06.07.2010
E iner der Grössten, die unser Land hervorgebracht hat, ist vielleicht Paul Watzlawick. Sein Buch „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ ist einer jener Schätze, der die Wahrheit über unser tägliches Börsegeschehen ganz tief drinnen hat, ohne darin auch nur ein einziges Mal die Börse zu erwähnen. Es geht einzig darum, wie wir unsere Umwelt als „Wirklichkeit“ wahrnehmen und unser gesamtes Agieren an dieser Wahrnehmung ausrichten. Sein „Kommunikation ist Wirklichkeit“ beschreibt unser tägliches Geschehen bis in den Punkt.
Das, worum es wohl geht, ist, dass es in Wirklichkeit gar nicht so wichtig ist, ob eine Aktie ein KGV von 10 oder 30 hat, die Dividendenrendite 10 oder 0% ist, oder die Wachstumsraten bei 5 oder 50% liegen, sondern darum, wie wir dies alles wahrnehmen und gewichten. Wenn es uns unwichtig erscheint, weil wir viel eher wissen wollen (oder „müssen“), ob die Deutsche Bank wieder „global long“ ist, George Soros vielleicht doch bullish Gold ist, oder ob das Schicksal der ganzen EU, des Euro, damit von 380 Millionen überwiegend intelligenten und arbeitswilligen Menschen, einzig und allein vom Geschick der griechischen Regierung abhängt, (noch) 1,8% der Wirtschaftsleistung Europas wieder in Gang zu bringen, um die ach so sozialen Sorgen irgendwelcher Investmentbanker zu beruhigen und das Mobbing gegen Europa zu stoppen.
Der Lachkrampf bleibt mir im Halse stecken ob der brutalen Realität. Während die USA und UK in unnachahmlicher Strategie ihre eigenen Probleme in der öffentlichen Wahrnehmung unterdrücken und jene von Nebenschauplätzen so lange ins Rampenlicht rücken, bis die halbe Welt nichts anderes interessiert, werden auch wir Investoren von einer getürkten Wahrnehmung von Realität in die nächste gehetzt.
Wake up! Unsere „Wahrheiten“ sind wir selbst! Das haben wir vielleicht vergessen. Ein Kurssturz von 8%, nur weil ein überforderter Investor den Text einer Ad-Hoc-Mitteilung nicht genau entziffern konnte und rein emotional seine Aktien in den Markt wirft, dominiert unser tägliches Geschehen. Lässt uns an unseren inneren Disziplinen zweifeln, unsere Aktien vielleicht ebenso verkaufen, in der Hoffnung, dem grossen Fake, der Hyperenttäuschung, gerade noch entgangen zu sein? Einzig, um kurz später die Wahrheit zu erkennen, sich zu ärgern, und, falls man noch Investor genug ist, die zuvor tief verkauften Aktien höher wieder zurück zu kaufen, oder, falls nicht, zu warten und zu hoffen, ob man vielleicht noch eine Gelegenheit erhält, tiefer einzusteigen. Aus fundamentaler Investition wird man dadurch zu einem rein vom Markt Getriebenen. Gratuliere.
Sicher ist, wir werden „unsere Wirklichkeit“ nie als „die unsere“ ablegen. Das dürfen wir auch nicht. Ob uns ein Schuh gefällt oder nicht, ob die Frau, der Mann, attraktiv ist oder nicht, und ob man etwas für gut oder schlecht empfindet, es ist und bleibt „unsere Wahrnehmung“. Darüber zu sprechen macht dann die Wirklichkeit. Wetten, Paul Watzlawick war ein Börsianer?
Perception is reality
E iner der Grössten, die unser Land hervorgebracht hat, ist vielleicht Paul Watzlawick. Sein Buch „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“ ist einer jener Schätze, der die Wahrheit über unser tägliches Börsegeschehen ganz tief drinnen hat, ohne darin auch nur ein einziges Mal die Börse zu erwähnen. Es geht einzig darum, wie wir unsere Umwelt als „Wirklichkeit“ wahrnehmen und unser gesamtes Agieren an dieser Wahrnehmung ausrichten. Sein „Kommunikation ist Wirklichkeit“ beschreibt unser tägliches Geschehen bis in den Punkt.
Das, worum es wohl geht, ist, dass es in Wirklichkeit gar nicht so wichtig ist, ob eine Aktie ein KGV von 10 oder 30 hat, die Dividendenrendite 10 oder 0% ist, oder die Wachstumsraten bei 5 oder 50% liegen, sondern darum, wie wir dies alles wahrnehmen und gewichten. Wenn es uns unwichtig erscheint, weil wir viel eher wissen wollen (oder „müssen“), ob die Deutsche Bank wieder „global long“ ist, George Soros vielleicht doch bullish Gold ist, oder ob das Schicksal der ganzen EU, des Euro, damit von 380 Millionen überwiegend intelligenten und arbeitswilligen Menschen, einzig und allein vom Geschick der griechischen Regierung abhängt, (noch) 1,8% der Wirtschaftsleistung Europas wieder in Gang zu bringen, um die ach so sozialen Sorgen irgendwelcher Investmentbanker zu beruhigen und das Mobbing gegen Europa zu stoppen.
Der Lachkrampf bleibt mir im Halse stecken ob der brutalen Realität. Während die USA und UK in unnachahmlicher Strategie ihre eigenen Probleme in der öffentlichen Wahrnehmung unterdrücken und jene von Nebenschauplätzen so lange ins Rampenlicht rücken, bis die halbe Welt nichts anderes interessiert, werden auch wir Investoren von einer getürkten Wahrnehmung von Realität in die nächste gehetzt.
Wake up! Unsere „Wahrheiten“ sind wir selbst! Das haben wir vielleicht vergessen. Ein Kurssturz von 8%, nur weil ein überforderter Investor den Text einer Ad-Hoc-Mitteilung nicht genau entziffern konnte und rein emotional seine Aktien in den Markt wirft, dominiert unser tägliches Geschehen. Lässt uns an unseren inneren Disziplinen zweifeln, unsere Aktien vielleicht ebenso verkaufen, in der Hoffnung, dem grossen Fake, der Hyperenttäuschung, gerade noch entgangen zu sein? Einzig, um kurz später die Wahrheit zu erkennen, sich zu ärgern, und, falls man noch Investor genug ist, die zuvor tief verkauften Aktien höher wieder zurück zu kaufen, oder, falls nicht, zu warten und zu hoffen, ob man vielleicht noch eine Gelegenheit erhält, tiefer einzusteigen. Aus fundamentaler Investition wird man dadurch zu einem rein vom Markt Getriebenen. Gratuliere.
Sicher ist, wir werden „unsere Wirklichkeit“ nie als „die unsere“ ablegen. Das dürfen wir auch nicht. Ob uns ein Schuh gefällt oder nicht, ob die Frau, der Mann, attraktiv ist oder nicht, und ob man etwas für gut oder schlecht empfindet, es ist und bleibt „unsere Wahrnehmung“. Darüber zu sprechen macht dann die Wirklichkeit. Wetten, Paul Watzlawick war ein Börsianer?