02.11.2011

Auf das Überleben der Individualität



Unsere Welt wird immer komplizierter. Schwieriger. Unübersichtlicher. Kräfteraubend.

Nicht nur an den Stammtischen, auch in unserer Branche beginnt man, sich finale Urteile über Euro, Staatsschulden, Medien, andere Staaten, Gold, Märkte, Spekulanten und Telekomaktien zu bilden. Ganz klar, das ewige Hin und Her macht müde. Lähmt. Lässt die Urteile und Analysen oberflächlich werden. Die Kraft des Tiefgangs verliert im Politik- und Händleruniversum.
Wen wundert es, wenn dann manche entnervt das Handtuch werfen, ihre „Risiken“ final reduzieren, den sprichwörtlichen „Hut“ drauf werfen und hoffen, dass im Neuen Jahr alles anders wird. Die meistgehörte Floskel an den Märkten ist derzeit: „Es sind noch zu viele Bullen im Markt“.

Wie bitte?!

Auf der Prärie „Aktienmarkt“ grasen inzwischen gerade mal fünf Ochsen! Alle Bullen sind weg. Geschossen, vertrieben, zu „Bären“ mutiert. Die Kurse werden derzeit nur mehr von immer den gleichen großen Handelshäusern dominiert, die sich mit Futures und ETF’s befetzen. Kein Wunder, dass dann Märkte mehrmals so stark fallen wie heuer. Es sind ja immer dieselben Stücke, die fliegen. Die „Investoren“ als Gegenpol sind weg, oder so klein geworden, dass sie gerade mal als „Gabelbissen“ den Großen dienen. Ein Bravo der Konformität. Ein Hoch den Angepassten. Die haben ja nichts zu befürchten.

Nicht nur in der öffentlichen und privaten Kommunikation erlebt man das kontinuierliche Wachstum des Gleichklangs. Auch an den Kapitalmärkten weiß es inzwischen bald jeder, dass Aktien enormes Risiko darstellen, Griechenland schon immer bankrott war, die Euro-Zone sich erneut innerhalb Europas splitten wird müssen und Inflation durch Gold kuriert wird.

Lemminge wohin man blickt.
Und nicht deswegen, weil sie Lemminge sind, nein. Die haben sich alle Lemmingfelle übergezogen. Aus Schutz vor ihresgleichen und aus Schutz vor ihrem Gewissen. Es kostet Kraft, sich hinzustellen und den „nackten“ Kaiser als solchen zu bezeugen. Nahezu allen Investoren dürfte ohnehin klar sein, dass die Rendite nach Abzug selbst der öffentlichen Inflation derzeit negativ und Gold nichts zum Essen ist, die EU konsequent auf Zeit spielt und Griechenland dabei als Scapegoat („Sündenbock“ ist für mich inzwischen heißester Kandidat zum Wort des Jahres) der sprichwörtliche „Tropfen Milch gegen die Finsternis“ im Vergleich zu den USA ist, aber es lebt sich inzwischen einfach besser in der kurzfristigen Sicherheit „Gleichgesinnter“.

Gleichschritt als Stillstand.

Nur wenige haben den Mut und die Weitsicht, sich auch sehr oft gegen interne Hürden durchzusetzen und Investments zu wagen, die die Masse derzeit als verrückt, enorm Risiko behaftet oder schlicht „Zocken“ deklariert. Sich die Chance zu erarbeiten und in diesen Tagen zu investieren braucht inzwischen mehr Courage und Sicherheit in der eigenen Überzeugung als gewohnt. Der Spruch „hau her, wenn Du Dich traust“ verliert, wenn man ihn gegen die Mehrheit ausspricht. Also lieber gar nichts sagen. Besser tun. Leise. Ganz versteckt. Fast schon mit schlechtem Gewissen. „If you cannot avoid the rape, enjoy it“.

Die wirkliche und einzige Gefahr, die ich in diesem ganzen Prozess erkenne, ist jene, dass im Nachhinein, nach der Erkenntnis, dass nicht alles des Teufels ist und Investoren als Financiers des Risikokapitals enormen volkswirtschaftlichen Wert tragen, die Nivellierung bereits dermaßen fortgeschritten ist, dass selbst dann die Masse noch nach Opfern schreien wird. Bevor sie sich wieder an die Spitze der Lemminge stellt. Dann eben in der anderen Richtung.



02.11.2011

Auf das Überleben der Individualität



Unsere Welt wird immer komplizierter. Schwieriger. Unübersichtlicher. Kräfteraubend.

Nicht nur an den Stammtischen, auch in unserer Branche beginnt man, sich finale Urteile über Euro, Staatsschulden, Medien, andere Staaten, Gold, Märkte, Spekulanten und Telekomaktien zu bilden. Ganz klar, das ewige Hin und Her macht müde. Lähmt. Lässt die Urteile und Analysen oberflächlich werden. Die Kraft des Tiefgangs verliert im Politik- und Händleruniversum.
Wen wundert es, wenn dann manche entnervt das Handtuch werfen, ihre „Risiken“ final reduzieren, den sprichwörtlichen „Hut“ drauf werfen und hoffen, dass im Neuen Jahr alles anders wird. Die meistgehörte Floskel an den Märkten ist derzeit: „Es sind noch zu viele Bullen im Markt“.

Wie bitte?!

Auf der Prärie „Aktienmarkt“ grasen inzwischen gerade mal fünf Ochsen! Alle Bullen sind weg. Geschossen, vertrieben, zu „Bären“ mutiert. Die Kurse werden derzeit nur mehr von immer den gleichen großen Handelshäusern dominiert, die sich mit Futures und ETF’s befetzen. Kein Wunder, dass dann Märkte mehrmals so stark fallen wie heuer. Es sind ja immer dieselben Stücke, die fliegen. Die „Investoren“ als Gegenpol sind weg, oder so klein geworden, dass sie gerade mal als „Gabelbissen“ den Großen dienen. Ein Bravo der Konformität. Ein Hoch den Angepassten. Die haben ja nichts zu befürchten.

Nicht nur in der öffentlichen und privaten Kommunikation erlebt man das kontinuierliche Wachstum des Gleichklangs. Auch an den Kapitalmärkten weiß es inzwischen bald jeder, dass Aktien enormes Risiko darstellen, Griechenland schon immer bankrott war, die Euro-Zone sich erneut innerhalb Europas splitten wird müssen und Inflation durch Gold kuriert wird.

Lemminge wohin man blickt.
Und nicht deswegen, weil sie Lemminge sind, nein. Die haben sich alle Lemmingfelle übergezogen. Aus Schutz vor ihresgleichen und aus Schutz vor ihrem Gewissen. Es kostet Kraft, sich hinzustellen und den „nackten“ Kaiser als solchen zu bezeugen. Nahezu allen Investoren dürfte ohnehin klar sein, dass die Rendite nach Abzug selbst der öffentlichen Inflation derzeit negativ und Gold nichts zum Essen ist, die EU konsequent auf Zeit spielt und Griechenland dabei als Scapegoat („Sündenbock“ ist für mich inzwischen heißester Kandidat zum Wort des Jahres) der sprichwörtliche „Tropfen Milch gegen die Finsternis“ im Vergleich zu den USA ist, aber es lebt sich inzwischen einfach besser in der kurzfristigen Sicherheit „Gleichgesinnter“.

Gleichschritt als Stillstand.

Nur wenige haben den Mut und die Weitsicht, sich auch sehr oft gegen interne Hürden durchzusetzen und Investments zu wagen, die die Masse derzeit als verrückt, enorm Risiko behaftet oder schlicht „Zocken“ deklariert. Sich die Chance zu erarbeiten und in diesen Tagen zu investieren braucht inzwischen mehr Courage und Sicherheit in der eigenen Überzeugung als gewohnt. Der Spruch „hau her, wenn Du Dich traust“ verliert, wenn man ihn gegen die Mehrheit ausspricht. Also lieber gar nichts sagen. Besser tun. Leise. Ganz versteckt. Fast schon mit schlechtem Gewissen. „If you cannot avoid the rape, enjoy it“.

Die wirkliche und einzige Gefahr, die ich in diesem ganzen Prozess erkenne, ist jene, dass im Nachhinein, nach der Erkenntnis, dass nicht alles des Teufels ist und Investoren als Financiers des Risikokapitals enormen volkswirtschaftlichen Wert tragen, die Nivellierung bereits dermaßen fortgeschritten ist, dass selbst dann die Masse noch nach Opfern schreien wird. Bevor sie sich wieder an die Spitze der Lemminge stellt. Dann eben in der anderen Richtung.