschlossen vorgetragen, die Sorgfalt und die Voraussicht im ernsten Blick nicht vergessen, und der Applaus ist gewiss. Unsere Pensionen und Gemeindefinanzierungen bleiben sicher, weil keine Spekulation mehr unerwartete Verluste erzeugt. Perfekt.

Und wie das geht wird einem auch gleich erklärt. Ja geradezu vorgelegt. Selbst Nachdenken braucht man nicht mehr. Wunderbar. Man kauft einfach immer wieder die Anleihen die Vater Staat emittiert. Ganz einfach. Und wenn es einmal ein bisserl mehr Zinsen sein sollen, dann kauft man eben länger laufende Anleihen. Ist gar nicht so schwer. Schon die 7-jährigen Laufzeiten sind derzeit gar nicht mehr negativ. Da kriegt man schon wieder mehr raus als man eingezahlt hat. Wunderbar. Und damit es so richtig Freude macht, ohne natürlich dabei spekulieren zu müssen, lässt sich Vater Staat gleich das Recht einräumen 80- oder 100 jährige Anleihen zu emittieren. Die werden dann ein bisserl mehr bringen als die vor einem halben Jahr emittierte 70-jährige Anleihe, die man gerade für eine Rendite von 1,78% haben kann. Schnäppchen nennt man das. Übrigens ist die aktuelle Inflation Österreichs bei 2%. Sollte sich diese in den nächsten Jahren nicht wieder rapide hinunter bewegen, wogegen die EZB vielleicht etwas haben könnte, weil für die ja die 2% ein zu überschreitendes Ziel ist, kriegen wir die nächsten 70 Jahre fix für unser Geld weniger als wir bezahlen. Realverlust nennt man das. Wer eine solche Investition aus freien Stücken eingeht, der ist Finanz-Masochist oder nimmt an, weil es ja keinen Sinn macht sie bis zum Ende zu behalten, dass es möglich sein wird diese Anleihe zu einem späteren Zeitpunkt einem Anderen höher zu verkaufen. Spekulation nennt man das. Wer also durch Regeln bestimmt, dass solche Bonds gekauft werden müssen, der erzwingt den Realverlust. Wer solche Bonds emittiert spekuliert daher mittels Regularien.

Die Branchen, die hier immer wieder herhalten müssen, sind Banken und Versicherungen. Die sind in keiner Weise böse Zocker die Omas Erspartes nur zu gerne durch den Börsenrauchfang jagen, sondern Unternehmen, die versuchen ihre Risiken im Umfeld der Regularien zu minimieren und dabei Geld zu verdienen. Diese Unternehmen als bereitwillige Käufer dieser Bonds zu adressieren ignoriert das damit verbundene Risiko. Wer die Kursbewegungen obiger 70-jährigen Anleihe beobachtet, der erkennt nämlich welche Schwankungen mit solch langen Anleihen eingegangen werden. Das Zinsänderungsrisiko potenziert sich. Im November 2016 war‘s eine Schwankung von 14,94% innerhalb von vier (!) Tagen. Spekulation kommt von speculare, voraussehen. Wer ernsthaft mit seinen Erwartungen und Bedürfnissen im Kapitalmarkt umgeht, der findet überall Investments, weil er versucht „voraus zu sehen“. Es ist nicht das Instrument das schadet oder heilt, sondern immer die Art dessen Anwendung.



28.02.2017

Sippenhaft



Eine der stärksten Triebkräfte unserer aktuellen Kapitalmärkte sind Regularien. Das ist gut so, denn Regeln gehören zum Vertrauen irgendwie dazu. Und Vertrauen ist eine Säule beim Investment. Regularien in diesem Zusammenhang sind aber eine ganz besondere Form, denn etliche Regularien sind Regeln die nicht grundsätzlich mit den Kapitalmärkten zu tun haben, diese aber in einem immer stärkeren Ausmaß zu beeinflussen begannen. Und wer glaubte oder hoffte, dass diese Regularien geringer werden würden, der hat sich zumindest in einigen Bereichen geirrt. Kräftig geirrt.

Der Staat schafft Regularien. Und der gibt gerade so richtig Gas. Unter dem Mantel des Spekulationsverbotes werden einige der staatsnahen Investmenttöpfe zur Brust genommen. Wer für den Staat Gelder verwaltet, darf nicht (mehr) spekulieren. Klingt einmal auf’s Erste gut. Das Nicken an den Stammtischen ist schon sicher. Jetzt noch entschlossen vorgetragen, die Sorgfalt und die Voraussicht im ernsten Blick nicht vergessen, und der Applaus ist gewiss. Unsere Pensionen und Gemeindefinanzierungen bleiben sicher, weil keine Spekulation mehr unerwartete Verluste erzeugt. Perfekt.

Und wie das geht wird einem auch gleich erklärt. Ja geradezu vorgelegt. Selbst Nachdenken braucht man nicht mehr. Wunderbar. Man kauft einfach immer wieder die Anleihen die Vater Staat emittiert. Ganz einfach. Und wenn es einmal ein bisserl mehr Zinsen sein sollen, dann kauft man eben länger laufende Anleihen. Ist gar nicht so schwer. Schon die 7-jährigen Laufzeiten sind derzeit gar nicht mehr negativ. Da kriegt man schon wieder mehr raus als man eingezahlt hat. Wunderbar. Und damit es so richtig Freude macht, ohne natürlich dabei spekulieren zu müssen, lässt sich Vater Staat gleich das Recht einräumen 80- oder 100 jährige Anleihen zu emittieren. Die werden dann ein bisserl mehr bringen als die vor einem halben Jahr emittierte 70-jährige Anleihe, die man gerade für eine Rendite von 1,78% haben kann. Schnäppchen nennt man das. Übrigens ist die aktuelle Inflation Österreichs bei 2%. Sollte sich diese in den nächsten Jahren nicht wieder rapide hinunter bewegen, wogegen die EZB vielleicht etwas haben könnte, weil für die ja die 2% ein zu überschreitendes Ziel ist, kriegen wir die nächsten 70 Jahre fix für unser Geld weniger als wir bezahlen. Realverlust nennt man das. Wer eine solche Investition aus freien Stücken eingeht, der ist Finanz-Masochist oder nimmt an, weil es ja keinen Sinn macht sie bis zum Ende zu behalten, dass es möglich sein wird diese Anleihe zu einem späteren Zeitpunkt einem Anderen höher zu verkaufen. Spekulation nennt man das. Wer also durch Regeln bestimmt, dass solche Bonds gekauft werden müssen, der erzwingt den Realverlust. Wer solche Bonds emittiert spekuliert daher mittels Regularien.

Die Branchen, die hier immer wieder herhalten müssen, sind Banken und Versicherungen. Die sind in keiner Weise böse Zocker die Omas Erspartes nur zu gerne durch den Börsenrauchfang jagen, sondern Unternehmen, die versuchen ihre Risiken im Umfeld der Regularien zu minimieren und dabei Geld zu verdienen. Diese Unternehmen als bereitwillige Käufer dieser Bonds zu adressieren ignoriert das damit verbundene Risiko. Wer die Kursbewegungen obiger 70-jährigen Anleihe beobachtet, der erkennt nämlich welche Schwankungen mit solch langen Anleihen eingegangen werden. Das Zinsänderungsrisiko potenziert sich. Im November 2016 war‘s eine Schwankung von 14,94% innerhalb von vier (!) Tagen. Spekulation kommt von speculare, voraussehen. Wer ernsthaft mit seinen Erwartungen und Bedürfnissen im Kapitalmarkt umgeht, der findet überall Investments, weil er versucht „voraus zu sehen“. Es ist nicht das Instrument das schadet oder heilt, sondern immer die Art dessen Anwendung.