12.05.2020

Ermüdungserscheinungen



Die letzten Wochen waren beileibe kein Zuckerschlecken. Und die nächsten Wochen werden genauso wenig eines sein. Der persönliche Stress der vielfältigsten Arten hat uns vielleicht ein wenig mürbe gemacht, und wenn nicht jeden von uns, dann aber offensichtlich die Märkte.

Wir „erinnern“ uns (als ob das Alles bereits mit den kommenden ersten Wirtshauseröffnungen schon vorbei wäre) unter welch ökonomischem und gesundheitlichem Stress wir standen. Ignorieren dabei, wie viel Substanz uns all dies zu jonglieren bereits gekostet hat und wundern uns vielleicht weshalb sich unser aller Leben noch nicht wieder in den vorher gewohnten Bahnen und Regeln abspielt. Die Erkenntnis, ob des Nutzens freier Bewegungsfähigkeit, Urlaub wohin man möchte und Essen was und wo man will in welcher auch immer gewollten Gesellschaft, wird als mächtige Droge der Begehrlichkeit erkannt. Emotionaler Freiheits-Cold Turkey täglich Brot. Und das kostet Kraft.

An den Märkten sind wir natürlich anderen Momenten ausgesetzt, aber auch die haben den gleichen Effekt. Sie kosten Kraft. Wenn Horden alleingelassener Home-Officers, die im Bemühen, ihre Leistungen nur ja sichtbar zu machen, um eben deswegen nicht dem unausweichlich im Kommen empfundenen Rechenstift zum Opfer zu fallen, Tonnen an Mails ins Universum pfeffern, die wiederum von Anderen gelesen oder zumindest bewusst gelöscht werden müssen, dann ist das so ein Prozess der Kraft kostet. Beiden Seiten. Die Unmengen an Analysen, Kommentaren von Unternehmern, Politiker(Innen), ja der ganze Genderwahnsinn der jeden vernünftigen Satz zu einem Geschwurbel von aufeinanderfolgenden Pseudohöflichkeiten und sinnentleerten Berücksichtigungen aller Er, Sie, Es‘ dieser Welt und dadurch, seinem Rhythmus beraubt, zur nahezu unverständlichen Geduldsprobe macht, dies alles prasselt täglich auf uns ein. Und sich durch diesen Dschungel an Wissen, Pseudowissen, Wichtigtuerei oder Dummheit den Weg zur Wahrheit zu erkämpfen, ist unser tägliches Brot. War es ja auch immer schon, nur in einem solchen Ausmaß wie derzeit zumindest sehr selten davor.

Jetzt stehen wir an unseren Märkten in einem ebensolchen Dilemma. Skylla und Charybdis möge man meinen. Die Einen rufen zur Chance des Jahrhunderts weil durch die tollen Geschenke von Notenbanken und Finanzministerien alles was jetzt still steht in Kürze wieder wachgeküsst werden und auf den Schwingen billigsten Geldes davonfliegen wird, und die Anderen warnen vor der Mutter aller Rezessionen, die unser Wirtschaftsleben samt unseren Sozialgewohnheiten ins Mittelalter zurückschießen wird inklusive der (noch) stillschweigenden Ableitung kommunistischer Erwartungsbilder. Kein Wunder, dass die Märkte der letzten Wochen sich immer mehr in zwei Lager gespalten hatten. Und auch logisch, dass sich die Volatilität deswegen wieder reduzierte. Doch die Erwartung einer Normalisierung ist trügerisch, denn die vermeintliche Beruhigung der Märkte ist ja nur darauf zurückzuführen, dass beide Lager sich bereits positioniert haben und es jetzt nicht mehr viel zu agieren gibt. Die Bullen haben ihre kommenden Stars und die Bären sich gesichert oder warten in Cash. Ergebnis dessen ist eine alptraumhaft sinkende Liquidität. Und zwar in nahezu allen Asset Klassen und an nahezu allen Börsen. Renten, Futures, Aktien you name it.

Die Märkte scheinen müde geworden zu sein. In Wirklichkeit stehen sie aber vor einer Richtungsentscheidung. Und die wird uns, sollte nicht ein Impfstoff wie Manna vom Himmel fallen, wieder einmal die Politik geben dürfen. Ob sie in der Lage ist, fiskalpolitische Wachstumsanreize und strukturelle Reformen nicht nur zu formulieren sondern auch umzusetzen. Die Märkte würden sich diesen Perspektiven nur allzu gerne widmen und sie auch finanzieren. Es geht wirklich nur mehr um die Glaubwürdigkeit. Um die Gewissheit in der Annahme nicht erneut von Lokalpolitik samt verbundener Eitelkeit und Ignoranz ausgetrickst zu werden. Versprochen und nicht gehalten, wir haben es schon zu oft erlebt. Read my Lips.

Ich drücke erneut meine mittlerweile blau gequetschten Daumen. Uns Allen.



12.05.2020

Ermüdungserscheinungen



Die letzten Wochen waren beileibe kein Zuckerschlecken. Und die nächsten Wochen werden genauso wenig eines sein. Der persönliche Stress der vielfältigsten Arten hat uns vielleicht ein wenig mürbe gemacht, und wenn nicht jeden von uns, dann aber offensichtlich die Märkte.

Wir „erinnern“ uns (als ob das Alles bereits mit den kommenden ersten Wirtshauseröffnungen schon vorbei wäre) unter welch ökonomischem und gesundheitlichem Stress wir standen. Ignorieren dabei, wie viel Substanz uns all dies zu jonglieren bereits gekostet hat und wundern uns vielleicht weshalb sich unser aller Leben noch nicht wieder in den vorher gewohnten Bahnen und Regeln abspielt. Die Erkenntnis, ob des Nutzens freier Bewegungsfähigkeit, Urlaub wohin man möchte und Essen was und wo man will in welcher auch immer gewollten Gesellschaft, wird als mächtige Droge der Begehrlichkeit erkannt. Emotionaler Freiheits-Cold Turkey täglich Brot. Und das kostet Kraft.

An den Märkten sind wir natürlich anderen Momenten ausgesetzt, aber auch die haben den gleichen Effekt. Sie kosten Kraft. Wenn Horden alleingelassener Home-Officers, die im Bemühen, ihre Leistungen nur ja sichtbar zu machen, um eben deswegen nicht dem unausweichlich im Kommen empfundenen Rechenstift zum Opfer zu fallen, Tonnen an Mails ins Universum pfeffern, die wiederum von Anderen gelesen oder zumindest bewusst gelöscht werden müssen, dann ist das so ein Prozess der Kraft kostet. Beiden Seiten. Die Unmengen an Analysen, Kommentaren von Unternehmern, Politiker(Innen), ja der ganze Genderwahnsinn der jeden vernünftigen Satz zu einem Geschwurbel von aufeinanderfolgenden Pseudohöflichkeiten und sinnentleerten Berücksichtigungen aller Er, Sie, Es‘ dieser Welt und dadurch, seinem Rhythmus beraubt, zur nahezu unverständlichen Geduldsprobe macht, dies alles prasselt täglich auf uns ein. Und sich durch diesen Dschungel an Wissen, Pseudowissen, Wichtigtuerei oder Dummheit den Weg zur Wahrheit zu erkämpfen, ist unser tägliches Brot. War es ja auch immer schon, nur in einem solchen Ausmaß wie derzeit zumindest sehr selten davor.

Jetzt stehen wir an unseren Märkten in einem ebensolchen Dilemma. Skylla und Charybdis möge man meinen. Die Einen rufen zur Chance des Jahrhunderts weil durch die tollen Geschenke von Notenbanken und Finanzministerien alles was jetzt still steht in Kürze wieder wachgeküsst werden und auf den Schwingen billigsten Geldes davonfliegen wird, und die Anderen warnen vor der Mutter aller Rezessionen, die unser Wirtschaftsleben samt unseren Sozialgewohnheiten ins Mittelalter zurückschießen wird inklusive der (noch) stillschweigenden Ableitung kommunistischer Erwartungsbilder. Kein Wunder, dass die Märkte der letzten Wochen sich immer mehr in zwei Lager gespalten hatten. Und auch logisch, dass sich die Volatilität deswegen wieder reduzierte. Doch die Erwartung einer Normalisierung ist trügerisch, denn die vermeintliche Beruhigung der Märkte ist ja nur darauf zurückzuführen, dass beide Lager sich bereits positioniert haben und es jetzt nicht mehr viel zu agieren gibt. Die Bullen haben ihre kommenden Stars und die Bären sich gesichert oder warten in Cash. Ergebnis dessen ist eine alptraumhaft sinkende Liquidität. Und zwar in nahezu allen Asset Klassen und an nahezu allen Börsen. Renten, Futures, Aktien you name it.

Die Märkte scheinen müde geworden zu sein. In Wirklichkeit stehen sie aber vor einer Richtungsentscheidung. Und die wird uns, sollte nicht ein Impfstoff wie Manna vom Himmel fallen, wieder einmal die Politik geben dürfen. Ob sie in der Lage ist, fiskalpolitische Wachstumsanreize und strukturelle Reformen nicht nur zu formulieren sondern auch umzusetzen. Die Märkte würden sich diesen Perspektiven nur allzu gerne widmen und sie auch finanzieren. Es geht wirklich nur mehr um die Glaubwürdigkeit. Um die Gewissheit in der Annahme nicht erneut von Lokalpolitik samt verbundener Eitelkeit und Ignoranz ausgetrickst zu werden. Versprochen und nicht gehalten, wir haben es schon zu oft erlebt. Read my Lips.

Ich drücke erneut meine mittlerweile blau gequetschten Daumen. Uns Allen.