08.06.2010

Uns geht es gut, wir haben die Krise



Die Inflation hat uns längst erreicht: die „Kriseninflation“. Wir verlieren vor lauter Krisen bald den Überblick. Was mit der Immobilienkrise begann, sich zur Subprimekrise entwickelte und in der Finanzkrise den vorläufigen Höhepunkt erfuhr, ist inzwischen durch die vielfältigsten „Sub-“ und „Folgekrisen“ ergänzt worden. Osteuropakrise, Bankenkrise, Eurokrise, Ölkrise, Griechenlandkrise, Rohstoffkrise, BP-Krise, Ungarnkrise, Wasweissich- Krise. In letzter Sekunde hatte der Juni noch ein Einsehen, sonst hätten wir eine Sommerkrise auch noch bekommen.

Doch Scherz beiseite, wir können froh sein, dass wir all diese Krisen haben. Wir haben uns inzwischen nämlich bereits an das Analysieren, Argumentieren und Behandeln von Krisen richtig gewöhnt. Unsere Aufmerksamkeit ist inzwischen viel höher als noch vor ein paar Jahren, als alles „ganz normal“ war. Wir reagieren schneller und agieren proaktiver als zuvor. Und das ist gut. Wirklich gut. Unsere Medien, und die sind es, die wirklich ausgezeichnet von „Krisen“ leben, haben sich bereits freudig darauf eingestellt, alles mögliche Krisenverdächtige zu berichten. Was dabei aber passiert, nachdem auch Medien Objektivität und sorgfältige Analyse durch Krisen lernen, ist, dass sich auch hier der Umgang mit Fakten (nicht immer, aber …) verbessert. Beispiel „Eurokrise“: die Art und Weise, wie derzeit mit dem Thema „Euro“ umgegangen wird, zeigt trotz mancherorts auftauchender Polemiken eine gestärkte Euro-Identität. Selbst unsere Politiker mutieren fast über Nacht zu staatstragenden Euro-Experten und stellen sich mutig dem Sturm der Finanzmärkte. Wir haben uns mühsam, aber doch zum Thema Euro durchringen müssen. Die „Krise“ hat uns den notwendigen Druck dafür beschert. Und weil sich sehr viele Menschen mit diesem Thema beschäftigen, wird auch eine oberflächliche Meinung schneller als solche enttarnt. Man nimmt sich dadurch automatisch mehr Zeit und agiert in Folge sicherer und meinungsgetriebener. Kein Politiker hätte dieses Euro-Bewusstsein so schnell in uns implementieren können. Wir selbst waren es.

Und wir haben damit auch ein gestärktes Bewusstsein für unsere Kapitalmärkte geschaffen. Wir sind nicht mehr die „dedicated followers of USA“, welche die Krümel auflesen, die uns irgendeine Investmentbank übriglässt. Der Otto Normalverbraucher (sorry für die Namensnutzung ;-)) ist inzwischen selbst der Herr der Lage geworden. Die Privaten kaufen derzeit Gold, Ziegel und Boden, denken an Inflation und wo ihr Erspartes in fünf Jahren landen könnte, sichern sich und ihren Wohlstand ab. Das dämpft zwar kurzfristig den Konsum oder verlagert ihn, aber eben nur kurz. Die Investitionsneigung ist nämlich in keinster Weise verloren gegangen, sie hat sich nur verschoben und ist dabei in Summe wahrscheinlich sogar gestiegen.

Das Wort „Krise“ wurde von den Griechen ursprünglich mit „Beurteilung“ und „Entscheidung“ gleichgesetzt. Heutzutage wird darunter eine problematische, mit einem Wendepunkt verbundene Entscheidungssituation verstanden. Diesen Wendepunkt erkennt man aber typischerweise immer erst nach Bewältigung der Krise. Ist davor daher zumeist unangenehm. Blöd. Schon wieder eine Krise.



08.06.2010

Uns geht es gut, wir haben die Krise



Die Inflation hat uns längst erreicht: die „Kriseninflation“. Wir verlieren vor lauter Krisen bald den Überblick. Was mit der Immobilienkrise begann, sich zur Subprimekrise entwickelte und in der Finanzkrise den vorläufigen Höhepunkt erfuhr, ist inzwischen durch die vielfältigsten „Sub-“ und „Folgekrisen“ ergänzt worden. Osteuropakrise, Bankenkrise, Eurokrise, Ölkrise, Griechenlandkrise, Rohstoffkrise, BP-Krise, Ungarnkrise, Wasweissich- Krise. In letzter Sekunde hatte der Juni noch ein Einsehen, sonst hätten wir eine Sommerkrise auch noch bekommen.

Doch Scherz beiseite, wir können froh sein, dass wir all diese Krisen haben. Wir haben uns inzwischen nämlich bereits an das Analysieren, Argumentieren und Behandeln von Krisen richtig gewöhnt. Unsere Aufmerksamkeit ist inzwischen viel höher als noch vor ein paar Jahren, als alles „ganz normal“ war. Wir reagieren schneller und agieren proaktiver als zuvor. Und das ist gut. Wirklich gut. Unsere Medien, und die sind es, die wirklich ausgezeichnet von „Krisen“ leben, haben sich bereits freudig darauf eingestellt, alles mögliche Krisenverdächtige zu berichten. Was dabei aber passiert, nachdem auch Medien Objektivität und sorgfältige Analyse durch Krisen lernen, ist, dass sich auch hier der Umgang mit Fakten (nicht immer, aber …) verbessert. Beispiel „Eurokrise“: die Art und Weise, wie derzeit mit dem Thema „Euro“ umgegangen wird, zeigt trotz mancherorts auftauchender Polemiken eine gestärkte Euro-Identität. Selbst unsere Politiker mutieren fast über Nacht zu staatstragenden Euro-Experten und stellen sich mutig dem Sturm der Finanzmärkte. Wir haben uns mühsam, aber doch zum Thema Euro durchringen müssen. Die „Krise“ hat uns den notwendigen Druck dafür beschert. Und weil sich sehr viele Menschen mit diesem Thema beschäftigen, wird auch eine oberflächliche Meinung schneller als solche enttarnt. Man nimmt sich dadurch automatisch mehr Zeit und agiert in Folge sicherer und meinungsgetriebener. Kein Politiker hätte dieses Euro-Bewusstsein so schnell in uns implementieren können. Wir selbst waren es.

Und wir haben damit auch ein gestärktes Bewusstsein für unsere Kapitalmärkte geschaffen. Wir sind nicht mehr die „dedicated followers of USA“, welche die Krümel auflesen, die uns irgendeine Investmentbank übriglässt. Der Otto Normalverbraucher (sorry für die Namensnutzung ;-)) ist inzwischen selbst der Herr der Lage geworden. Die Privaten kaufen derzeit Gold, Ziegel und Boden, denken an Inflation und wo ihr Erspartes in fünf Jahren landen könnte, sichern sich und ihren Wohlstand ab. Das dämpft zwar kurzfristig den Konsum oder verlagert ihn, aber eben nur kurz. Die Investitionsneigung ist nämlich in keinster Weise verloren gegangen, sie hat sich nur verschoben und ist dabei in Summe wahrscheinlich sogar gestiegen.

Das Wort „Krise“ wurde von den Griechen ursprünglich mit „Beurteilung“ und „Entscheidung“ gleichgesetzt. Heutzutage wird darunter eine problematische, mit einem Wendepunkt verbundene Entscheidungssituation verstanden. Diesen Wendepunkt erkennt man aber typischerweise immer erst nach Bewältigung der Krise. Ist davor daher zumeist unangenehm. Blöd. Schon wieder eine Krise.