24.11.2009

Ausbalancierte Märkte …



Was auf den ersten Blick einen Idealzustand beschreibt ist auf den zweiten Blick, den Börsenblick, dessen Gegenteil. Märkte die sich einem Meinungsgleichgewichtannähern tendieren meist zu gravierenden Veränderungen. Unsere Märkte pendeln sich gerade darauf ein …

Gegensätzliche Meinungen treiben Märkte an. Sie leben von Angebot und Nachfrage. Je grösser die Verschiedenheit, umso besser. Und sämtliche Marktteilnehmer, bis vielleicht ein paar Ausnahmen, werden wohl weniger von masochistischen als vielmehr von pekuniären Zielen getrieben - wollen recht haben in ihrer Investitionsentscheidung. Wenn alle die gleiche Meinung, oder keiner mehr Meinung hat, dann steht der Markt. Wissen wir. Kennen wir. Und aktuell?

Die Gegensätze, die bis vor Kurzem noch Motor des Handelns waren: Deflation vs. Inflation, Wachstum vs. Kollaps, Rezession vs. Bodenbildung, Billiges Geld vs. Kreditverknappung, Bilanzierungserleichterungen vs. Risikobewusstsein, Staatsverschuldung vs. Steuerzuckerl, staatliche Zukunftsvorsorge vs. private Zukunftsvorsorge, US-Aktien vs. China- Stocks, … sie nivellieren sich, verlieren an „Gegensätzlichkeit“.

Geprägt vom gewachsenen Risikobewusstsein haben wir uns inzwischen an die oft gegensätzliche Aktion der Märkte gewöhnt, immer versucht, sie zu „verstehen“, balancieren wir sie aus.

+ Der Anstieg der Aktien, der an ach so Vielen vorbei gegangen war, wird nun von ebenso vielen Marktteilnehmern analysiert, begründet und dabei gleich fortgeschrieben. Die Ursachen für die Finanzkrise und die Effekte auf künftiges Wachstum und Gewinn stehen dabei nicht mehr im Vordergrund.

+ Banken haben sich unter dem Schutzdach der Notenbanken das plötzlich so dringend benötigte Eigenkapital besorgt und werden dies wohl noch eine Weile tun: billiges Geld einfach in Kapitalmarktpapiere anlegen (am besten gleich Staatsanleihen!), diesen „sicheren“ Gewinn verbuchen und aufs Eigenkapital legen. Dient der Kapitalstärkung und ist politisch einfacher, weil weniger sichtbar, als gleich mit Staatshilfe zu stützen.

+ Die vor einigen Monaten noch als „unumgänglich“ bezeichneten Regulierungsmassnahmen sind … nicht passiert, und keinen stört’s.

Man wurde einfach müde, ewig den Schrecken und das Negative in den Märkten zu sehen, während leichzeitig „Jahrhundertchancen“ an uns vorüberlaufen. Also fassen wir erneut Mut und freuen uns, auch wieder einmal etwas zu riskieren und zu investieren:

+ Analysten und Investoren sehen derzeit wieder die Chance und weniger das Risiko. Während Goldman verkauft.

+ Versicherer trauen sich endlich aus den Schneckenhäusern ihrer abgesicherten Bondportfolios und werden schon herzlich von den prall gefüllten Nostros ihrer Hausbanken erwartet.

+ Private fassen wieder Mut und stauben die Passwörter ihrer Online Depots ab, während Zertifikateemittenten die untersten Schubladen mit den „unschlagbaren Marketingslogans“ wieder aufsperren.

Diese Phase der Annäherung gegensätzlicher Meinungen erinnert mich oft an den Kulminationspunkt einer Achterbahnfahrt. Wenn der Druck aus dem vorherigen Absturz, der zum Schwung für den Aufstieg genutzt wurde, langsam nachlässt, man sich weniger belastet, ja fast frei fühlt, im besten Fall sogar noch ein Gefühl von Schweben einsetzt, glücklich über dieses ungewohnte, angenehme Gefühl. Und was danach kommt, wissen wir auch …



24.11.2009

Ausbalancierte Märkte …



Was auf den ersten Blick einen Idealzustand beschreibt ist auf den zweiten Blick, den Börsenblick, dessen Gegenteil. Märkte die sich einem Meinungsgleichgewichtannähern tendieren meist zu gravierenden Veränderungen. Unsere Märkte pendeln sich gerade darauf ein …

Gegensätzliche Meinungen treiben Märkte an. Sie leben von Angebot und Nachfrage. Je grösser die Verschiedenheit, umso besser. Und sämtliche Marktteilnehmer, bis vielleicht ein paar Ausnahmen, werden wohl weniger von masochistischen als vielmehr von pekuniären Zielen getrieben - wollen recht haben in ihrer Investitionsentscheidung. Wenn alle die gleiche Meinung, oder keiner mehr Meinung hat, dann steht der Markt. Wissen wir. Kennen wir. Und aktuell?

Die Gegensätze, die bis vor Kurzem noch Motor des Handelns waren: Deflation vs. Inflation, Wachstum vs. Kollaps, Rezession vs. Bodenbildung, Billiges Geld vs. Kreditverknappung, Bilanzierungserleichterungen vs. Risikobewusstsein, Staatsverschuldung vs. Steuerzuckerl, staatliche Zukunftsvorsorge vs. private Zukunftsvorsorge, US-Aktien vs. China- Stocks, … sie nivellieren sich, verlieren an „Gegensätzlichkeit“.

Geprägt vom gewachsenen Risikobewusstsein haben wir uns inzwischen an die oft gegensätzliche Aktion der Märkte gewöhnt, immer versucht, sie zu „verstehen“, balancieren wir sie aus.

+ Der Anstieg der Aktien, der an ach so Vielen vorbei gegangen war, wird nun von ebenso vielen Marktteilnehmern analysiert, begründet und dabei gleich fortgeschrieben. Die Ursachen für die Finanzkrise und die Effekte auf künftiges Wachstum und Gewinn stehen dabei nicht mehr im Vordergrund.

+ Banken haben sich unter dem Schutzdach der Notenbanken das plötzlich so dringend benötigte Eigenkapital besorgt und werden dies wohl noch eine Weile tun: billiges Geld einfach in Kapitalmarktpapiere anlegen (am besten gleich Staatsanleihen!), diesen „sicheren“ Gewinn verbuchen und aufs Eigenkapital legen. Dient der Kapitalstärkung und ist politisch einfacher, weil weniger sichtbar, als gleich mit Staatshilfe zu stützen.

+ Die vor einigen Monaten noch als „unumgänglich“ bezeichneten Regulierungsmassnahmen sind … nicht passiert, und keinen stört’s.

Man wurde einfach müde, ewig den Schrecken und das Negative in den Märkten zu sehen, während leichzeitig „Jahrhundertchancen“ an uns vorüberlaufen. Also fassen wir erneut Mut und freuen uns, auch wieder einmal etwas zu riskieren und zu investieren:

+ Analysten und Investoren sehen derzeit wieder die Chance und weniger das Risiko. Während Goldman verkauft.

+ Versicherer trauen sich endlich aus den Schneckenhäusern ihrer abgesicherten Bondportfolios und werden schon herzlich von den prall gefüllten Nostros ihrer Hausbanken erwartet.

+ Private fassen wieder Mut und stauben die Passwörter ihrer Online Depots ab, während Zertifikateemittenten die untersten Schubladen mit den „unschlagbaren Marketingslogans“ wieder aufsperren.

Diese Phase der Annäherung gegensätzlicher Meinungen erinnert mich oft an den Kulminationspunkt einer Achterbahnfahrt. Wenn der Druck aus dem vorherigen Absturz, der zum Schwung für den Aufstieg genutzt wurde, langsam nachlässt, man sich weniger belastet, ja fast frei fühlt, im besten Fall sogar noch ein Gefühl von Schweben einsetzt, glücklich über dieses ungewohnte, angenehme Gefühl. Und was danach kommt, wissen wir auch …