20.10.2009

Alles im Öl



Unsere Rohstoffmärkte stehen im vollen Glanz ihrer aktuellen Bedeutung. Die Spielwiese einiger Spezialisten ist inzwischen zum Muss der Institutionellen und Privatinvestoren geworden. Von Gold bis zu Schweinebäuchen, von Weizen bis Soja, alles wird gehandelt. Gut so. Mit Rohstoffen konnte und kann man immer noch bestens diversifizieren. Doch nun ein paar Worte zum Öl.

Der globale Ölverbrauch steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Einzig durch die Ölkrise von 1973 und die Finanzkrise unserer Tage hat der weltweite Verbrauch kurzfristig abgenommen. Wurden 2007 noch 87 Mio. Barrel pro Tag verbraucht, sind es 2008 nur mehr 83 Mio. Die aber haben sich inzwischen stabilisiert. 2008 hatte die Welt nur mehr Produktionskapazitäten für 88 Mio. Barrel, die Angst um die Lücke von dieser einen Million machte Investoren nervös und liess den Ölpreis bis auf 147US$/B steigen. Mittlerweile beruhigt der aktuelle 5 Mio. Puffer, aber langfristig wird der Energiehunger nicht zu dämpfen sein. Macht Sinn, an die kommenden Emotionen zu denken, sollten wir wieder bei 87 Mio. Verbrauch/Tag angelangt sein.

Davor noch eine kurze Analyse zu den aktuellen Ölreserven: Die globalen Ölreserven liegen entweder in Staaten ohne westliche Kontrolle und sind in ihrem Ausmass deswegen nicht direkt messbar. (Es steht zu vermuten, dass sie weit niedriger sind als angegeben, weil sie sich in den offiziellen Berichten seit Jahren „nicht verändert“ haben). Oder sie sind durch erhöhte Produktionskosten, wie bei Ölsanden oder extremen Tiefseebohrungen, beim aktuellen Preisniveau nicht effizient förderbar.

Die Preisanalyse liefert andere aber in Summe ergänzende Indizien: Der Ölmarkt befindet sich mittlerweile seit Jahren im Contango (lange Kontrakte kosten mehr als Kurze), ein Zeichen, dass die Läger (aufgrund der tieferen Lagerkosten, Stichwort niedrige Tankerraten) übervoll sind und auf Preisanstiege warten. Zusätzlich haben sich die ölfördernden Länder vor Jahren lachend an die enormen Öl-Preisanstiege bei ihren Ausgaben angepasst, jetzt bei deutlich tieferen Preisen müssten aber etliche Projekte zurückgenommen werden. Politisch gefährlich und unbequem. Der Druck auf steigende Ölpreise ist daher in den Budgets bereits „vorgeplant“. Russland budgetiert mit 80 und die arabische Welt mit rund 100 US$/b.

Und jetzt kommt’s: Die Ölunternehmen planen derzeit kaum neue Bohrungen weil sie sich auf die in den letzten Jahren so stark schwankenden Preise nicht mehr verlassen können. Konsequenz: Die bestehenden Bohrstellen werden aufgepeppt, um noch den letzten Liter aus dem Boden zu bekommen, wogegen sich daneben die Halden mit unbenutzten brandneuen Bohrstangen türmen. Für uns Investoren bleibt die Branche brandheiss. Im Plus: Energiekonzerne mit global abgesicherten Produktionsstellen. Unternehmen an der Spitze der „Bohreffizienz“ (Gruss nach Ternitz), Spezialisten im Ölsand, die ab 80US$/b die Effizienzschwelle erreichen. Im Minus: „Bohrspezialisten“ bei den Stahlerzeugern und die Öl-Anlagenbauer.



20.10.2009

Alles im Öl



Unsere Rohstoffmärkte stehen im vollen Glanz ihrer aktuellen Bedeutung. Die Spielwiese einiger Spezialisten ist inzwischen zum Muss der Institutionellen und Privatinvestoren geworden. Von Gold bis zu Schweinebäuchen, von Weizen bis Soja, alles wird gehandelt. Gut so. Mit Rohstoffen konnte und kann man immer noch bestens diversifizieren. Doch nun ein paar Worte zum Öl.

Der globale Ölverbrauch steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich an. Einzig durch die Ölkrise von 1973 und die Finanzkrise unserer Tage hat der weltweite Verbrauch kurzfristig abgenommen. Wurden 2007 noch 87 Mio. Barrel pro Tag verbraucht, sind es 2008 nur mehr 83 Mio. Die aber haben sich inzwischen stabilisiert. 2008 hatte die Welt nur mehr Produktionskapazitäten für 88 Mio. Barrel, die Angst um die Lücke von dieser einen Million machte Investoren nervös und liess den Ölpreis bis auf 147US$/B steigen. Mittlerweile beruhigt der aktuelle 5 Mio. Puffer, aber langfristig wird der Energiehunger nicht zu dämpfen sein. Macht Sinn, an die kommenden Emotionen zu denken, sollten wir wieder bei 87 Mio. Verbrauch/Tag angelangt sein.

Davor noch eine kurze Analyse zu den aktuellen Ölreserven: Die globalen Ölreserven liegen entweder in Staaten ohne westliche Kontrolle und sind in ihrem Ausmass deswegen nicht direkt messbar. (Es steht zu vermuten, dass sie weit niedriger sind als angegeben, weil sie sich in den offiziellen Berichten seit Jahren „nicht verändert“ haben). Oder sie sind durch erhöhte Produktionskosten, wie bei Ölsanden oder extremen Tiefseebohrungen, beim aktuellen Preisniveau nicht effizient förderbar.

Die Preisanalyse liefert andere aber in Summe ergänzende Indizien: Der Ölmarkt befindet sich mittlerweile seit Jahren im Contango (lange Kontrakte kosten mehr als Kurze), ein Zeichen, dass die Läger (aufgrund der tieferen Lagerkosten, Stichwort niedrige Tankerraten) übervoll sind und auf Preisanstiege warten. Zusätzlich haben sich die ölfördernden Länder vor Jahren lachend an die enormen Öl-Preisanstiege bei ihren Ausgaben angepasst, jetzt bei deutlich tieferen Preisen müssten aber etliche Projekte zurückgenommen werden. Politisch gefährlich und unbequem. Der Druck auf steigende Ölpreise ist daher in den Budgets bereits „vorgeplant“. Russland budgetiert mit 80 und die arabische Welt mit rund 100 US$/b.

Und jetzt kommt’s: Die Ölunternehmen planen derzeit kaum neue Bohrungen weil sie sich auf die in den letzten Jahren so stark schwankenden Preise nicht mehr verlassen können. Konsequenz: Die bestehenden Bohrstellen werden aufgepeppt, um noch den letzten Liter aus dem Boden zu bekommen, wogegen sich daneben die Halden mit unbenutzten brandneuen Bohrstangen türmen. Für uns Investoren bleibt die Branche brandheiss. Im Plus: Energiekonzerne mit global abgesicherten Produktionsstellen. Unternehmen an der Spitze der „Bohreffizienz“ (Gruss nach Ternitz), Spezialisten im Ölsand, die ab 80US$/b die Effizienzschwelle erreichen. Im Minus: „Bohrspezialisten“ bei den Stahlerzeugern und die Öl-Anlagenbauer.