27.04.2011

Wir sitzen auf Gas



Nein, nein, ich meine damit nicht die Ergebnisse etwaiger Essgewohnheiten, sondern Erdgas.

Klingt nach Banalität, Erdgas ist uns ja seit Kindheit bekannt, aber im Stillen hat sich eine technologische und somit auch eine Energierevolution ergeben, deren Auswirkungen unser künftiges Energie- und Investitionsmuster entscheidend beeinflussen wird. Schiefergas.

Schiefergas nennt man Erdgasvorkommen die innerhalb von porösen oder halbporösen Gesteinsschichten entstehen. Diese zumeist tonsteinhaltigen Bereiche speichern das Gas nicht wie bei Ölfeldern an deren oberster Spitze, in den so genannten Gasfallen, sondern in kleinen und Kleinsthohlräumen innerhalb der Gesteinsschicht.

Die Gewinnung dieser Gasvorkommen ist relativ aufwändig und daher zumeist nur in Verbindung mit höheren Gaspreisen rentabel. Es werden hierfür horizontale Bohrstränge in die Gesteinsschicht gebohrt (Richtbohren daher unerlässliches Thema, Schöller Bleckmann Oilfield freut’s …) welche dann unter enormem Druck mit Wasser, Sand und Chemikalienzusätzen „gebrochen“ werden, sodass Risse in den Strängen entstehen, in denen sich das Gas sammelt und dadurch gewonnen werden kann.

Diese Technologie wurde in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Abseits der fokussierten Wahrnehmung auf Solarpanele und Windturbinen gelang im letzten Jahrzehnt dieser Industrie ein kaum kommentierter Durchbruch. Schiefergasgewinnung wurde interessant. Und weil, wenn etwas technologisch interessant wird, auch das Interesse an dessen Vermarktung steigt, wurde plötzlich heftiger nach Schiefergas gesucht als zuvor. Und man wurde fündig.

Als man seitens der OMV vor mehr als einem Jahr den Ausbau der eigenen Gasproduktion kommentierte, nahm das der Markt noch nicht so ernst. Inzwischen haben internationale Konzerne begonnen in Polen zu bohren und deren bisherige Ergebnisse lassen Russland zittern. Erste Berechnungen ergeben, dass Polen auf einer gewaltigen Schiefergas-Formation steht. Der Eigenbedarf der nächsten 200 (!) Jahre scheint daraus gesichert. Die letzten Probebohrungen sind zwar noch ausständig, aber internationale Energiekonzerne raufen sich schon jetzt um die wenigen Bohrlizenzen. Und wer dort nicht zum Zug gekommen ist, hetzt gleich weiter in die Ukraine. Deren Gas-Entdeckungen der letzten Wochen sollen noch einmal doppelt so groß sein wie jene Polens.

In zwei bis drei Jahren wäre man mit der Erschließung der ersten Vorkommen soweit. Industrie und Transport werden folgen. Europas Energiepolitik wird autark werden.

Dass Gazprom derzeit noch schnell seine Lieferverträge mit Europa verlängern will wird dadurch verständlich. Der Gaspreis der Russen ist stark an den Ölpreis gekoppelt und daher erheblich höher als der internationale Gaspreis der noch vom Überangebot aus den USA geprägt ist. Diese beiden Preise sollten sich nun mehr und mehr annähern.



27.04.2011

Wir sitzen auf Gas



Nein, nein, ich meine damit nicht die Ergebnisse etwaiger Essgewohnheiten, sondern Erdgas.

Klingt nach Banalität, Erdgas ist uns ja seit Kindheit bekannt, aber im Stillen hat sich eine technologische und somit auch eine Energierevolution ergeben, deren Auswirkungen unser künftiges Energie- und Investitionsmuster entscheidend beeinflussen wird. Schiefergas.

Schiefergas nennt man Erdgasvorkommen die innerhalb von porösen oder halbporösen Gesteinsschichten entstehen. Diese zumeist tonsteinhaltigen Bereiche speichern das Gas nicht wie bei Ölfeldern an deren oberster Spitze, in den so genannten Gasfallen, sondern in kleinen und Kleinsthohlräumen innerhalb der Gesteinsschicht.

Die Gewinnung dieser Gasvorkommen ist relativ aufwändig und daher zumeist nur in Verbindung mit höheren Gaspreisen rentabel. Es werden hierfür horizontale Bohrstränge in die Gesteinsschicht gebohrt (Richtbohren daher unerlässliches Thema, Schöller Bleckmann Oilfield freut’s …) welche dann unter enormem Druck mit Wasser, Sand und Chemikalienzusätzen „gebrochen“ werden, sodass Risse in den Strängen entstehen, in denen sich das Gas sammelt und dadurch gewonnen werden kann.

Diese Technologie wurde in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. Abseits der fokussierten Wahrnehmung auf Solarpanele und Windturbinen gelang im letzten Jahrzehnt dieser Industrie ein kaum kommentierter Durchbruch. Schiefergasgewinnung wurde interessant. Und weil, wenn etwas technologisch interessant wird, auch das Interesse an dessen Vermarktung steigt, wurde plötzlich heftiger nach Schiefergas gesucht als zuvor. Und man wurde fündig.

Als man seitens der OMV vor mehr als einem Jahr den Ausbau der eigenen Gasproduktion kommentierte, nahm das der Markt noch nicht so ernst. Inzwischen haben internationale Konzerne begonnen in Polen zu bohren und deren bisherige Ergebnisse lassen Russland zittern. Erste Berechnungen ergeben, dass Polen auf einer gewaltigen Schiefergas-Formation steht. Der Eigenbedarf der nächsten 200 (!) Jahre scheint daraus gesichert. Die letzten Probebohrungen sind zwar noch ausständig, aber internationale Energiekonzerne raufen sich schon jetzt um die wenigen Bohrlizenzen. Und wer dort nicht zum Zug gekommen ist, hetzt gleich weiter in die Ukraine. Deren Gas-Entdeckungen der letzten Wochen sollen noch einmal doppelt so groß sein wie jene Polens.

In zwei bis drei Jahren wäre man mit der Erschließung der ersten Vorkommen soweit. Industrie und Transport werden folgen. Europas Energiepolitik wird autark werden.

Dass Gazprom derzeit noch schnell seine Lieferverträge mit Europa verlängern will wird dadurch verständlich. Der Gaspreis der Russen ist stark an den Ölpreis gekoppelt und daher erheblich höher als der internationale Gaspreis der noch vom Überangebot aus den USA geprägt ist. Diese beiden Preise sollten sich nun mehr und mehr annähern.