05.02.2014

Die Frage nach der Schablone



Geübte Prozesse sind beliebt. Man agiert sicherer als sonst, Routine vermindert Krafteinsatz, Freiräume entstehen. Jeder Markt entwickelt solche Routinen. Man könnte auch Schablonen dazu sagen. Für jeden Anlass ein Prozedere.

An unseren Märkten gibt es selbstverständlich keine Schablonen wird man hören. Da könnte man ja gleich alles in einen Topf werfen und daraus bereits im Voraus den Erfolg bewerten. Auf den ersten Blick stimmt die Entrüstung. Auf den zweiten Blick nicht.

In den letzten Jahren haben wir es mit einer gravierenden Zunahme von Investmentroutinen zu tun bekommen. Manche Investoren stellen sich sogar bewusst positiv vor ein solches Verhaltensmuster, ohne zu betonen, dass es „Schablonen“ im Anlageprozess unterstützt. ETFs beispielsweise sind Produkte, die gerade weil standardisiert, oftmals so geschätzt werden. Die Gewichtung von Märkten verliert dadurch ihre Mühsal und auch ihren Nimbus. Man braucht dann eben andere Kriterien um insbesondere das Timing des Agierens zu bestimmen. Und diese Kriterien sind es, die in zunehmendem Masse Schablonen entsprechen. Charts werden hier beispielsweise immer wichtiger, die Veränderung von Volatilität, Momentum etc.. Vor allem Absicherungsmodelle entsprechen üblicherweise diesem Agieren.

Doch es sind in zunehmendem Maße politische und ökonomische Muster, die man aus dem historischen Erfahrungsschatz hervorholt und mit aktuellen Geschehnissen vergleicht und die althergebrachten Handelsmuster pauschal überträgt. So werden aus den Erfahrungen über die PIIGS von gestern die Emerging Markets von Heute bewertet. Aus den Profit Warnings aus 2008 jene von Heute kommentiert. Notenbankaktivitäten werden mittlerweile ohnehin schon mehrmals pauschal mit erwarteten Marktreaktionen verbunden. Auch die Politik gibt die Muster vor. Die Behandlung der US-Schuldenthematik als geübte innenpolitische Provokation lässt die Märkte nicht mehr erschauern. Man glaubt ja genau zu wissen was einen im Markt erwartet.

Doch das ist ziemlich gefährlich. Die Zeiten ändern sich. Der ISM-Index von Heute ist zwar derselbe wie jener im August 2011, aber die Interpretation, dass die Emerging Markets von heute dieselben Bewegungen wie damals Griechenland auslösen können, stimmt nur didaktisch oder mathematisch. Aber nur weil es einfach ist, ist es nicht immer richtig. So ziemlich das gesamte Umfeld hat sich geändert. Die Gefahr entsteht, so wie immer, in der oberflächlichen Behandlung solcher Ereignisse. Kein Grund von gelebter Norm abzuweichen, aber man sollte immer die aktuelle Analyse dieser Situation üben, sonst reagiert eines Tages der Markt komplett anders und man steckt in der Gegenrichtung fest.

Börsianer sind eben auch Skeptiker.



05.02.2014

Die Frage nach der Schablone



Geübte Prozesse sind beliebt. Man agiert sicherer als sonst, Routine vermindert Krafteinsatz, Freiräume entstehen. Jeder Markt entwickelt solche Routinen. Man könnte auch Schablonen dazu sagen. Für jeden Anlass ein Prozedere.

An unseren Märkten gibt es selbstverständlich keine Schablonen wird man hören. Da könnte man ja gleich alles in einen Topf werfen und daraus bereits im Voraus den Erfolg bewerten. Auf den ersten Blick stimmt die Entrüstung. Auf den zweiten Blick nicht.

In den letzten Jahren haben wir es mit einer gravierenden Zunahme von Investmentroutinen zu tun bekommen. Manche Investoren stellen sich sogar bewusst positiv vor ein solches Verhaltensmuster, ohne zu betonen, dass es „Schablonen“ im Anlageprozess unterstützt. ETFs beispielsweise sind Produkte, die gerade weil standardisiert, oftmals so geschätzt werden. Die Gewichtung von Märkten verliert dadurch ihre Mühsal und auch ihren Nimbus. Man braucht dann eben andere Kriterien um insbesondere das Timing des Agierens zu bestimmen. Und diese Kriterien sind es, die in zunehmendem Masse Schablonen entsprechen. Charts werden hier beispielsweise immer wichtiger, die Veränderung von Volatilität, Momentum etc.. Vor allem Absicherungsmodelle entsprechen üblicherweise diesem Agieren.

Doch es sind in zunehmendem Maße politische und ökonomische Muster, die man aus dem historischen Erfahrungsschatz hervorholt und mit aktuellen Geschehnissen vergleicht und die althergebrachten Handelsmuster pauschal überträgt. So werden aus den Erfahrungen über die PIIGS von gestern die Emerging Markets von Heute bewertet. Aus den Profit Warnings aus 2008 jene von Heute kommentiert. Notenbankaktivitäten werden mittlerweile ohnehin schon mehrmals pauschal mit erwarteten Marktreaktionen verbunden. Auch die Politik gibt die Muster vor. Die Behandlung der US-Schuldenthematik als geübte innenpolitische Provokation lässt die Märkte nicht mehr erschauern. Man glaubt ja genau zu wissen was einen im Markt erwartet.

Doch das ist ziemlich gefährlich. Die Zeiten ändern sich. Der ISM-Index von Heute ist zwar derselbe wie jener im August 2011, aber die Interpretation, dass die Emerging Markets von heute dieselben Bewegungen wie damals Griechenland auslösen können, stimmt nur didaktisch oder mathematisch. Aber nur weil es einfach ist, ist es nicht immer richtig. So ziemlich das gesamte Umfeld hat sich geändert. Die Gefahr entsteht, so wie immer, in der oberflächlichen Behandlung solcher Ereignisse. Kein Grund von gelebter Norm abzuweichen, aber man sollte immer die aktuelle Analyse dieser Situation üben, sonst reagiert eines Tages der Markt komplett anders und man steckt in der Gegenrichtung fest.

Börsianer sind eben auch Skeptiker.