15.06.2011

Sympathy for the Devil



Ich darf Ihnen (ein wenig dramatisch) den „Teufel unserer Tage“ vorstellen: den Kapitalmarkt. Lange hat er sich im Verborgenen genährt, an Stärke und Einfluss gewonnen, kam im Augenblick der Unaufmerksamkeit zum Durchbruch, schwang sich empor mit seiner vorgetäuschten Freundlichkeit, hinter der sich nur Gier und Niedertracht verbarg („pleased to meet you, hope you guess my name“).

Doch dann, in seiner sichersten Stunde, als selbst erfundene Kredite von leichtgläubigen Jüngern in den Preis-Olymp gehoben wurden, erkannte man sein Gesicht („just call me Lucifer“), stürzte ihn und seither kam er nicht wieder hoch.

Ja, ja. Dank unserer Notenbanken und Politiker sind wir dem Teufel gerade noch von der Schaufel gesprungen. Doch seit einiger Zeit frage ich mich, ob nicht bloss ein Teufel listig gegen einen anderen eingetauscht wurde. Der Teufel heisst „Macht“. Geradezu biblisch verklärt muten nämlich die Argumente der Politiker an, welche Schrecken von Kapitalisten begangen und jetzt gerade noch abgewendet wurden. Nach der Rettung von Bear Stearns kam Lehman, danach die gesamte Bankenwelt und jetzt müssen sogar ganze Staaten „gerettet“ werden.

Der „heroische“ Kampf hat aber leider Methode. Der Teufel ist nämlich der gleiche geblieben. Er heisst „Macht“ und nachdem lange Zeit das Geld-Kapital die Macht symbolisiert und repräsentiert hatte, wird nun, nachdem nun diese „Macht des Kapitals“ wackelt, die neue „Macht der Politik“ in Form von
Hilfepotential installiert. Der, der Griechenland die notwendigen Kredite bereitstellt, bestimmt, was läuft. Der, der Ben Bernanke den Knopf zum Gelddrucken freischaltet, bestimmt, wo’s langgeht.

Der Unterschied ist gar nicht mal so gross, ist aber essenziell. Es ist der, dass jene, die nun am Geldhebel sitzen, dieses gar nicht wirklich besitzen, sondern deren Steuerzahler, und dass sie dasMotiv der Gelderhaltung und -vermehrung nie in ihre Berufsauffassung integriert haben. Politiker geben aus. Die Einnahmen liegen darunter. Blindflug wird zum System.

Und am Ende? Tja, wehe, wehe, wenn ich an das ... Aber das hatten wir schon einmal. Das „Ende“ muss gar nicht mal so schlimm sein. Die Schuldengrenzen werden nach oben verschoben, der Euro bleibt, der Dollar auch. Afrika wird weiter für die Welt bluten, China und Russland regieren im Hintergrund und wir alle zahlen halt ein wenig länger Steuern. Unser Zahlen ist der Preis für … Ineffizienz? („what’s confusing you, is just the nature of my game“).

Wäre schade und ein Riesenfehler, wenn man das Korrektiv des Kapitalmarkts nicht mehr hochkommen liesse. Denn der sorgt dafür, dass sich Fehler nicht wiederholen, weil’s dort auch gegen Null gehen kann. In der Politik gibt’s nur Neuwahlen. Ganz frei nach den Rolling Stones: „And all invests are criminal, and all politics saints. Tell me baby, what’s my name?”



15.06.2011

Sympathy for the Devil



Ich darf Ihnen (ein wenig dramatisch) den „Teufel unserer Tage“ vorstellen: den Kapitalmarkt. Lange hat er sich im Verborgenen genährt, an Stärke und Einfluss gewonnen, kam im Augenblick der Unaufmerksamkeit zum Durchbruch, schwang sich empor mit seiner vorgetäuschten Freundlichkeit, hinter der sich nur Gier und Niedertracht verbarg („pleased to meet you, hope you guess my name“).

Doch dann, in seiner sichersten Stunde, als selbst erfundene Kredite von leichtgläubigen Jüngern in den Preis-Olymp gehoben wurden, erkannte man sein Gesicht („just call me Lucifer“), stürzte ihn und seither kam er nicht wieder hoch.

Ja, ja. Dank unserer Notenbanken und Politiker sind wir dem Teufel gerade noch von der Schaufel gesprungen. Doch seit einiger Zeit frage ich mich, ob nicht bloss ein Teufel listig gegen einen anderen eingetauscht wurde. Der Teufel heisst „Macht“. Geradezu biblisch verklärt muten nämlich die Argumente der Politiker an, welche Schrecken von Kapitalisten begangen und jetzt gerade noch abgewendet wurden. Nach der Rettung von Bear Stearns kam Lehman, danach die gesamte Bankenwelt und jetzt müssen sogar ganze Staaten „gerettet“ werden.

Der „heroische“ Kampf hat aber leider Methode. Der Teufel ist nämlich der gleiche geblieben. Er heisst „Macht“ und nachdem lange Zeit das Geld-Kapital die Macht symbolisiert und repräsentiert hatte, wird nun, nachdem nun diese „Macht des Kapitals“ wackelt, die neue „Macht der Politik“ in Form von
Hilfepotential installiert. Der, der Griechenland die notwendigen Kredite bereitstellt, bestimmt, was läuft. Der, der Ben Bernanke den Knopf zum Gelddrucken freischaltet, bestimmt, wo’s langgeht.

Der Unterschied ist gar nicht mal so gross, ist aber essenziell. Es ist der, dass jene, die nun am Geldhebel sitzen, dieses gar nicht wirklich besitzen, sondern deren Steuerzahler, und dass sie dasMotiv der Gelderhaltung und -vermehrung nie in ihre Berufsauffassung integriert haben. Politiker geben aus. Die Einnahmen liegen darunter. Blindflug wird zum System.

Und am Ende? Tja, wehe, wehe, wenn ich an das ... Aber das hatten wir schon einmal. Das „Ende“ muss gar nicht mal so schlimm sein. Die Schuldengrenzen werden nach oben verschoben, der Euro bleibt, der Dollar auch. Afrika wird weiter für die Welt bluten, China und Russland regieren im Hintergrund und wir alle zahlen halt ein wenig länger Steuern. Unser Zahlen ist der Preis für … Ineffizienz? („what’s confusing you, is just the nature of my game“).

Wäre schade und ein Riesenfehler, wenn man das Korrektiv des Kapitalmarkts nicht mehr hochkommen liesse. Denn der sorgt dafür, dass sich Fehler nicht wiederholen, weil’s dort auch gegen Null gehen kann. In der Politik gibt’s nur Neuwahlen. Ganz frei nach den Rolling Stones: „And all invests are criminal, and all politics saints. Tell me baby, what’s my name?”