01.02.2011

Erste Reihe – fussfrei



Täglich neue Meldungen aus dem Nahen Osten. Strukturen brechen auf. Unerschütterlich scheinende Machtblöcke zerbröseln. Religion im populistischen Vordergrund aber ein enorm sichtbarer Anteil von Kapitaldenken. Die Neuordnung der Welt ist inzwischen vor unserer Haustüre angekommen.

Grüner Veltliner und Red Bull

Die Finanzkrise hat viele Mechanismen der Macht enttarnt, sie verändert, geschwächt oder verstärkt. Der Selbstschutz der westlichen Welt hat dafür gesorgt, dass sich Asien und Lateinamerika unabhängiger entwickeln konnten. Die Arabische Welt hatte zwar mit einigen Polarisationen wie Iran, Irak oder Afghanistan zu kämpfen, im Zentrum blieb sie aber nahezu unberührt. Wer hätte sonst beispielsweise Citigroup, Merrill Lynch, Hochtief oder VW beistehen können? Und Afrika konnte im Windschatten der globalen westlichen Unaufmerksamkeit, geleitet von Asien, an Wirtschaftskraft und somit Selbstbewusstsein gewinnen. Wer sich nun denkt, schön blöd für uns, schade um den Verlust dieser Vorzimmer unserer Produktivität, der irrt. Die globalen Ungleichgewichte werden vielleicht reduziert, das Potenzial von „Wissen“ aber dadurch erst recht massiv gehoben und Fortschritt als Vision neu an der Spitze positioniert. Einander sich annähernde freie Volkswirtschaften stossen sich im Wirtschaftswachstum nämlich nicht ab, sie ergänzen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Stärken viel bewusster. Deutschland und Österreich sind beste Beispiele dafür. Was wären wir ohne die geschätzte Technik und Sicherheit Deutschlands? Und was unser Nachbar ohne unseren Grünen Veltliner (Ups, meinte natürlich Red Bull)? Scherz beiseite, unsere Unternehmen sind genauso weltweit gesucht und etliche österreichische Manager auch in deutschen Unternehmen an deren Spitze.

Die Arabische Welt

Die vier Macht- und Glaubensblöcke die einander in Nordafrika gerade begegnen, werden miteinander einen Weg finden müssen. Die Arabische Welt sucht mit Hilfe der Mittel der Moderne wie TV, Internet und Fussball-WM zu sich und ihrem erkennbaren Selbstbewusstsein. China steht mit enormen ökonomischen Mitteln und hoher Umsetzungskompetenz toleriert daneben. Die USA als polarisierender Part, der gerade über die Wiederentdeckung von demokratischen Mitteln wie Diplomatie und Respekt versucht längerfristige Lösungen, wenige denn Angst, zu erreichen, steht neben einem Europa, das noch mehr als passives Fluchtland und weniger als steuernde und integrierende Einheit wahrgenommen wird. Nicht mehr lange und die vier sitzen endlich an einem Tisch.

Die Kapitalmärkte nehmen derweilen noch die kurzfristige Entwicklung wahr und reagieren wie im oft trainierten Reflex: Öl, Gold, Cash. Übersehen dabei, dass die Finanzkrise, so unangenehm sie war, die Erkenntnis für alle brachte, dass es niemandem nützt, Rohstoffe zu bunkern um Preise zu erhöhen, ohne dabei die ökonomische Basis der Nachfrage zu sichern. Wer soll tanken, wenn er sich kein Auto mehr leisten kann? Also einmal über den Tellerrand hinausgedacht. Ein wenig visionär. Nur kurz: Was, wenn Nordafrika sich seiner religiösen Fesseln im Rausch der eben entstehenden Flexibilität ein wenig entledigt? Der Wunsch nach Demokratie verträgt sich nämlich nicht mit Extrem- Fundamentalisten. Diese Staaten in ihrer kommenden industriellen Entwicklung zu unterstützen und sich selbst somit deren Ressourcen, aber auch deren künftiges Konsumpotenzial zu sichern, ist doch ein wünschenswertes Ziel. Und trotz Al-Jazeera und wasweissichnochwelchen Scheichs wird das gelingen. Zu stark ist die Macht des Werbefernsehens, das in jeden Haushalt bereits Einzug gehalten hat. Die Menschen wollen, dass es ihnen besser geht. Erst wenn sie keine Hoffnung mehr haben, kommt die Religion.

Die kurzfristigen Effekte sollte man ausnutzen und sich auf leicht steigende Ölund Energiepreise einstellen. Energiewerte und Versorger mit hohen eigenen Ressourcen sind erste Wahl, dann jene Unternehmen, die vielleicht im aktuellen Wirrwarr zu stark gefallen sind, nur weil sie in der Region tätig sind. Dann Infrastruktur-Companies. Strassen, Häfen, Telekom. Wir sind dabei. Denn wir alle sind mitten drin.



01.02.2011

Erste Reihe – fussfrei



Täglich neue Meldungen aus dem Nahen Osten. Strukturen brechen auf. Unerschütterlich scheinende Machtblöcke zerbröseln. Religion im populistischen Vordergrund aber ein enorm sichtbarer Anteil von Kapitaldenken. Die Neuordnung der Welt ist inzwischen vor unserer Haustüre angekommen.

Grüner Veltliner und Red Bull

Die Finanzkrise hat viele Mechanismen der Macht enttarnt, sie verändert, geschwächt oder verstärkt. Der Selbstschutz der westlichen Welt hat dafür gesorgt, dass sich Asien und Lateinamerika unabhängiger entwickeln konnten. Die Arabische Welt hatte zwar mit einigen Polarisationen wie Iran, Irak oder Afghanistan zu kämpfen, im Zentrum blieb sie aber nahezu unberührt. Wer hätte sonst beispielsweise Citigroup, Merrill Lynch, Hochtief oder VW beistehen können? Und Afrika konnte im Windschatten der globalen westlichen Unaufmerksamkeit, geleitet von Asien, an Wirtschaftskraft und somit Selbstbewusstsein gewinnen. Wer sich nun denkt, schön blöd für uns, schade um den Verlust dieser Vorzimmer unserer Produktivität, der irrt. Die globalen Ungleichgewichte werden vielleicht reduziert, das Potenzial von „Wissen“ aber dadurch erst recht massiv gehoben und Fortschritt als Vision neu an der Spitze positioniert. Einander sich annähernde freie Volkswirtschaften stossen sich im Wirtschaftswachstum nämlich nicht ab, sie ergänzen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Stärken viel bewusster. Deutschland und Österreich sind beste Beispiele dafür. Was wären wir ohne die geschätzte Technik und Sicherheit Deutschlands? Und was unser Nachbar ohne unseren Grünen Veltliner (Ups, meinte natürlich Red Bull)? Scherz beiseite, unsere Unternehmen sind genauso weltweit gesucht und etliche österreichische Manager auch in deutschen Unternehmen an deren Spitze.

Die Arabische Welt

Die vier Macht- und Glaubensblöcke die einander in Nordafrika gerade begegnen, werden miteinander einen Weg finden müssen. Die Arabische Welt sucht mit Hilfe der Mittel der Moderne wie TV, Internet und Fussball-WM zu sich und ihrem erkennbaren Selbstbewusstsein. China steht mit enormen ökonomischen Mitteln und hoher Umsetzungskompetenz toleriert daneben. Die USA als polarisierender Part, der gerade über die Wiederentdeckung von demokratischen Mitteln wie Diplomatie und Respekt versucht längerfristige Lösungen, wenige denn Angst, zu erreichen, steht neben einem Europa, das noch mehr als passives Fluchtland und weniger als steuernde und integrierende Einheit wahrgenommen wird. Nicht mehr lange und die vier sitzen endlich an einem Tisch.

Die Kapitalmärkte nehmen derweilen noch die kurzfristige Entwicklung wahr und reagieren wie im oft trainierten Reflex: Öl, Gold, Cash. Übersehen dabei, dass die Finanzkrise, so unangenehm sie war, die Erkenntnis für alle brachte, dass es niemandem nützt, Rohstoffe zu bunkern um Preise zu erhöhen, ohne dabei die ökonomische Basis der Nachfrage zu sichern. Wer soll tanken, wenn er sich kein Auto mehr leisten kann? Also einmal über den Tellerrand hinausgedacht. Ein wenig visionär. Nur kurz: Was, wenn Nordafrika sich seiner religiösen Fesseln im Rausch der eben entstehenden Flexibilität ein wenig entledigt? Der Wunsch nach Demokratie verträgt sich nämlich nicht mit Extrem- Fundamentalisten. Diese Staaten in ihrer kommenden industriellen Entwicklung zu unterstützen und sich selbst somit deren Ressourcen, aber auch deren künftiges Konsumpotenzial zu sichern, ist doch ein wünschenswertes Ziel. Und trotz Al-Jazeera und wasweissichnochwelchen Scheichs wird das gelingen. Zu stark ist die Macht des Werbefernsehens, das in jeden Haushalt bereits Einzug gehalten hat. Die Menschen wollen, dass es ihnen besser geht. Erst wenn sie keine Hoffnung mehr haben, kommt die Religion.

Die kurzfristigen Effekte sollte man ausnutzen und sich auf leicht steigende Ölund Energiepreise einstellen. Energiewerte und Versorger mit hohen eigenen Ressourcen sind erste Wahl, dann jene Unternehmen, die vielleicht im aktuellen Wirrwarr zu stark gefallen sind, nur weil sie in der Region tätig sind. Dann Infrastruktur-Companies. Strassen, Häfen, Telekom. Wir sind dabei. Denn wir alle sind mitten drin.