18.06.2018

Der Fußball und die Volatilität



Die Statistik klärt so manchen Zusammenhang. So auch Jenen zwischen Fußballweltmeisterschaften und Aktienvolatilität. Es ist nämlich statistisch eindeutig erwiesen, dass die Volatilität der Aktien während Fußballweltmeisterschaften überwiegend zurückgeht. Während der letzten drei WM-Ereignisse schwankten die Aktienkurse so wenig wie das jeweilige ganze Kalenderjahr nicht. Nur 2002 war eine Ausnahme. Vielleicht aber auch weil damals in Südkorea und Japan, quasi in der europäischen Nacht, ballestert wurde. Börsianer schlafen daher auch, sind aber daneben doch echte Sportler möge man meinen. Und es ist wohl einzig dem Umstand geschuldet, dass die USA in den letzten Jahren erst langsam auf WM-Signifikanz gestoßen sind, dass aus diesem Land des Kapitals bisher noch nicht die Analogie bewiesen wurde, dass Siege die Kurse nach Oben oder Verlieren nach Unten bringen. Deutschland könnte heuer bis jetzt als Beweis dieser These schon gehen. Am Sonntag verloren, am Montag schwächster Markt im Stoxx Euro. Das Schicksal der Koalition wartet wahrscheinlich bereits im Folgespiel gegen Schweden.

Und die Statistik hat noch etwas parat. Nicht nur die Volatilität, nein auch der US-Dollar tendiert zur Schwäche, wenn das Leder fliegt. Der Dollar Index, DXY, der den Außenwert der US-Währung gegen alle anderen Währungen errechnet, hat in dieser Zeit zumeist einen schweren Stand. Hier liegt die Ausnahme von dieser Regel sogar noch weiter in der Vergangenheit. Einzig 1998, WM in Frankreich, stieg der US Dollar, alle anderen Jahre war der Greenback unter Druck.

Viele, auch Nicht-Fußballfans, können jetzt sagen, aha, und was bringt mir das? Zu Recht, denn was hat der alles entscheidende Elferpfiff auf die Schwalbe knapp außerhalb des 16ers in der vierten Minute der Überzeit mit Milliarden an Börsenwert zu tun? Wäre es nicht wichtiger auf den Zustand der Konjunktur zu achten, oder die Cash Flows bei Unternehmen zu analysieren? Selbstverständlich! Aber wie wir ja wissen, wird zumindest in Ansätzen, noch immer durch Menschen an den Börsen gehandelt. Und es sind auch noch immer (zumeist) Menschen die die Anlageentscheidungen treffen. Je mehr diese Marktteilnehmer abgelenkt sind, je geringer wird der Umsatz an der Börse sein. Völlig logisch. Aus genau demselben Grund handelt man seit Börsenexistenz im Sommer fast immer weniger als im Winter. Wenn sich der US-Präsident nicht so rührend um unsere emotionalen Zustände kümmern würde, wären die Börsen vielleicht sogar noch ruhiger als sie es zuletzt waren. Man könnte auch ableiten, dass die aktuellen Währungsprobleme in Argentinien und Brasilien direkt mit deren Leistung bei der Fußball WM verbunden sind und gleich, analog der konstanten Währungsschwäche des brasilianischen Peso ableiten, dass der zuletzt stabile Kurs des Costa Rica Colon das kommende Remis gegen Brasilien verrät.

Den Gedanken weiter gedacht könnte man auf die Idee kommen, unpopuläre Entscheidungen in die emotionalen Phasen großer Sportereignisse zu timen, um die negativen Effekte indirekt zu puffern und somit weniger verantworten zu müssen. Ein abenteuerlicher Gedanke. Vielleicht sogar vor der nächsten Regierungskrise schnell noch irgendein tolles Turnier veranstalten? Oder Pop Konzert? Oder die Ad Hoc mit dem Profit Warning erst fünf Minuten nach Anpfiff veröffentlichen? Oder das US-Dollar Hedging gleich auf den Zeitpunkt des Finalspiels verlegen?

Also, wer sagt da noch, dass Statistik nicht auch nützlich sein kann?



18.06.2018

Der Fußball und die Volatilität



Die Statistik klärt so manchen Zusammenhang. So auch Jenen zwischen Fußballweltmeisterschaften und Aktienvolatilität. Es ist nämlich statistisch eindeutig erwiesen, dass die Volatilität der Aktien während Fußballweltmeisterschaften überwiegend zurückgeht. Während der letzten drei WM-Ereignisse schwankten die Aktienkurse so wenig wie das jeweilige ganze Kalenderjahr nicht. Nur 2002 war eine Ausnahme. Vielleicht aber auch weil damals in Südkorea und Japan, quasi in der europäischen Nacht, ballestert wurde. Börsianer schlafen daher auch, sind aber daneben doch echte Sportler möge man meinen. Und es ist wohl einzig dem Umstand geschuldet, dass die USA in den letzten Jahren erst langsam auf WM-Signifikanz gestoßen sind, dass aus diesem Land des Kapitals bisher noch nicht die Analogie bewiesen wurde, dass Siege die Kurse nach Oben oder Verlieren nach Unten bringen. Deutschland könnte heuer bis jetzt als Beweis dieser These schon gehen. Am Sonntag verloren, am Montag schwächster Markt im Stoxx Euro. Das Schicksal der Koalition wartet wahrscheinlich bereits im Folgespiel gegen Schweden.

Und die Statistik hat noch etwas parat. Nicht nur die Volatilität, nein auch der US-Dollar tendiert zur Schwäche, wenn das Leder fliegt. Der Dollar Index, DXY, der den Außenwert der US-Währung gegen alle anderen Währungen errechnet, hat in dieser Zeit zumeist einen schweren Stand. Hier liegt die Ausnahme von dieser Regel sogar noch weiter in der Vergangenheit. Einzig 1998, WM in Frankreich, stieg der US Dollar, alle anderen Jahre war der Greenback unter Druck.

Viele, auch Nicht-Fußballfans, können jetzt sagen, aha, und was bringt mir das? Zu Recht, denn was hat der alles entscheidende Elferpfiff auf die Schwalbe knapp außerhalb des 16ers in der vierten Minute der Überzeit mit Milliarden an Börsenwert zu tun? Wäre es nicht wichtiger auf den Zustand der Konjunktur zu achten, oder die Cash Flows bei Unternehmen zu analysieren? Selbstverständlich! Aber wie wir ja wissen, wird zumindest in Ansätzen, noch immer durch Menschen an den Börsen gehandelt. Und es sind auch noch immer (zumeist) Menschen die die Anlageentscheidungen treffen. Je mehr diese Marktteilnehmer abgelenkt sind, je geringer wird der Umsatz an der Börse sein. Völlig logisch. Aus genau demselben Grund handelt man seit Börsenexistenz im Sommer fast immer weniger als im Winter. Wenn sich der US-Präsident nicht so rührend um unsere emotionalen Zustände kümmern würde, wären die Börsen vielleicht sogar noch ruhiger als sie es zuletzt waren. Man könnte auch ableiten, dass die aktuellen Währungsprobleme in Argentinien und Brasilien direkt mit deren Leistung bei der Fußball WM verbunden sind und gleich, analog der konstanten Währungsschwäche des brasilianischen Peso ableiten, dass der zuletzt stabile Kurs des Costa Rica Colon das kommende Remis gegen Brasilien verrät.

Den Gedanken weiter gedacht könnte man auf die Idee kommen, unpopuläre Entscheidungen in die emotionalen Phasen großer Sportereignisse zu timen, um die negativen Effekte indirekt zu puffern und somit weniger verantworten zu müssen. Ein abenteuerlicher Gedanke. Vielleicht sogar vor der nächsten Regierungskrise schnell noch irgendein tolles Turnier veranstalten? Oder Pop Konzert? Oder die Ad Hoc mit dem Profit Warning erst fünf Minuten nach Anpfiff veröffentlichen? Oder das US-Dollar Hedging gleich auf den Zeitpunkt des Finalspiels verlegen?

Also, wer sagt da noch, dass Statistik nicht auch nützlich sein kann?