27.04.2010

Die armen Hedgefunds (ein wenig zynisch diesmal)



Was waren das noch für Zeiten, als intelligente und wagemutige Investoren, bewaffnet mit Strategie und List, im Windschatten von Offshore- Gesetzgebungen - deren liberale Grundhaltung einzig vom Willen zur Umgehung aller anderen Regeln geprägt war - so richtig dick Kohle machen konnten. Schön war das für diese. Mit dem Geld anderer und der Zauberformel „Performance Fee“ war persönliches Vermögen zu schaffen ein Klacks. Dann kam die Finanzkrise und deckte ein paar ganz unschöne Details auf. Es folgten Schock, Zorn, Enttäuschung, und ein paar Spieler mussten den Platz räumen.

Gut, dass nun wieder Ruhe eingekehrt ist und über Hedgefunds und ihre Rolle in den Märkten kaum mehr berichtet wird. Das Grabtuch des Schweigens wurde wieder über diese Industrie ausgebreitet. Stille. Aber hinter den Kulissen geht es munter weiter. Zwar immer im Bewusstsein, dass zu aggressives Auftreten vielleicht doch den einen oder anderen regulatorischen Aufschrei erzwingen würde, aber so lange alles ruhig ist, passt auch alles. Viele alte „Spielwiesen“ sind ja nach der Krise nicht mehr übriggeblieben. Die Rohstoffmärkte, okay. Aber da geht es auch schon ein wenig dicht zu. Enorm viel Kapital unterwegs und alles zunehmend einfach zu investieren. Systemvorteil daher im Schwinden. Emerging Markets: vergiss es. Die sind inzwischen besser d’ran als manche Developed Markets. Ausserdem haben die meisten ihre Lehren aus den 1990er Aktionen des IWF gezogen und, das muss man dem IWF hoch anrechnen, durch diese Schmerzen gelernt, sich auf die eigenen Beine zu stellen. Die brauchen inzwischen weder IWF noch den guten alten Freund in dessen Schatten, die USA.

Aber halt! Es gibt noch eine Spielwiese! Gerade ideal für Hedgefunds aus USA und UK offen gehalten. Credit Default Swaps! Ein System, das jeder Kommentator schnell begreift, es für sich und seine Argumentation nutzt, das dadurch bereits rapide an Akzeptanz und Popularität gewonnen hat und ... das nach wie vor nahezu komplett unreguliert ist und dessen Spielregeln nur wenige im Detail wissen.

Was man einzig braucht, sind willige CDS-„Opfer“. Am besten, nachdem ja viel Geld zur Verfügung steht, kleine Staaten, die man easy ins „Risiko-Eck“ bringen kann. Dubai war super. Aber leider hat Abu Dhabi nicht mitgespielt. Doch nun kommt endlich eine wunderbare Gelegenheit: Griechenland! Kaum Mortgage Bonds oder sonstige Anleihen. Nur Staatsanleihen und gar nicht mal so viele. Herrlich zum Shorten. Also die CDS-Preise ein wenig nach oben treiben. Ein paar sorgenvolle Kommentare los lassen. Die halbe EU, ohnehin zerstritten in den eigenen Unzulänglichkeiten, in helle Empörung versetzen, und schon hat auch ein Staat fast gar keine Chance mehr. Er muss einfach mitspielen. Verliert seine Refinanzierungsbasis, wird auf Status „Titelblatt“ gesetzt und kann nur mehr um Unterstützung bitten. Die wird ihm am Ende gegeben. Eh klar. Davor noch den CDS glatt stellen. Passt. Und wenn dann doch der Default passiert, dann entsteht sogar ein doppelter Gewinn: jeder Spekulant, der nicht rechtzeitig aus dem CDS herauskommt und keine griechischen Staatsanleihen als Underlying hat, muss sich dann schnell welche kaufen, damit er seine Ansprüche aus dem CDS überhaupt geltend machen kann. Passt. Griechenland ist pleite und seine Anleihen boomen!

υψωτικός

(ist Griechisch und heisst „bullish“)



27.04.2010

Die armen Hedgefunds (ein wenig zynisch diesmal)



Was waren das noch für Zeiten, als intelligente und wagemutige Investoren, bewaffnet mit Strategie und List, im Windschatten von Offshore- Gesetzgebungen - deren liberale Grundhaltung einzig vom Willen zur Umgehung aller anderen Regeln geprägt war - so richtig dick Kohle machen konnten. Schön war das für diese. Mit dem Geld anderer und der Zauberformel „Performance Fee“ war persönliches Vermögen zu schaffen ein Klacks. Dann kam die Finanzkrise und deckte ein paar ganz unschöne Details auf. Es folgten Schock, Zorn, Enttäuschung, und ein paar Spieler mussten den Platz räumen.

Gut, dass nun wieder Ruhe eingekehrt ist und über Hedgefunds und ihre Rolle in den Märkten kaum mehr berichtet wird. Das Grabtuch des Schweigens wurde wieder über diese Industrie ausgebreitet. Stille. Aber hinter den Kulissen geht es munter weiter. Zwar immer im Bewusstsein, dass zu aggressives Auftreten vielleicht doch den einen oder anderen regulatorischen Aufschrei erzwingen würde, aber so lange alles ruhig ist, passt auch alles. Viele alte „Spielwiesen“ sind ja nach der Krise nicht mehr übriggeblieben. Die Rohstoffmärkte, okay. Aber da geht es auch schon ein wenig dicht zu. Enorm viel Kapital unterwegs und alles zunehmend einfach zu investieren. Systemvorteil daher im Schwinden. Emerging Markets: vergiss es. Die sind inzwischen besser d’ran als manche Developed Markets. Ausserdem haben die meisten ihre Lehren aus den 1990er Aktionen des IWF gezogen und, das muss man dem IWF hoch anrechnen, durch diese Schmerzen gelernt, sich auf die eigenen Beine zu stellen. Die brauchen inzwischen weder IWF noch den guten alten Freund in dessen Schatten, die USA.

Aber halt! Es gibt noch eine Spielwiese! Gerade ideal für Hedgefunds aus USA und UK offen gehalten. Credit Default Swaps! Ein System, das jeder Kommentator schnell begreift, es für sich und seine Argumentation nutzt, das dadurch bereits rapide an Akzeptanz und Popularität gewonnen hat und ... das nach wie vor nahezu komplett unreguliert ist und dessen Spielregeln nur wenige im Detail wissen.

Was man einzig braucht, sind willige CDS-„Opfer“. Am besten, nachdem ja viel Geld zur Verfügung steht, kleine Staaten, die man easy ins „Risiko-Eck“ bringen kann. Dubai war super. Aber leider hat Abu Dhabi nicht mitgespielt. Doch nun kommt endlich eine wunderbare Gelegenheit: Griechenland! Kaum Mortgage Bonds oder sonstige Anleihen. Nur Staatsanleihen und gar nicht mal so viele. Herrlich zum Shorten. Also die CDS-Preise ein wenig nach oben treiben. Ein paar sorgenvolle Kommentare los lassen. Die halbe EU, ohnehin zerstritten in den eigenen Unzulänglichkeiten, in helle Empörung versetzen, und schon hat auch ein Staat fast gar keine Chance mehr. Er muss einfach mitspielen. Verliert seine Refinanzierungsbasis, wird auf Status „Titelblatt“ gesetzt und kann nur mehr um Unterstützung bitten. Die wird ihm am Ende gegeben. Eh klar. Davor noch den CDS glatt stellen. Passt. Und wenn dann doch der Default passiert, dann entsteht sogar ein doppelter Gewinn: jeder Spekulant, der nicht rechtzeitig aus dem CDS herauskommt und keine griechischen Staatsanleihen als Underlying hat, muss sich dann schnell welche kaufen, damit er seine Ansprüche aus dem CDS überhaupt geltend machen kann. Passt. Griechenland ist pleite und seine Anleihen boomen!

υψωτικός

(ist Griechisch und heisst „bullish“)