24.03.2010

Jahrhundertinvestment oder „ewiger Short“? (Die Story vom Erdgas)



Rohstoffinvestments sind en vogue wie noch nie. Zwar hatte man in der Vergangenheit immer wieder Bezug zu Gold und Silber und auch zu Rohöl via Benzin an der Tankstelle, aber in den letzten Jahren ist der Run von Investoren auf nahezu sämtliche handelbaren Rohstoffe (China sei Dank) unübersehbar geworden. Einen dieser Rohstoffe hat dieser Rausch aber scheinbar kaum berührt, im Gegenteil, Stiefmütterchendasein passt schon eher. Die Rede ist von Erdgas (Natural Gas).

Während Erdöl als bekannteste Primärenergiequelle seit Beginn 2009 bereits 79% zulegen konnte hat Natural Gas im selben Zeitraum 27% verloren. Die Faustregel unter Rohstoffanalysten, der Gaspreis sollte etwa 1/6 vom Ölpreis sein, wird bei einer aktuellen Ratio von 1/20 (!) ohnehin schon längst ad Absurdum geführt.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig, aber allesamt nicht final negativ: Die Gas-Schwäche ist einer der nachhaltigsten Reste aus der „Strukturen-Krise“. Es gibt kaum eine umfassende Commodity-Struktur, die nicht in irgendeiner Form derzeit Short Gas ist. Entweder wird das Indexgewicht nicht komplett investiert oder man ist wirklich Short. Ebenso ist der Markt mit einigen wenig effizienten Gas-Indices gesegnet. Der Contango im Gassektor setzt derzeit den Kursen oberflächlich berechneter Indices massiv zu. Zusätzlich sind die globalen Erdgasreserven durch einen gewaltigen Gasfund in Nordamerika vor rund 12 Monaten deutlich gestiegen, Iran und Katar sitzen in ihrer Politik des LNG (Liquid Natural Gas) fest und last but not least hat Russland mit der Ukraine „Gasfrieden“ geschlossen. Alles nicht gerade „bullish- Gas“, aber im Hintergrund der inzwischen abenteuerlich tiefen Gaspreise beginnt sich bereits die gesamte Industrie zu verändern.

Pipelines werden gebaut, Kraftwerke auf Gas umgestellt, Investments in teure Ölförderprojekte gekürzt, neue Kraftwerke gebaut und sogar die Gewinnung von Erdöl aus Erdgas technisch und ökofreundlich industrialisiert. 25% des weltweiten Energieverbrauchs wird derzeit durch Erdgas befriedigt. 2080 soll dieser Anteil nach aktuellen Berechnungen der IAEA auf 50% gestiegen sein. Neben den Futures auf Natural Gas sollten zu allererst Unternehmen der Gasverarbeitung neben jenen der Gaspipelines und zuletzt die Gashändler sowie Versorger profitieren. Ein gewaltiges Rumoren im Energiesektor wird einsetzen. Und Öko ist es grösstenteils auch, auch trotz Öko-Steuer.

Der Gaspreis wird sich dann wieder von den finanztechnischen und produktionsbedingten Verwerfungen erholt und zu alter Stärke gefunden haben. Für uns Konsumenten wird dies hoffentlich keinen gravierenden Verteuerungseffekt bedeuten (die Hoffnung stirbt zuletzt), denn die Gaspreise für Private Haushalte sind nämlich paradoxerweise kaum gefallen, sind nahezu unverändert.



24.03.2010

Jahrhundertinvestment oder „ewiger Short“? (Die Story vom Erdgas)



Rohstoffinvestments sind en vogue wie noch nie. Zwar hatte man in der Vergangenheit immer wieder Bezug zu Gold und Silber und auch zu Rohöl via Benzin an der Tankstelle, aber in den letzten Jahren ist der Run von Investoren auf nahezu sämtliche handelbaren Rohstoffe (China sei Dank) unübersehbar geworden. Einen dieser Rohstoffe hat dieser Rausch aber scheinbar kaum berührt, im Gegenteil, Stiefmütterchendasein passt schon eher. Die Rede ist von Erdgas (Natural Gas).

Während Erdöl als bekannteste Primärenergiequelle seit Beginn 2009 bereits 79% zulegen konnte hat Natural Gas im selben Zeitraum 27% verloren. Die Faustregel unter Rohstoffanalysten, der Gaspreis sollte etwa 1/6 vom Ölpreis sein, wird bei einer aktuellen Ratio von 1/20 (!) ohnehin schon längst ad Absurdum geführt.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig, aber allesamt nicht final negativ: Die Gas-Schwäche ist einer der nachhaltigsten Reste aus der „Strukturen-Krise“. Es gibt kaum eine umfassende Commodity-Struktur, die nicht in irgendeiner Form derzeit Short Gas ist. Entweder wird das Indexgewicht nicht komplett investiert oder man ist wirklich Short. Ebenso ist der Markt mit einigen wenig effizienten Gas-Indices gesegnet. Der Contango im Gassektor setzt derzeit den Kursen oberflächlich berechneter Indices massiv zu. Zusätzlich sind die globalen Erdgasreserven durch einen gewaltigen Gasfund in Nordamerika vor rund 12 Monaten deutlich gestiegen, Iran und Katar sitzen in ihrer Politik des LNG (Liquid Natural Gas) fest und last but not least hat Russland mit der Ukraine „Gasfrieden“ geschlossen. Alles nicht gerade „bullish- Gas“, aber im Hintergrund der inzwischen abenteuerlich tiefen Gaspreise beginnt sich bereits die gesamte Industrie zu verändern.

Pipelines werden gebaut, Kraftwerke auf Gas umgestellt, Investments in teure Ölförderprojekte gekürzt, neue Kraftwerke gebaut und sogar die Gewinnung von Erdöl aus Erdgas technisch und ökofreundlich industrialisiert. 25% des weltweiten Energieverbrauchs wird derzeit durch Erdgas befriedigt. 2080 soll dieser Anteil nach aktuellen Berechnungen der IAEA auf 50% gestiegen sein. Neben den Futures auf Natural Gas sollten zu allererst Unternehmen der Gasverarbeitung neben jenen der Gaspipelines und zuletzt die Gashändler sowie Versorger profitieren. Ein gewaltiges Rumoren im Energiesektor wird einsetzen. Und Öko ist es grösstenteils auch, auch trotz Öko-Steuer.

Der Gaspreis wird sich dann wieder von den finanztechnischen und produktionsbedingten Verwerfungen erholt und zu alter Stärke gefunden haben. Für uns Konsumenten wird dies hoffentlich keinen gravierenden Verteuerungseffekt bedeuten (die Hoffnung stirbt zuletzt), denn die Gaspreise für Private Haushalte sind nämlich paradoxerweise kaum gefallen, sind nahezu unverändert.