16.05.2012

Kalter Tee...



Ist nass. Macht nass. Unangenehm. Vor allem, wenn man ihn von hinten übergossen bekommt. So komme ich mir gerade vor. Seit Tagen wird erklärt, dass die Aktienmärkte deswegen so schwach wären, weil in Griechenland keine Regierungsbildung möglich war. Es ist müssig, darüber zu zweifeln, dass die Implikationen eines griechischen Euro Austritts schmerzhaft sind – aber vor allem für Griechenland. Der Rest der Euro-Zone beeilt sich mittlerweile, verbal die anderen „Kandidaten“ zu schützen. Das erinnert an Schall und Rauch angesichts der historischen Platitüden Richtung Griechenland vor einigen Monaten. Kein Wunder daher, dass das Argument „Griechenland“ zieht. Aber ist das die ganze Wahrheit ?

Was bitte ist denn passiert? Nachdem Frankreich einen erwarteten neuen Präsidenten bekam und Griechenland ebenso erwartet in den internen Streit zurückkehrte, passierte nichts Markantes – ausser dass JP Morgan einen Handelsverlust seiner Londoner Niederlassung von 2Mrd US-Dollar auswies. Hoppala! Und was dann folgte, lässt tiefer denken. US-Politiker fordern plötzlich ein Überdenken der Bankenrolle in den USA. Der Versuch von JP Morgan, die Ursachen des Verlustes zu kaschieren, weckte erst recht die, wie nahezu immer zu spät agierenden Börsenaufseher. Aber wenn die SEC einmal antrabt, dann geht es normalerweise zur Sache. Und JP Morgan hat jede Menge Holz vor der Hütte. Allein das Derivatebuch soll nach eigenen Angaben 60 Billionen US-Dollar gross sein. Der Starhändler in London, Bruno Iksil (sofern es den überhaupt gibt und es nicht eine direkt konzertierte JP-Aktion ist), soll alleine 100 Mrd. Euro gegen Europa gewettet haben und dabei „Partner“ mit insgesamt 500 Mrd. Euro zusätzlich ins Boot geholt haben. Was sind da schon zwei Milliarden? Selbst wenn JP Morgan die einzige Bank wäre, die viel zu riskante Geschäfte getätig hat, ansehen wird sich die SEC nicht JP Morgan alleine. Und da liegt der Hund begraben. Plötzlich bekommen all die „bösen Jungs“ rund um den Globus ein bisserl Bammel, dass der Chef kommt und sagt: „Runter mit den Risiken. Macht’s die Tische sauber.“ Und plötzlich erklären sich Zusammenhänge, die vorher nur mit Panik oder Verwirrung erklärbar waren: Warum Rohstoffe fallen und auch Gold, also jene so oft propagierte globale Rettung der Währungsmiseren? Warum es gerade die von unseren Freunden aus UK so geliebten Märkte im Osten und dadurch auch Österreich voll erwischt? Warum nicht Griechenland alleine verliert, sondern auch die Kernländer der EU? Warum ein Minus von fünf Prozent in der Voest mit Brasilieninvestments einer Thyssen erklärt wird und deren Aktie sogar steigt? Warum der Flughafen Wien vier Prozent verliert, während Aeroport de Paris um drei Prozent steigt? Die Liste ist lang.

Selbst wenn Griechenland mittlerweile allesamt an der Borniertheit und Inflexibilität der eigenen und der europäischen Politik samt deren Währungshütern zu scheitern scheint, die es nicht und nicht schaffen, Wachstumspolitik umzusetzen, bleiben Fragen offen. Europas Führer, die hinter der Fassade der Besorgnis nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben: Mit dem Leid und Druck der Peripheriestaaten ihre Handelsbilanzüberschüsse und jahrtausendetiefen Zinsen zu erzeugen und zu bewahren. So lange es geht. Bis der Patient hilflos kollabiert und man „nichts mehr tun konnte“. Und Europa dadurch am Ende in einen Harakiri-Status versetzt wird, der wieder nur mit Mühe und Kraft verarbeitet werden kann, werde ich den Verdacht nicht los, dass das kalte Gefühl in meinem Nacken nicht allein von dieser Antizipation herrührt.

So ein leichter Hauch Darjeeling liegt nämlich plötzlich in der Luft.



16.05.2012

Kalter Tee...



Ist nass. Macht nass. Unangenehm. Vor allem, wenn man ihn von hinten übergossen bekommt. So komme ich mir gerade vor. Seit Tagen wird erklärt, dass die Aktienmärkte deswegen so schwach wären, weil in Griechenland keine Regierungsbildung möglich war. Es ist müssig, darüber zu zweifeln, dass die Implikationen eines griechischen Euro Austritts schmerzhaft sind – aber vor allem für Griechenland. Der Rest der Euro-Zone beeilt sich mittlerweile, verbal die anderen „Kandidaten“ zu schützen. Das erinnert an Schall und Rauch angesichts der historischen Platitüden Richtung Griechenland vor einigen Monaten. Kein Wunder daher, dass das Argument „Griechenland“ zieht. Aber ist das die ganze Wahrheit ?

Was bitte ist denn passiert? Nachdem Frankreich einen erwarteten neuen Präsidenten bekam und Griechenland ebenso erwartet in den internen Streit zurückkehrte, passierte nichts Markantes – ausser dass JP Morgan einen Handelsverlust seiner Londoner Niederlassung von 2Mrd US-Dollar auswies. Hoppala! Und was dann folgte, lässt tiefer denken. US-Politiker fordern plötzlich ein Überdenken der Bankenrolle in den USA. Der Versuch von JP Morgan, die Ursachen des Verlustes zu kaschieren, weckte erst recht die, wie nahezu immer zu spät agierenden Börsenaufseher. Aber wenn die SEC einmal antrabt, dann geht es normalerweise zur Sache. Und JP Morgan hat jede Menge Holz vor der Hütte. Allein das Derivatebuch soll nach eigenen Angaben 60 Billionen US-Dollar gross sein. Der Starhändler in London, Bruno Iksil (sofern es den überhaupt gibt und es nicht eine direkt konzertierte JP-Aktion ist), soll alleine 100 Mrd. Euro gegen Europa gewettet haben und dabei „Partner“ mit insgesamt 500 Mrd. Euro zusätzlich ins Boot geholt haben. Was sind da schon zwei Milliarden? Selbst wenn JP Morgan die einzige Bank wäre, die viel zu riskante Geschäfte getätig hat, ansehen wird sich die SEC nicht JP Morgan alleine. Und da liegt der Hund begraben. Plötzlich bekommen all die „bösen Jungs“ rund um den Globus ein bisserl Bammel, dass der Chef kommt und sagt: „Runter mit den Risiken. Macht’s die Tische sauber.“ Und plötzlich erklären sich Zusammenhänge, die vorher nur mit Panik oder Verwirrung erklärbar waren: Warum Rohstoffe fallen und auch Gold, also jene so oft propagierte globale Rettung der Währungsmiseren? Warum es gerade die von unseren Freunden aus UK so geliebten Märkte im Osten und dadurch auch Österreich voll erwischt? Warum nicht Griechenland alleine verliert, sondern auch die Kernländer der EU? Warum ein Minus von fünf Prozent in der Voest mit Brasilieninvestments einer Thyssen erklärt wird und deren Aktie sogar steigt? Warum der Flughafen Wien vier Prozent verliert, während Aeroport de Paris um drei Prozent steigt? Die Liste ist lang.

Selbst wenn Griechenland mittlerweile allesamt an der Borniertheit und Inflexibilität der eigenen und der europäischen Politik samt deren Währungshütern zu scheitern scheint, die es nicht und nicht schaffen, Wachstumspolitik umzusetzen, bleiben Fragen offen. Europas Führer, die hinter der Fassade der Besorgnis nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben: Mit dem Leid und Druck der Peripheriestaaten ihre Handelsbilanzüberschüsse und jahrtausendetiefen Zinsen zu erzeugen und zu bewahren. So lange es geht. Bis der Patient hilflos kollabiert und man „nichts mehr tun konnte“. Und Europa dadurch am Ende in einen Harakiri-Status versetzt wird, der wieder nur mit Mühe und Kraft verarbeitet werden kann, werde ich den Verdacht nicht los, dass das kalte Gefühl in meinem Nacken nicht allein von dieser Antizipation herrührt.

So ein leichter Hauch Darjeeling liegt nämlich plötzlich in der Luft.