31.08.2010

Die grosse Leere zwischen zwei Welten



Wir driften auf das Ende des Films hin. Das Drehbuch war bisher kolossal: Euphorie von Millionen Hausbesitzern, Banken im bilanziellen Endorphinrausch, Bewertungsakrobatik, Finten, Katastrophen, Emotionen in der Rettung, Schuld und Sühne, und alles ineinander verwoben, undurchsichtig, oberflächlich transparent, aber trotz allem immer geheimnisvoll und höchst emotionell.

Und jetzt kurz vor dem Ende kennen wir uns alle nicht mehr so richtig aus. Wir wissen doch, wer die Bösen und wer die Guten sind. Können doch mit dem allgemeinen Willen zur Unterstützung und Hilfe rechnen. Sehen unsere Häuser, unseren Kapitalmarkt und die ihn stützenden Regularien nach wie vor bestehen. Noch ist es keine Schande, an der Börse Geld verdienen zu wollen. Noch nicht. Und jetzt, wo alles doch den normalen Weg gehen sollte, haben etliche Zuseher und üblichen Filmbesucher das Kino bereits verlassen. Sie konnten oder wollten die Spannung nicht mehr ertragen oder wurden aufgefordert zu gehen, weil sie nicht mehr in die Altersgrenze passten. Schön langsam wurde das Kino leerer. Diejenigen, die geblieben sind, teilen sich mehr und mehr in zwei Lager: Die Aggressiven, die jede Wendung lautstark kommentieren und johlend begleiten, und die stillen Analytiker, die im Glauben an die Intelligenz des Drehbuchautors den Sinn und daher den Ausgang zu erahnen suchen. So geht es uns inzwischen nahezu jeden Tag an den Kapitalmärkten. Wir pendeln zwischen kurzfristigen Tradingaspekten, zwischen Hedge oder Nicht-Hedge, fundamental oder technisch. Welches Lager im Kino gerade am stärksten applaudiert. Wer dies nicht tut, hat einen langen Atem, aufgegeben, oder den Ehrgeiz, die Trendwende frühzeitig zu erwischen, fahren lassen.

Ob die drohende Depression in den USA die Märkte bewegt oder die beruhigenden Wort Ben Bernankes, weiss keiner. Ob die beängstigende Immobilien - situation in China die Märkte auf „Rot“ dreht oder ob ein überraschend positiver IFO Geschäftsklimaindex das „Grün“ herbeizaubert, wir müssen es einfach akzeptieren. Oder, auf den Punkt gebracht, ob die Deutsche Bank (bitte als Synonym verstanden) long oder short geht, ist inzwischen genauso wichtig, als ob die Gewinne der Unternehmen deutlicher steigen als erwartet. Es ist nichts mehr zwischen diesen Extremen übrig geblieben. Das ist unser heutiger Markt.

Die Institutionellen, wie Versicherungen und Pensionskassen, dürfen einem wirklich leid tun. Die sind gerade nahezu zwangsweise dabei, ihre Bubble im Bondportfolio zu ernähren. Solvency II und Basel III sorgen mit Verve dafür, dass sich ja keiner dieser natürlichen „Langfristinvestoren“ in Aktieninvestments verirrt. Ein gewaltiges Stück ist dem Markt dadurch abhanden gekommen und wer weiss wie schnell diese Teilnehmer wiederkehren. Sollte der Bondcrash wirklich kommen - und es spricht ja einiges dafür -, dann wird wohl der letzte Funken Finanzierungskraft durch diesen dahingerafft sein und Aktieninvestments stehen wieder daneben. Zwar sind Privatinvestoren in der Krise gar nicht einmal so inaktiv gewesen, aber sie haben sich an spezifischen Investments wie Gold, Immobilien und Sachwerten viel stärker erfreut, als an sonstigen Werten. Fondsmanager als grosse Gruppe wurden durch die hohen Sparmassnahmen innerhalb der Fondsgesellschaften zurück an den Herd geholt und dürfen oft gar nicht mehr so weit abseits ihrer Benchmark investieren. Gut für die Kosten, schlecht für die Performance und daher mittelfristig schlecht für das Volumen.

Wer bleibt übrig: Trader, Banken, Hedgefunds und ein paar unerschrockene kleine Asset Management Gesellschaften, die sich auf die Leere zwischen den Fronten einzustellen vermochten und sie mehr als Chance denn als Übel begreifen.



31.08.2010

Die grosse Leere zwischen zwei Welten



Wir driften auf das Ende des Films hin. Das Drehbuch war bisher kolossal: Euphorie von Millionen Hausbesitzern, Banken im bilanziellen Endorphinrausch, Bewertungsakrobatik, Finten, Katastrophen, Emotionen in der Rettung, Schuld und Sühne, und alles ineinander verwoben, undurchsichtig, oberflächlich transparent, aber trotz allem immer geheimnisvoll und höchst emotionell.

Und jetzt kurz vor dem Ende kennen wir uns alle nicht mehr so richtig aus. Wir wissen doch, wer die Bösen und wer die Guten sind. Können doch mit dem allgemeinen Willen zur Unterstützung und Hilfe rechnen. Sehen unsere Häuser, unseren Kapitalmarkt und die ihn stützenden Regularien nach wie vor bestehen. Noch ist es keine Schande, an der Börse Geld verdienen zu wollen. Noch nicht. Und jetzt, wo alles doch den normalen Weg gehen sollte, haben etliche Zuseher und üblichen Filmbesucher das Kino bereits verlassen. Sie konnten oder wollten die Spannung nicht mehr ertragen oder wurden aufgefordert zu gehen, weil sie nicht mehr in die Altersgrenze passten. Schön langsam wurde das Kino leerer. Diejenigen, die geblieben sind, teilen sich mehr und mehr in zwei Lager: Die Aggressiven, die jede Wendung lautstark kommentieren und johlend begleiten, und die stillen Analytiker, die im Glauben an die Intelligenz des Drehbuchautors den Sinn und daher den Ausgang zu erahnen suchen. So geht es uns inzwischen nahezu jeden Tag an den Kapitalmärkten. Wir pendeln zwischen kurzfristigen Tradingaspekten, zwischen Hedge oder Nicht-Hedge, fundamental oder technisch. Welches Lager im Kino gerade am stärksten applaudiert. Wer dies nicht tut, hat einen langen Atem, aufgegeben, oder den Ehrgeiz, die Trendwende frühzeitig zu erwischen, fahren lassen.

Ob die drohende Depression in den USA die Märkte bewegt oder die beruhigenden Wort Ben Bernankes, weiss keiner. Ob die beängstigende Immobilien - situation in China die Märkte auf „Rot“ dreht oder ob ein überraschend positiver IFO Geschäftsklimaindex das „Grün“ herbeizaubert, wir müssen es einfach akzeptieren. Oder, auf den Punkt gebracht, ob die Deutsche Bank (bitte als Synonym verstanden) long oder short geht, ist inzwischen genauso wichtig, als ob die Gewinne der Unternehmen deutlicher steigen als erwartet. Es ist nichts mehr zwischen diesen Extremen übrig geblieben. Das ist unser heutiger Markt.

Die Institutionellen, wie Versicherungen und Pensionskassen, dürfen einem wirklich leid tun. Die sind gerade nahezu zwangsweise dabei, ihre Bubble im Bondportfolio zu ernähren. Solvency II und Basel III sorgen mit Verve dafür, dass sich ja keiner dieser natürlichen „Langfristinvestoren“ in Aktieninvestments verirrt. Ein gewaltiges Stück ist dem Markt dadurch abhanden gekommen und wer weiss wie schnell diese Teilnehmer wiederkehren. Sollte der Bondcrash wirklich kommen - und es spricht ja einiges dafür -, dann wird wohl der letzte Funken Finanzierungskraft durch diesen dahingerafft sein und Aktieninvestments stehen wieder daneben. Zwar sind Privatinvestoren in der Krise gar nicht einmal so inaktiv gewesen, aber sie haben sich an spezifischen Investments wie Gold, Immobilien und Sachwerten viel stärker erfreut, als an sonstigen Werten. Fondsmanager als grosse Gruppe wurden durch die hohen Sparmassnahmen innerhalb der Fondsgesellschaften zurück an den Herd geholt und dürfen oft gar nicht mehr so weit abseits ihrer Benchmark investieren. Gut für die Kosten, schlecht für die Performance und daher mittelfristig schlecht für das Volumen.

Wer bleibt übrig: Trader, Banken, Hedgefunds und ein paar unerschrockene kleine Asset Management Gesellschaften, die sich auf die Leere zwischen den Fronten einzustellen vermochten und sie mehr als Chance denn als Übel begreifen.