29.06.2011

EZB im "Aufmerksamkeits-Modus"



"The ECB is in a strong vigilance mode“. Also so eine Verhöhnung von uns Marktteilnehmern ist mir schon lange nicht passiert. „Vigilance Mode“, der „Aufmerksamkeits-Modus“. Was soll das? Hat die EZB bis jetzt geschlafen? Sind unsere obersten Zins- und Währungshüter gnädig an ihre Schreibtische und Bildschirme zurückgekehrt, um ihre Weisheit den ach so intellektuell darbenden Marktteilnehmern und deren Staaten kurzfristig zu widmen, bevor sie in ihre Gedankentürme zurückkehren und sich weit wichtigeren Dingen erneut zuwenden?

Den ersten Schluck des inneren Aufruhrs bereits verdaut, denke ich mal ein wenig über die Schlagzeile hinaus: das, was uns Mr. Trichet über diesen ziemlich „patscherten“ Satz hinaus sagt, ist nämlich, dass die EZB bereit sei, heftigere Massnahmen zu setzen, falls es nicht zu einer Einigung in Griechenland kommen wird. Ohnehin schon ein kolossaler Offenbarungseid der Unfähigkeit der europäischen Politik, die Zukunft des Euro, und darum geht es in Wirklichkeit, vom Abstimmungsverhalten eines sich im Ausnahmezustand befindlichen Randstaates der EU abhängig zu machen.

Eigentlich kafkaesk! Wir hetzen einen Staat so lange zwischen Bonds, Credit Default Swaps, Polemik, US-Nebelbomben, Stammtischgrölerei und bornierten Gewerkschaften hin und her, bis sich keiner mehr auskennt, und erwarten dann genau von diesem Staat die Lösung des Kernproblems der EU?

Dass Griechenland sparen muss, daran führt kein Weg vorbei, das ist uns und den Griechen klar, aber auf diese Art die Zukunft des Euro riskieren? Auf wen ist dieser „Vigilance mode“ eigentlich gerichtet?

Erinnert mich immer mehr an einen Wasserrohrbruch im Keller, der durch Auspumpen saniert werden soll. Anstatt das Wasser abzudrehen, das Loch zu stopfen und den Keller zu trocknen, wird halt fest gepumpt. Das Fundament wird immer brüchiger, und am Schluss bleibt nur mehr der Abriss. Eh klar. Ging ja nicht anders. Bauen wir halt ein neues Haus.

Die Frage, die man in den vergangenen Wochen immer wieder an Treffen mit Kapitalmarktteilnehmern hört, wird in Verbindung mit Herrn Trichets Sager zum Hohn: „Und, wie geht es Dir?“. Die gewohnte Antwort „Super, alles bestens“ bleibt uns im Halse stecken. Nichts ist super, nichts ist bestens. Wir leben in einem Umfeld, in dem die fundamentalen Parameter kurzfristig nicht zählen, in dem Trading zum täglich Brot erkoren wird. Eine positive Story wird derzeit sofort von einer schlechten Story dominiert und selbst Cash als Fluchtpunkt besitzt dank Inflation keinen Charme mehr.

Der Markt signalisiert uns damit aber, dass er gerade dabei ist, seinen emotionellen
Turnaround zu vollenden. Inzwischen sind nämlich so ziemlich alle Marktteilnehmer in irgendeiner Art und Weise unter Druck geraten und denken über ihre Strategien intensiv nach. Alles in Bewegung hinter dem vordergründigen Stillstand.

Wenn Herr Trichet jetzt in den Aufmerksamkeits-Modus schaltet, so sind wir dies schon lange. Und genau diese unsere Aufmerksamkeit wird es auch sein, die uns weiterhin die besten Stories frühzeitig eröffnet, die stärksten Kursbewegungen zu nutzen motiviert und uns nur eines hoffen lässt: diese Entwicklung als Stärke zu erleben und nicht als Belastung.

Don’t be afraid, baby, it’s just ECB.



29.06.2011

EZB im "Aufmerksamkeits-Modus"



"The ECB is in a strong vigilance mode“. Also so eine Verhöhnung von uns Marktteilnehmern ist mir schon lange nicht passiert. „Vigilance Mode“, der „Aufmerksamkeits-Modus“. Was soll das? Hat die EZB bis jetzt geschlafen? Sind unsere obersten Zins- und Währungshüter gnädig an ihre Schreibtische und Bildschirme zurückgekehrt, um ihre Weisheit den ach so intellektuell darbenden Marktteilnehmern und deren Staaten kurzfristig zu widmen, bevor sie in ihre Gedankentürme zurückkehren und sich weit wichtigeren Dingen erneut zuwenden?

Den ersten Schluck des inneren Aufruhrs bereits verdaut, denke ich mal ein wenig über die Schlagzeile hinaus: das, was uns Mr. Trichet über diesen ziemlich „patscherten“ Satz hinaus sagt, ist nämlich, dass die EZB bereit sei, heftigere Massnahmen zu setzen, falls es nicht zu einer Einigung in Griechenland kommen wird. Ohnehin schon ein kolossaler Offenbarungseid der Unfähigkeit der europäischen Politik, die Zukunft des Euro, und darum geht es in Wirklichkeit, vom Abstimmungsverhalten eines sich im Ausnahmezustand befindlichen Randstaates der EU abhängig zu machen.

Eigentlich kafkaesk! Wir hetzen einen Staat so lange zwischen Bonds, Credit Default Swaps, Polemik, US-Nebelbomben, Stammtischgrölerei und bornierten Gewerkschaften hin und her, bis sich keiner mehr auskennt, und erwarten dann genau von diesem Staat die Lösung des Kernproblems der EU?

Dass Griechenland sparen muss, daran führt kein Weg vorbei, das ist uns und den Griechen klar, aber auf diese Art die Zukunft des Euro riskieren? Auf wen ist dieser „Vigilance mode“ eigentlich gerichtet?

Erinnert mich immer mehr an einen Wasserrohrbruch im Keller, der durch Auspumpen saniert werden soll. Anstatt das Wasser abzudrehen, das Loch zu stopfen und den Keller zu trocknen, wird halt fest gepumpt. Das Fundament wird immer brüchiger, und am Schluss bleibt nur mehr der Abriss. Eh klar. Ging ja nicht anders. Bauen wir halt ein neues Haus.

Die Frage, die man in den vergangenen Wochen immer wieder an Treffen mit Kapitalmarktteilnehmern hört, wird in Verbindung mit Herrn Trichets Sager zum Hohn: „Und, wie geht es Dir?“. Die gewohnte Antwort „Super, alles bestens“ bleibt uns im Halse stecken. Nichts ist super, nichts ist bestens. Wir leben in einem Umfeld, in dem die fundamentalen Parameter kurzfristig nicht zählen, in dem Trading zum täglich Brot erkoren wird. Eine positive Story wird derzeit sofort von einer schlechten Story dominiert und selbst Cash als Fluchtpunkt besitzt dank Inflation keinen Charme mehr.

Der Markt signalisiert uns damit aber, dass er gerade dabei ist, seinen emotionellen
Turnaround zu vollenden. Inzwischen sind nämlich so ziemlich alle Marktteilnehmer in irgendeiner Art und Weise unter Druck geraten und denken über ihre Strategien intensiv nach. Alles in Bewegung hinter dem vordergründigen Stillstand.

Wenn Herr Trichet jetzt in den Aufmerksamkeits-Modus schaltet, so sind wir dies schon lange. Und genau diese unsere Aufmerksamkeit wird es auch sein, die uns weiterhin die besten Stories frühzeitig eröffnet, die stärksten Kursbewegungen zu nutzen motiviert und uns nur eines hoffen lässt: diese Entwicklung als Stärke zu erleben und nicht als Belastung.

Don’t be afraid, baby, it’s just ECB.