30.11.2011
Die Banken haben Pause. Verordnet bekommen. Genötigt oder geleitet. Egal. Sie müssen leiser treten, sonst wird es wehtun.
Die Realwirtschaft dagegen hat sich still und leise neu positioniert. Die Finanzen geordnet, heisst von den Banken unabhängiger strukturiert, die Lagerhaltung den Auftragsständen stärker angepasst, interne Logistik verfeinert und auch die Abhängigkeiten von Rohstoffen und Vorprodukten neu organisiert. Jetzt muss nur mehr der Konsument die Zeichen richtig erkennen und sich nicht beirren lassen.
Und da bekommt er von der Politik derzeit mehr Unterstützung als er braucht. Die Banken werden als „Verursacher der Krise“ und als „Hort des gehebelten Investments“ entdeckt. Jede Kampfrede gegen wen auch immer kann ohne „Zocker“ oder „Spekulant“ nicht mehr auskommen. Die „bösen Reichen“ sind suspekt geworden. An der Börse zu investieren geriert sich zum legalen Balanceakt. Darüber zu sprechen wird zur Mutprobe.
Die Zeiten haben sich sehr wohl geändert. Oder sie erinnern Manche an längst vergangene Tage. Die Aktienanalysten der Unicredit in Deutschland wurden Dienstagmorgen in eine Sitzung gerufen in der man ihnen die sofortige Beendigung ihrer Dienstverhältnisse verkündete. Direkt aus diesem Meeting wurden sie von Sicherheitspersonal auf die Strasse geleitet. Der Tritt fehlte noch. Die höchsten Steigerungsraten melden derzeit Sicherheitsdienste, Alarmanlagen und Sicherheitssysteme für Häuser mit Gärten. Autohändler von Nobelmarken machen das beste Geschäft mit Autos, die exakt dem vorherigen Modell ihrer Besitzer entsprechen. Keiner darf wissen, dass man Geld für einen Neuwagen hatte. Millionen von Investoren verlieren dieses Jahr Unsummen ihrer davor bereits mehrfach besteuerten Ersparnisse die sie im Glauben an den wachstumsfördernden Effekt ihrer Investition in Geschäftsmodelle von Aktiengesellschaften gesteckt haben. Gleichzeitig lösen Banken ihre Handelsbestände in ebendiesen Aktien auf weil sie „keinen Sinn“ in der Betreuung und dem Handel in diesen Wertpapieren sehen. Überfluten resignierend damit die Märkte deren Aufnahmefähigkeit einem vollgesogenen Erddamm entspricht. Das Sinnvolle am Kapitalismus wird gegen seine popularisierten Extreme gerade gnadenlos ausgespielt.
Die Refinanzierungskraft der Wirtschaft um einen der wichtigsten Faktoren, nämlich Eigenkapital, kontinuierlich beraubt. Doch es gibt Hoffnung.
Die finanzierende Rolle der Banken am Kapitalmarkt übernehmen mehr und mehr die Unternehmen selbst. Aktienrückkäufe aller Orten, Directors Dealings, Mitarbeiterprogramme, Investorenveranstaltungen, Medien- und Pressearbeit auf hohem Niveau. Know your Investor wird zur täglichen Übung. Man spricht mit der Börse bevor man mit den Emissionsbanken spricht. Und nicht nur in der realen Geschäftswelt sondern auch im Umgang mit den Investoren wird die Qualität spürbar besser.
Die Zukunft wird dadurch klarer: die Banken bleiben mit sich beschäftigt, Bilanzverkürzung, Risikokontrolle und Expansionskorrektur werden deren Tätigkeiten noch eine Weile überlagern. Dagegen strebt die Realwirtschaft in einer, zwar um ein wenig Leverage reduzierten Wirklichkeit aber mit den Beinen fester am Boden ihres Geschäftsmodells und in verschärfter Kenntnis ihrer Eigentümer in eine Phase des neuen Selbstbewusstseins. Geschäft trotz Banken heisst die stille Maxime. Mehrwert trotz Kapitalmarktdepression. Wachstum trotz Politik.
Ich möchte gar nicht Einzelunternehmen als Beispiel vor den Vorhang holen, nur eines dazu: die Liste der guten Investments ist inzwischen weit länger als jene der bedenklichen. Einfach die Buchwerte in Relation zum Kurs und in Relation zu den tiefsten Gewinnerwartungen der Analysten setzen. Positive Überraschung vorprogrammiert. Danach kommt natürlich das Finetuning, aber das macht dann ohnehin wieder Spass. Because the times, they are a changing.
Rollenwechsel
Die Banken haben Pause. Verordnet bekommen. Genötigt oder geleitet. Egal. Sie müssen leiser treten, sonst wird es wehtun.
Die Realwirtschaft dagegen hat sich still und leise neu positioniert. Die Finanzen geordnet, heisst von den Banken unabhängiger strukturiert, die Lagerhaltung den Auftragsständen stärker angepasst, interne Logistik verfeinert und auch die Abhängigkeiten von Rohstoffen und Vorprodukten neu organisiert. Jetzt muss nur mehr der Konsument die Zeichen richtig erkennen und sich nicht beirren lassen.
Und da bekommt er von der Politik derzeit mehr Unterstützung als er braucht. Die Banken werden als „Verursacher der Krise“ und als „Hort des gehebelten Investments“ entdeckt. Jede Kampfrede gegen wen auch immer kann ohne „Zocker“ oder „Spekulant“ nicht mehr auskommen. Die „bösen Reichen“ sind suspekt geworden. An der Börse zu investieren geriert sich zum legalen Balanceakt. Darüber zu sprechen wird zur Mutprobe.
Die Zeiten haben sich sehr wohl geändert. Oder sie erinnern Manche an längst vergangene Tage. Die Aktienanalysten der Unicredit in Deutschland wurden Dienstagmorgen in eine Sitzung gerufen in der man ihnen die sofortige Beendigung ihrer Dienstverhältnisse verkündete. Direkt aus diesem Meeting wurden sie von Sicherheitspersonal auf die Strasse geleitet. Der Tritt fehlte noch. Die höchsten Steigerungsraten melden derzeit Sicherheitsdienste, Alarmanlagen und Sicherheitssysteme für Häuser mit Gärten. Autohändler von Nobelmarken machen das beste Geschäft mit Autos, die exakt dem vorherigen Modell ihrer Besitzer entsprechen. Keiner darf wissen, dass man Geld für einen Neuwagen hatte. Millionen von Investoren verlieren dieses Jahr Unsummen ihrer davor bereits mehrfach besteuerten Ersparnisse die sie im Glauben an den wachstumsfördernden Effekt ihrer Investition in Geschäftsmodelle von Aktiengesellschaften gesteckt haben. Gleichzeitig lösen Banken ihre Handelsbestände in ebendiesen Aktien auf weil sie „keinen Sinn“ in der Betreuung und dem Handel in diesen Wertpapieren sehen. Überfluten resignierend damit die Märkte deren Aufnahmefähigkeit einem vollgesogenen Erddamm entspricht. Das Sinnvolle am Kapitalismus wird gegen seine popularisierten Extreme gerade gnadenlos ausgespielt.
Die Refinanzierungskraft der Wirtschaft um einen der wichtigsten Faktoren, nämlich Eigenkapital, kontinuierlich beraubt. Doch es gibt Hoffnung.
Die finanzierende Rolle der Banken am Kapitalmarkt übernehmen mehr und mehr die Unternehmen selbst. Aktienrückkäufe aller Orten, Directors Dealings, Mitarbeiterprogramme, Investorenveranstaltungen, Medien- und Pressearbeit auf hohem Niveau. Know your Investor wird zur täglichen Übung. Man spricht mit der Börse bevor man mit den Emissionsbanken spricht. Und nicht nur in der realen Geschäftswelt sondern auch im Umgang mit den Investoren wird die Qualität spürbar besser.
Die Zukunft wird dadurch klarer: die Banken bleiben mit sich beschäftigt, Bilanzverkürzung, Risikokontrolle und Expansionskorrektur werden deren Tätigkeiten noch eine Weile überlagern. Dagegen strebt die Realwirtschaft in einer, zwar um ein wenig Leverage reduzierten Wirklichkeit aber mit den Beinen fester am Boden ihres Geschäftsmodells und in verschärfter Kenntnis ihrer Eigentümer in eine Phase des neuen Selbstbewusstseins. Geschäft trotz Banken heisst die stille Maxime. Mehrwert trotz Kapitalmarktdepression. Wachstum trotz Politik.
Ich möchte gar nicht Einzelunternehmen als Beispiel vor den Vorhang holen, nur eines dazu: die Liste der guten Investments ist inzwischen weit länger als jene der bedenklichen. Einfach die Buchwerte in Relation zum Kurs und in Relation zu den tiefsten Gewinnerwartungen der Analysten setzen. Positive Überraschung vorprogrammiert. Danach kommt natürlich das Finetuning, aber das macht dann ohnehin wieder Spass. Because the times, they are a changing.