07.09.2011

Der Wolf hat sich mit Federn geschmückt



Unter dem Ranking der beliebtesten Berufsgruppen zeichnet sich ein stetiger Trend ab. Waren „Banker“ und Finanzinvestoren (pauschal als „Spekulanten“ bezeichnet) noch vor einigen Monaten im Ranking gerade noch von Prostituierten als am wenigsten beliebt geschlagen worden (und da bin ich mir auch so gar nicht sicher, ob es nicht einfach ein Jahrhunderte trainierter pseudomoralischer Imperativ war, der die Banker vor dem letzten Platz gerettet hat), so dreht sich das Bild inzwischen. Das Mitleid mit den Investoren, und so viele gibt es ja gar nicht mehr, nimmt zu. Die Finanzkrise, von den Medien wieder ins Hauptabendprogramm geholt, erzeugt wohlige Schauer auf der Haut sozial beschützter Arbeitnehmer, die Gänsehaut a la Hollywood-Blockbuster stimmt milde.

Die Rolle der „Spekulanten“ wird mehr und mehr von Politikern und (-innen) übernommen. Und dieser Swing stimmt sogar inhaltlich. Die Politik spekuliert gerade in unerhörtem Ausmass. Ob bewusst oder unbewusst (beides ist keine befriedigende Vorstellung). Der EZB wird ohnehin am nächsten internationalen Fondskongress ein Preis für den besten Fondsmanager verliehen werden. Mit welcher Verve Trichet seine Mannen in die Schlacht wirft und spanische und italienische Staatsanleihen einsammelt, zwischendurch ein paar Milliarden in Aktien investiert und schwächelnden Banken seine Tresore für ihr Erspartes öffnet, ist vom Feinsten. Ein Clou fehlt noch: Griechenlands Staatspapiere werden durch die Borniertheit des Jahrhunderts derzeit nahezu allesamt mit dem gleichen Abschlag gehandelt. Alle Laufzeiten über einen Kamm geschoren. Free Lunch voraus! Die drei-monatigen Restlaufzeiten handeln dadurch mit 90% Rendite ungeniert. Das „freiwillige“ Umtauschanbot macht‘s möglich. Arbitrage gibt es noch keine bevor das Ergebnis der Annahmequote nicht feststeht, daher EZB im Driver’s Seat. Happy buying! (bevor die griechische Nationalbank selber die eigenen Schulden zum halben Preis zurückkauft). Die gleiche Parabel hatten wir ja schon einmal. Erinnern wir uns als in den frühen 90ern die russischen Bonds bei 49% gehandelt wurden (bevor sie ein halbes Jahr später mit 100% prolongiert wurden). Ist einer der besten Trades ever gewesen. Und gegen die FED und „Helicopter Ben“(Bernanke) sind wir Europäer ohnehin Waisenknaben. Deren Bond-Einkaufprogramme entsprechen wahrlich global Leadership. Das macht ihnen so bald keiner nach.

Die Begehrlichkeiten der Politik und der (Noten-)Banken sich in die Geschichtsbücher einzuprägen, sind daher schon fast verständlich. Wenn die Schweizer Nationalbank den Franken „nachhaltig schwächen“ will um ihrer Industrie den Rückenwind zu erneuern, dann hat das schon was. Wenn sich der Vorsitzende der grössten europäischen Bank wie ein vollständig davor positionierter Hedgefundmanager verhält, der mit gewinnträchtigen Armageddonszenarien die eigene Handelsstrategie unterstützt, und der noch in allen Medien darob ernst genommen wird, wenn sich keiner, kein Einziger !!!, aus Wirtschaft und Industrie zu Wort meldet und die Tatsachen verkündet, bis zum Rand voll mit Aufträgen zu sein und sich keinen Reim auf die Rezessionschöre aus USA und Bankenland machen zu können. Nicht ein Einziger steht auf und richtet die Torstangen wieder auf.

Inzwischen gewöhnen wir uns an das tägliche Wechselspiel der Extreme. Müssen eine Volatilität, die von Politik, Volkswirten, Propheten aller Art, Hedgefundmanagern und Notenbankern fleissig genährt wird, akzeptieren. Wundern uns gar nicht mehr, nahezu täglich erneut einen schwarzen Schwan übers Börsenparkett taumeln zu sehen.
Das Absurde wurde salonfähig. Der Schafspelz ist out, schwarze Schwanenfedern sind in.



07.09.2011

Der Wolf hat sich mit Federn geschmückt



Unter dem Ranking der beliebtesten Berufsgruppen zeichnet sich ein stetiger Trend ab. Waren „Banker“ und Finanzinvestoren (pauschal als „Spekulanten“ bezeichnet) noch vor einigen Monaten im Ranking gerade noch von Prostituierten als am wenigsten beliebt geschlagen worden (und da bin ich mir auch so gar nicht sicher, ob es nicht einfach ein Jahrhunderte trainierter pseudomoralischer Imperativ war, der die Banker vor dem letzten Platz gerettet hat), so dreht sich das Bild inzwischen. Das Mitleid mit den Investoren, und so viele gibt es ja gar nicht mehr, nimmt zu. Die Finanzkrise, von den Medien wieder ins Hauptabendprogramm geholt, erzeugt wohlige Schauer auf der Haut sozial beschützter Arbeitnehmer, die Gänsehaut a la Hollywood-Blockbuster stimmt milde.

Die Rolle der „Spekulanten“ wird mehr und mehr von Politikern und (-innen) übernommen. Und dieser Swing stimmt sogar inhaltlich. Die Politik spekuliert gerade in unerhörtem Ausmass. Ob bewusst oder unbewusst (beides ist keine befriedigende Vorstellung). Der EZB wird ohnehin am nächsten internationalen Fondskongress ein Preis für den besten Fondsmanager verliehen werden. Mit welcher Verve Trichet seine Mannen in die Schlacht wirft und spanische und italienische Staatsanleihen einsammelt, zwischendurch ein paar Milliarden in Aktien investiert und schwächelnden Banken seine Tresore für ihr Erspartes öffnet, ist vom Feinsten. Ein Clou fehlt noch: Griechenlands Staatspapiere werden durch die Borniertheit des Jahrhunderts derzeit nahezu allesamt mit dem gleichen Abschlag gehandelt. Alle Laufzeiten über einen Kamm geschoren. Free Lunch voraus! Die drei-monatigen Restlaufzeiten handeln dadurch mit 90% Rendite ungeniert. Das „freiwillige“ Umtauschanbot macht‘s möglich. Arbitrage gibt es noch keine bevor das Ergebnis der Annahmequote nicht feststeht, daher EZB im Driver’s Seat. Happy buying! (bevor die griechische Nationalbank selber die eigenen Schulden zum halben Preis zurückkauft). Die gleiche Parabel hatten wir ja schon einmal. Erinnern wir uns als in den frühen 90ern die russischen Bonds bei 49% gehandelt wurden (bevor sie ein halbes Jahr später mit 100% prolongiert wurden). Ist einer der besten Trades ever gewesen. Und gegen die FED und „Helicopter Ben“(Bernanke) sind wir Europäer ohnehin Waisenknaben. Deren Bond-Einkaufprogramme entsprechen wahrlich global Leadership. Das macht ihnen so bald keiner nach.

Die Begehrlichkeiten der Politik und der (Noten-)Banken sich in die Geschichtsbücher einzuprägen, sind daher schon fast verständlich. Wenn die Schweizer Nationalbank den Franken „nachhaltig schwächen“ will um ihrer Industrie den Rückenwind zu erneuern, dann hat das schon was. Wenn sich der Vorsitzende der grössten europäischen Bank wie ein vollständig davor positionierter Hedgefundmanager verhält, der mit gewinnträchtigen Armageddonszenarien die eigene Handelsstrategie unterstützt, und der noch in allen Medien darob ernst genommen wird, wenn sich keiner, kein Einziger !!!, aus Wirtschaft und Industrie zu Wort meldet und die Tatsachen verkündet, bis zum Rand voll mit Aufträgen zu sein und sich keinen Reim auf die Rezessionschöre aus USA und Bankenland machen zu können. Nicht ein Einziger steht auf und richtet die Torstangen wieder auf.

Inzwischen gewöhnen wir uns an das tägliche Wechselspiel der Extreme. Müssen eine Volatilität, die von Politik, Volkswirten, Propheten aller Art, Hedgefundmanagern und Notenbankern fleissig genährt wird, akzeptieren. Wundern uns gar nicht mehr, nahezu täglich erneut einen schwarzen Schwan übers Börsenparkett taumeln zu sehen.
Das Absurde wurde salonfähig. Der Schafspelz ist out, schwarze Schwanenfedern sind in.