20.04.2011

Griechen jagen



Ein zynisches Spiel, das gerade an den Finanzmärkten getrieben wird. Mit der permanenten Thematisierung des Griechenland-Problems schafft man ein solches und zwingt mehr und mehr Kapitalmarktteilnehmer in dieses hinein. Die Schuld dafür liegt nicht an jenen, welche die Stories pushen, sondern an jenen, die sie tatenlos im Raum stehen lassen.

Einen schwachen Schüler im Schulhof zu verprügeln, ist keine Kunst und leider wohl oft praktizierte Übung. Einem solchen Treiben entschlossen und überzeugt in einer Gruppe entgegenzutreten, dagegen weit seltener. Was internationale Hedgefunds derzeit mit Griechenland, Portugal, Finnland und Was­weissichnochallen veranstalten, schlägt in dieselbe Kerbe. Der Umweg über den CDS-Markt, ergänzt um ein paar selektive Medienreports, genügt, um ganz Europa zum x-ten Mal ein Thema umzuhängen, das Europa schon längst hätte lösen können. Dass Griechenland bei seinen Defizitzahlen geschummelt hat, wissen wir. Seit über zwei Jahren. Dass Griechenland seine Finanzbrücken mit hohen Konsequenzen im Schuldenabbau erkauft hat, ebenso. Dass die EU, ob über EZB oder nun EFSF ist bedeutungs­los, die Absicht und die Überzeugung abgegeben hat, daher kein Schuldenmoratorium Griechenlands zuzulassen, ist ebenso ein stetig wiederholter Schlagsatz. Und doch, als ob dies alles nicht zählt, genügt es einfach, „Zweifel“ im Markt zu artikulieren, und schon ist die Hölle los und alles fällt.

Als langgedienter Investor frage ich mich, was die EFSF davon abhält, jene Bonds, für die sie ohnehin das Kaufpouvoir in Händen hält (440 Mrd. Euro sind ja kein Pappenstiel), nicht schon längst in die Schale zu werfen und sich ein paar der von der EU ohnehin zu 100% garantierten Staatsanleihen zu kaufen. Wäre doch der Deal des Jahrhunderts!

Aber durch ihre Nichtaktivität erweckt sie nur den Eindruck, dass ihre eigenen Versprechen gar nichts wert wären. Ein Bluff! Eine Notlüge, um danach „billiger“ den ganzen Block zu übernehmen? Oder einfach nur kein Risiko eingehen? Der Erste, der sich bewegt, hat verloren? Man greift sich an den Kopf ob solcher Verdachtsmomente. Wer bitte glaubt allen Ernstes, dass eine wortbrüchige EU jemals, jemals wieder an den Kapitalmärkten ernst genommen wird?

Der Prozess ist ja jetzt schon zur Farce geworden. Deutschlands und Finnlands Populisten treiben ganz Europa ins stückweise Downgrading. Was wird danach kommen? Staatlich verordnete Kaufprogramme? Pauschalprämien für die Unfähigkeit unserer Funktionäre in Brüssel? Die innereuropäischen Zinsspreads sprechen ja bereits eine deutliche Sprache. Was uns diese kosten, ist exakt jener Betrag, den dieses sinnlose Herumtaktieren verursacht. Die Glaubwürdigkeit der EU steht auch intern auf dem Spiel und die Populisten sind schon längst in Stellung. Griechenland hat ohnehin bereits eine eindeutige Positionierung an den Stamm­tischen erlangt. Da kennt sich schulterklopfend jeder aus. Bei den Griechen. Eh klar.

Dort, wo sich der IWF dominierend „einmischt“, läuft es scheinbar anders.
Die CDS-Spreads der Ukraine waren im März 2009 bei 5400 (Griechenland dzt. bei 1250). Und jetzt? 440. Am Schuldnerstatus dieses Landes hat sich dabei wenig geändert. Reformwille und Gegenpopulismus halten sich weiterhin die Waage. Nur hat die Ukraine keine entwickelten Kapitalmärkte wie Europa. Bietet daher auch keinen Platz für Stimmungsmache. Und wer so leicht über den Bankrott anderer Staaten spricht, sollte sich klar sein, dass ziemlich exakt vor zwei Jahren die halbe Welt fix an einen Staatsdefault Österreichs geglaubt hat. Krugman und Konsorten haben „ganz triftige Argumente“ dafür gehabt.

Zynismus ist heutzutage sehr oft ein Instrument. Zeit, sich auch einmal über dessen Relativierung öffentlich Gedanken zu machen.



20.04.2011

Griechen jagen



Ein zynisches Spiel, das gerade an den Finanzmärkten getrieben wird. Mit der permanenten Thematisierung des Griechenland-Problems schafft man ein solches und zwingt mehr und mehr Kapitalmarktteilnehmer in dieses hinein. Die Schuld dafür liegt nicht an jenen, welche die Stories pushen, sondern an jenen, die sie tatenlos im Raum stehen lassen.

Einen schwachen Schüler im Schulhof zu verprügeln, ist keine Kunst und leider wohl oft praktizierte Übung. Einem solchen Treiben entschlossen und überzeugt in einer Gruppe entgegenzutreten, dagegen weit seltener. Was internationale Hedgefunds derzeit mit Griechenland, Portugal, Finnland und Was­weissichnochallen veranstalten, schlägt in dieselbe Kerbe. Der Umweg über den CDS-Markt, ergänzt um ein paar selektive Medienreports, genügt, um ganz Europa zum x-ten Mal ein Thema umzuhängen, das Europa schon längst hätte lösen können. Dass Griechenland bei seinen Defizitzahlen geschummelt hat, wissen wir. Seit über zwei Jahren. Dass Griechenland seine Finanzbrücken mit hohen Konsequenzen im Schuldenabbau erkauft hat, ebenso. Dass die EU, ob über EZB oder nun EFSF ist bedeutungs­los, die Absicht und die Überzeugung abgegeben hat, daher kein Schuldenmoratorium Griechenlands zuzulassen, ist ebenso ein stetig wiederholter Schlagsatz. Und doch, als ob dies alles nicht zählt, genügt es einfach, „Zweifel“ im Markt zu artikulieren, und schon ist die Hölle los und alles fällt.

Als langgedienter Investor frage ich mich, was die EFSF davon abhält, jene Bonds, für die sie ohnehin das Kaufpouvoir in Händen hält (440 Mrd. Euro sind ja kein Pappenstiel), nicht schon längst in die Schale zu werfen und sich ein paar der von der EU ohnehin zu 100% garantierten Staatsanleihen zu kaufen. Wäre doch der Deal des Jahrhunderts!

Aber durch ihre Nichtaktivität erweckt sie nur den Eindruck, dass ihre eigenen Versprechen gar nichts wert wären. Ein Bluff! Eine Notlüge, um danach „billiger“ den ganzen Block zu übernehmen? Oder einfach nur kein Risiko eingehen? Der Erste, der sich bewegt, hat verloren? Man greift sich an den Kopf ob solcher Verdachtsmomente. Wer bitte glaubt allen Ernstes, dass eine wortbrüchige EU jemals, jemals wieder an den Kapitalmärkten ernst genommen wird?

Der Prozess ist ja jetzt schon zur Farce geworden. Deutschlands und Finnlands Populisten treiben ganz Europa ins stückweise Downgrading. Was wird danach kommen? Staatlich verordnete Kaufprogramme? Pauschalprämien für die Unfähigkeit unserer Funktionäre in Brüssel? Die innereuropäischen Zinsspreads sprechen ja bereits eine deutliche Sprache. Was uns diese kosten, ist exakt jener Betrag, den dieses sinnlose Herumtaktieren verursacht. Die Glaubwürdigkeit der EU steht auch intern auf dem Spiel und die Populisten sind schon längst in Stellung. Griechenland hat ohnehin bereits eine eindeutige Positionierung an den Stamm­tischen erlangt. Da kennt sich schulterklopfend jeder aus. Bei den Griechen. Eh klar.

Dort, wo sich der IWF dominierend „einmischt“, läuft es scheinbar anders.
Die CDS-Spreads der Ukraine waren im März 2009 bei 5400 (Griechenland dzt. bei 1250). Und jetzt? 440. Am Schuldnerstatus dieses Landes hat sich dabei wenig geändert. Reformwille und Gegenpopulismus halten sich weiterhin die Waage. Nur hat die Ukraine keine entwickelten Kapitalmärkte wie Europa. Bietet daher auch keinen Platz für Stimmungsmache. Und wer so leicht über den Bankrott anderer Staaten spricht, sollte sich klar sein, dass ziemlich exakt vor zwei Jahren die halbe Welt fix an einen Staatsdefault Österreichs geglaubt hat. Krugman und Konsorten haben „ganz triftige Argumente“ dafür gehabt.

Zynismus ist heutzutage sehr oft ein Instrument. Zeit, sich auch einmal über dessen Relativierung öffentlich Gedanken zu machen.