Von nichts kommt nichts
Grübeln und Köpfekratzen in den Etagen der Notenbanken. Die Erkenntnis wiegt schwer: Negativzinsen bringen nichts. Wie kann das sein? Ist doch ein perfektes Instrument die gewünschte Gegenrichtung als Zielrichtung für alle Betroffenen zu definieren, und trotzdem nutzt es nichts. Es gibt keinen Wachstumsschub, im Gegenteil.
Langsam aber doch manifestiert sich die Ursache für den Ungemach der Börsen zu Jahresbeginn. Es waren wohl weniger die chinesischen Daten, auch deren Kapitalmarktregularien können es nicht gewesen sein. Selbst der schwache Ölpreis verliert als Schuldiger im Gesamtkontext da er ja auch Wachstum via Konsum fördert. Vielleicht haben die Verkäufe der Ölförderstaaten provoziert, aber am Ende genügt das auch nicht. Der Grund liegt wohl daran, dass die Erkenntnis, dass negative Zinsen und Renditen keinen positiven Wachstumseffekt bewirkt haben, die Einstellung nährt, die gottgleichen Notenbanken können uns auch nicht mehr helfen. So ein Gedanke wiegt schwer. Aber warum ist denn diese Politik gescheitert? Ist sie überhaupt gescheitert?
Mitnichten. Sie ist aber nur ein Teil der Lösung! Und darin liegt die Krux, denn wenn es keine ergänzenden Maßnahmen gibt verpuffen die Effekte und wirken sogar schädlich. Genauso wie man kein Auto verbessern kann indem man den Motor frisiert und auf die Räder vergisst, genauso wenig nutzt irgendjemandem ein negativer Zins, wenn er sich keine Kredite leisten darf, keine Investitionen in höher rentierende Sachinvestments vernünftig umsetzbar sind und sich Regularien nahezu täglich ändern. Immer mit dem Ziel nur ja den Zugriff der Politik und den Regulatoren auf alles Mögliche abzusichern. Meins, Meins, Meins.
Wer solch ein Umfeld vor sich hat, macht … genau. Nichts. Erklärt das Aktuelle zum Ideal und beschreibt genau, in allen möglichen Facetten warum es gerade jetzt das Allerbeste ist, … nichts zu tun. Der Pensionist im Beserlpark kann es auch nicht besser. Das Vorbild für Generationen sitzt im Hinterhof und füttert Tauben.
Das was wirklich Not tut (und ich bin selbst ehrlich verärgert darüber, dass gerade ich als ein Mann der Kapitalmärkte solch volkswirtschaftliche und wirtschaftlich völlig logische Schlüsse in den Raum postulieren zu müssen glaubt, quasi Zivilcourage der kapitalistischen Art.) ist, endlich die Wirtschaft aus ihrer Knebelung zu befreien. Die Leute das tun zu lassen für das sie da sind: Geschäftsideen im freien Wettbewerb innerhalb geregelter ethischer und moralischer Grenzen umsetzen und leben zu lassen. Nichts anderes. Würde die VOEST heute gegründet werden, wäre sie in einem Monat bankrott. Eine Kapsch würde gar nicht ihre Projekte finanzieren dürfen, eine OMV niemals einen Kredit für irgendein Ölfeld dieser Welt erhalten, und ein Liftbetreiber könnte sich keinen Sessellift mehr leisten, weil der weder Stahlpreise, noch Intellekt, noch Energie noch Schneelage für die nächsten 17 Jahre vorausplanen kann und dieses Risiko, wie wir ja ahnen, viiiel zu hoch ist. All diese Unternehmen sind übrigens ziemlich froh, einmal an die Börse gegangen zu sein, denn der Kapitalmarkt hat ihnen vertraut und Wachstum finanziert.
Also, am 10. März tagt „Super-Mario“ und wird uns hoffentlich nicht einzig mit einer weiteren Reduktion der Einlagenzinsen (dzt. -0,3%) auf vielleicht -0,5% beglücken und ohne zusätzlichen Schirm im Regen stehen lassen. Ein Tipp an das „Zentralbüro“: bitte einmal laut über den Sinn von Basel III nachdenken (in diesem Gremium sitzen übrigens ganz dick die Gesandten der USA drin. Nachtigall again) und weil man ja so keck ist, vielleicht auch Solvency II, den Fels um den Hals der Versicherungen, neu buchstabieren. Dann noch, wir wünschen uns heute wirklich viel, Investitionsanreize in Europa endlich einmal auf Etablierung und folgende Umsetzbarkeit (geht wenn man will von heute auf morgen) überdenken. Am Tag darauf könnte die EZB den Zins sogar auf Null oder Plus erhöhen, es wäre egal, die Märkte würden trotzdem positiv laufen, die Inflation würde aus Investitionen und Konsum heraus steigen und es würde wieder so vieles „mehr“ werden als andauernd „weniger“.