14.12.2011

Wie ein vollgesogener Schwamm



Es ist längst kein Geheimnis mehr: 2011 wird ein historisches Börsenjahr. In kaum einer Vergleichsperiode hatten die Märkte dermassen viel auf einmal zu verarbeiten. Und nach kaum einer Vergleichsperiode blieb dermassen wenig an Motivation übrig.

Vordergründig sind es nach wie vor die Politik und die mit ihr verbundenen Akteure wie Ratingagenturen und Notenbanker, die den Märkten den Stempel aufdrücken. Hintergründig hat sich aber heuer viel mehr getan.

Der permanent steigende Druck auf Banken und Sovereign Bonds nötigte institutionelle Investoren, ihre Positionen in Aktien und externen Staatsanleihen massiv zu reduzieren. Eine sich beschleunigende Spirale begann sich zu drehen. Banken reduzierten ihre Positionen, versuchten diese via Zertifikate und Strukturen oder auch direkt an ihre Kunden zu platzieren. Diese Kunden verkaufen aber bereits parallel dieselben Positionen, irgendwann ist der Markt voll, geht über, kann nichts mehr verarbeiten.

Wir stehen auf einem Acker, auf dem das Wasser einen halben Meter hoch steht. Wo soll da was wachsen? Die Masse an Risikokapital muss einmal abfliessen, verarbeitet werden. Jeder der in diesem Markt etwas verkauft, schafft nur neue Probleme. Ist doch unglaublich, mit welch oberflächlichen Einstellungen unsere Märkte im Stich gelassen wurden: die Zocker sind schuld, die müssen blechen. Mit Wertpapier-KESt und Vermögensabgaben. Dass den Aktienmärkten aber das Wasser teilweise bis zum Hals steht, ist im Permanentwahlkampf egal. Die Märkte sind ja eh ach so effizient.

Dabei sind die Möglichkeiten für einen Paradigmenwandel schon lange thematisiert und offen vorhanden: bitte endlich weg mit Solvency 2, das bringt nur die Versicherungen und somit eine der wichtigsten Kapitalmarktgruppen um. Die müssen, und da sind die Banken mit Basel III ja leuchtendes Beispiel dafür, wie gefährlich solche Methoden sind, plötzlich allen ihren Kapitalrisiken entsprechendes Kapital unterlegen. An sich nicht schlecht, nur hat der Regulator vor zwei Jahren fix bestimmt, was Risiko ist. Seither hat sich zwar Unglaubliches an den Märkten getan, aber Aktien müssen noch immer mit 39% Kapital unterlegt werden und Euro-Staatsanleihen mit Null. Bewertung, Wachstum, Potenzial, Wirtschaftsfunktion, Steueraufkommen, alles egal. Die drei Affen (hör nix – seh nix – red nix) sind für solche Vorgaben mehr als bezeichnend. Nur, da geht es um die Gelder und Vermögenswerte von Versicherungskunden - eigentlich von uns allen. Wer sich über die Verschwendung von Steuermilliarden aufregt, sollte sich einmal den Aspekt der Wertvernichtung durch Investitionszwang in nicht-rentierende Investments in seinen Versicherungen überlegen. So lange nicht eine Versicherung aufgefangen werden muss, fällt es nicht auf, aber wenn doch, was dann …?

Aber nun keimt Hoffnung. Begründete Hoffnung. Basel III wird von mehreren Seiten bereits als schwer umsetzbar angegriffen und in etlichen Staaten mit lokalem Recht leise umgangen. Selbst Österreich hat den Banken eine „Interpretation“ ihres PS-Kapitals gegönnt. Zwar um den Preis ihres exzessiven Wachstums in CEE, aber was soll’s, vielleicht ändert sich das auch noch. Doch der ganz leise Step kam von der EZB. Die obersten Euro-Währungshüter haben im Nachsatz zu ihrer Erklärung, sie würden mehr Unterlegungsfreiheiten für die Besicherung der von ihnen gewährten Kredite erlauben, bestätigt, dass sie nachdenken, auch Aktien als Collateral zuzulassen. Stille Revolution! Atemlos. Würde bedeuten, dass der Aktienkauf auf Kredit zur Staatssache wird, die geadelte Spekulation quasi.

So einfach wird es wohl nicht werden. Aber die Richtung, diese Überflutung der Märkte zu bearbeiten, stimmt. Noch ein paar Ideen dazu gefällig? Bitte sehr: Aktienrückkauf, Mitarbeiterprogramme, chauvinistische Kauferleichterungen, Steuerbegünstigungen bei nachhaltigen Beteiligungsinvestments, Zukunftsvorsorge NEU!, Investments auch mit Anschaffungskursen bewerten lassen sofern sie nachhaltig bestätigt sind, Einziehen von Aktien gegen das Eigenkapital, Aktien als alleiniger Bonus für das Management, …

Sonst wird die Finanztransaktionssteuer nämlich gar nichts mehr einbringen …



14.12.2011

Wie ein vollgesogener Schwamm



Es ist längst kein Geheimnis mehr: 2011 wird ein historisches Börsenjahr. In kaum einer Vergleichsperiode hatten die Märkte dermassen viel auf einmal zu verarbeiten. Und nach kaum einer Vergleichsperiode blieb dermassen wenig an Motivation übrig.

Vordergründig sind es nach wie vor die Politik und die mit ihr verbundenen Akteure wie Ratingagenturen und Notenbanker, die den Märkten den Stempel aufdrücken. Hintergründig hat sich aber heuer viel mehr getan.

Der permanent steigende Druck auf Banken und Sovereign Bonds nötigte institutionelle Investoren, ihre Positionen in Aktien und externen Staatsanleihen massiv zu reduzieren. Eine sich beschleunigende Spirale begann sich zu drehen. Banken reduzierten ihre Positionen, versuchten diese via Zertifikate und Strukturen oder auch direkt an ihre Kunden zu platzieren. Diese Kunden verkaufen aber bereits parallel dieselben Positionen, irgendwann ist der Markt voll, geht über, kann nichts mehr verarbeiten.

Wir stehen auf einem Acker, auf dem das Wasser einen halben Meter hoch steht. Wo soll da was wachsen? Die Masse an Risikokapital muss einmal abfliessen, verarbeitet werden. Jeder der in diesem Markt etwas verkauft, schafft nur neue Probleme. Ist doch unglaublich, mit welch oberflächlichen Einstellungen unsere Märkte im Stich gelassen wurden: die Zocker sind schuld, die müssen blechen. Mit Wertpapier-KESt und Vermögensabgaben. Dass den Aktienmärkten aber das Wasser teilweise bis zum Hals steht, ist im Permanentwahlkampf egal. Die Märkte sind ja eh ach so effizient.

Dabei sind die Möglichkeiten für einen Paradigmenwandel schon lange thematisiert und offen vorhanden: bitte endlich weg mit Solvency 2, das bringt nur die Versicherungen und somit eine der wichtigsten Kapitalmarktgruppen um. Die müssen, und da sind die Banken mit Basel III ja leuchtendes Beispiel dafür, wie gefährlich solche Methoden sind, plötzlich allen ihren Kapitalrisiken entsprechendes Kapital unterlegen. An sich nicht schlecht, nur hat der Regulator vor zwei Jahren fix bestimmt, was Risiko ist. Seither hat sich zwar Unglaubliches an den Märkten getan, aber Aktien müssen noch immer mit 39% Kapital unterlegt werden und Euro-Staatsanleihen mit Null. Bewertung, Wachstum, Potenzial, Wirtschaftsfunktion, Steueraufkommen, alles egal. Die drei Affen (hör nix – seh nix – red nix) sind für solche Vorgaben mehr als bezeichnend. Nur, da geht es um die Gelder und Vermögenswerte von Versicherungskunden - eigentlich von uns allen. Wer sich über die Verschwendung von Steuermilliarden aufregt, sollte sich einmal den Aspekt der Wertvernichtung durch Investitionszwang in nicht-rentierende Investments in seinen Versicherungen überlegen. So lange nicht eine Versicherung aufgefangen werden muss, fällt es nicht auf, aber wenn doch, was dann …?

Aber nun keimt Hoffnung. Begründete Hoffnung. Basel III wird von mehreren Seiten bereits als schwer umsetzbar angegriffen und in etlichen Staaten mit lokalem Recht leise umgangen. Selbst Österreich hat den Banken eine „Interpretation“ ihres PS-Kapitals gegönnt. Zwar um den Preis ihres exzessiven Wachstums in CEE, aber was soll’s, vielleicht ändert sich das auch noch. Doch der ganz leise Step kam von der EZB. Die obersten Euro-Währungshüter haben im Nachsatz zu ihrer Erklärung, sie würden mehr Unterlegungsfreiheiten für die Besicherung der von ihnen gewährten Kredite erlauben, bestätigt, dass sie nachdenken, auch Aktien als Collateral zuzulassen. Stille Revolution! Atemlos. Würde bedeuten, dass der Aktienkauf auf Kredit zur Staatssache wird, die geadelte Spekulation quasi.

So einfach wird es wohl nicht werden. Aber die Richtung, diese Überflutung der Märkte zu bearbeiten, stimmt. Noch ein paar Ideen dazu gefällig? Bitte sehr: Aktienrückkauf, Mitarbeiterprogramme, chauvinistische Kauferleichterungen, Steuerbegünstigungen bei nachhaltigen Beteiligungsinvestments, Zukunftsvorsorge NEU!, Investments auch mit Anschaffungskursen bewerten lassen sofern sie nachhaltig bestätigt sind, Einziehen von Aktien gegen das Eigenkapital, Aktien als alleiniger Bonus für das Management, …

Sonst wird die Finanztransaktionssteuer nämlich gar nichts mehr einbringen …