08.02.2012

Starker Tobak



F reitag letzter Woche hat sich mein Weltbild wieder um eine Kerbe erweitert. Dank unseres Wirtschaftsministeriums wissen wir jetzt, dass George Orwell mit seiner Animal Farm doch recht gehabt hat. Manche sind eben gleicher als gleich.

Es geht vordergründig um die OMV, hintergründig aber um ein generelles Mismatch im Kapitalmarktverständnis und die darin geltenden Regeln.

Eine kurze Aufzählung der „Ereignisse“ verdeutlicht: vor einigen Wochen machte IPIC als 24,9% Aktionär der OMV mit dem Wunsch, seine Beteiligung zu erhöhen, aufmerksam. Gut, dass kurz danach ein Gesetz eilstens das Parlament passierte worin die Überschreitung einer Beteiligung von 25% durch einen Nicht-EU-Investor durch das Wirtschaftsministerium genehmigt zu werden hatte. IPIC, ganz brav, fragte an. Das Ministerium entschied Freitag vorletzter Woche, gab aber keine Auskunft zu seiner Entscheidung ausser, dass keine Auskunft gegeben würde, die betroffenen Parteien aber die Entscheidung erhalten hatten und es in deren Verantwortung läge zu berichten oder nicht. Tat keiner. Weder IPIC noch OMV kommentierten. Dann plötzlich, keiner ahnte warum, entschloss sich das Ministerium eine Woche danach doch die Entscheidung zu veröffentlichen. Nämlich, dass es eines neuen Antrags der IPIC bedarf, denn der erste Antrag war nicht exakt genug formuliert. Passiv, bspw. durch Aktienkäufe der OMV für deren Treasury, darf die IPIC über die 25% gehen, aktiv, bspw. durch Käufe am Markt, muss neu beantragt werden. Und bevor man sich noch durch den in Beamtensprech formulierten Text gewühlt hatte (manche Broker hatten noch am Montag den IPIC-Freibrief angenommen) kamen, was für ein Zufall, die dicht gestaffelten OMV-Meldungen über einen möglichen Erdgasfund im Schwarzen Meer. Die Aktie stieg um mehr als 4%.

Sorry, ich glaube an das Geschäftsmodell der OMV und halte sie für eine echte Perle der österreichischen Wirtschaft, aber ist so etwas notwendig? Weder wird der Kurs ausgesetzt bevor das Ministerium verlautet, ob eine Mehrheitsbeteiligung erlaubt wird oder nicht, weder wird die Pressemeldung des Ministeriums angekündigt, wo man ja annehmen konnte, dass sie durch die vorgängige Verneinung sicher überraschend erfolgen würde, noch äussert sich eine OMV (von IPIC würde man es ja gar nicht erwarten) zu dem Ministeriumsentschluss oder zu ihrem Mitaktionär der ja auch, geschäftlich tief verbunden, mit unserem zweitgrössten Unternehmen der Wiener Börse hin und wieder einmal kommunizieren dürfte.

Wir haben uns die „ausländische Brille“ in den letzten Jahren mehr und mehr angewöhnt. Kein Wunder, sind ja die ausländischen Wertpapierorders wichtigster Umsatzträger unseres heimischen Börsenplatzes. Hinter dieser Brille erkenne ich leider zunehmend den Faktor „Standortnachteil“. Das würde uns viel Geld kosten. Uns allen.

Nicht nur in Europas Selbstverständnis sollte sich etwas ändern.



08.02.2012

Starker Tobak



F reitag letzter Woche hat sich mein Weltbild wieder um eine Kerbe erweitert. Dank unseres Wirtschaftsministeriums wissen wir jetzt, dass George Orwell mit seiner Animal Farm doch recht gehabt hat. Manche sind eben gleicher als gleich.

Es geht vordergründig um die OMV, hintergründig aber um ein generelles Mismatch im Kapitalmarktverständnis und die darin geltenden Regeln.

Eine kurze Aufzählung der „Ereignisse“ verdeutlicht: vor einigen Wochen machte IPIC als 24,9% Aktionär der OMV mit dem Wunsch, seine Beteiligung zu erhöhen, aufmerksam. Gut, dass kurz danach ein Gesetz eilstens das Parlament passierte worin die Überschreitung einer Beteiligung von 25% durch einen Nicht-EU-Investor durch das Wirtschaftsministerium genehmigt zu werden hatte. IPIC, ganz brav, fragte an. Das Ministerium entschied Freitag vorletzter Woche, gab aber keine Auskunft zu seiner Entscheidung ausser, dass keine Auskunft gegeben würde, die betroffenen Parteien aber die Entscheidung erhalten hatten und es in deren Verantwortung läge zu berichten oder nicht. Tat keiner. Weder IPIC noch OMV kommentierten. Dann plötzlich, keiner ahnte warum, entschloss sich das Ministerium eine Woche danach doch die Entscheidung zu veröffentlichen. Nämlich, dass es eines neuen Antrags der IPIC bedarf, denn der erste Antrag war nicht exakt genug formuliert. Passiv, bspw. durch Aktienkäufe der OMV für deren Treasury, darf die IPIC über die 25% gehen, aktiv, bspw. durch Käufe am Markt, muss neu beantragt werden. Und bevor man sich noch durch den in Beamtensprech formulierten Text gewühlt hatte (manche Broker hatten noch am Montag den IPIC-Freibrief angenommen) kamen, was für ein Zufall, die dicht gestaffelten OMV-Meldungen über einen möglichen Erdgasfund im Schwarzen Meer. Die Aktie stieg um mehr als 4%.

Sorry, ich glaube an das Geschäftsmodell der OMV und halte sie für eine echte Perle der österreichischen Wirtschaft, aber ist so etwas notwendig? Weder wird der Kurs ausgesetzt bevor das Ministerium verlautet, ob eine Mehrheitsbeteiligung erlaubt wird oder nicht, weder wird die Pressemeldung des Ministeriums angekündigt, wo man ja annehmen konnte, dass sie durch die vorgängige Verneinung sicher überraschend erfolgen würde, noch äussert sich eine OMV (von IPIC würde man es ja gar nicht erwarten) zu dem Ministeriumsentschluss oder zu ihrem Mitaktionär der ja auch, geschäftlich tief verbunden, mit unserem zweitgrössten Unternehmen der Wiener Börse hin und wieder einmal kommunizieren dürfte.

Wir haben uns die „ausländische Brille“ in den letzten Jahren mehr und mehr angewöhnt. Kein Wunder, sind ja die ausländischen Wertpapierorders wichtigster Umsatzträger unseres heimischen Börsenplatzes. Hinter dieser Brille erkenne ich leider zunehmend den Faktor „Standortnachteil“. Das würde uns viel Geld kosten. Uns allen.

Nicht nur in Europas Selbstverständnis sollte sich etwas ändern.