17.04.2018

Die EZB auf der Couch



Wer glaubt in Zeiten wie diesen sind wir konsumierende Investoren und –Innen die Einzigen, die durchleuchtet und analysiert werden, der irrt. In einem immer stärkeren Ausmaß wird Jeder, Jeder der sich sichtbar zu Wort meldet, mittlerweile durchleuchtet und analysiert. Je mehr dessen Wirkungsgrad streut, umso intensiver die Analyse und Datenauswertung. Nach all den Erfahrungen aus den Auswertungen der Algorithmen aus den Sozialen Medien, die durch Agitatoren wie Cambridge Analytics über Steigbügelhalter wie Facebook und Profiteuren wie die Republikaner in USA via Donald Trump, die Brexit Fans via Nigel Farage oder Andere wie auch Amazon, die den eigenen persönlichen Geschmack besser kennen als wir selbst, kommt nun ein ganz prominenter „Patient“ auf die Psychiater-Couch, die EZB wird gläsern gemacht.

Wie das geht ist mittlerweile Routine. Man nimmt die Aussagen der sprecherlaubten Mitglieder der EZB und vergleicht diese mit Realität und Historie. Checkt Änderungen im Inhalt, in der Interpretierbarkeit, in Betonungen. Vergleicht diese mit der vorherigen und der aktuellen Realität und interpretiert auf Basis selbst erstellter Charakterbilder ebendieser Sprecher die „Innere Wahrheit“. Quasi Lügendetektor auf Distanz. Dies alles nimmt sich vielleicht etwas sehr fantasievoll aus, mittlerweile gibt es aber bereits eine Anzahl an Volkswirten und natürlich auch Investor(inn)en die sich durchaus daran orientieren wollen.

Man wundert sich vielleicht aber all diese Bemühungen sind ein Zeichen dafür, wie sensibel die aktuellen Märkte auf Veränderungen in der Notenbankpolitik zu reagieren bereit sind. Die FED hat ja bereits mit ihrem Zinserhöhungszyklus begonnen und wird nun auf die Intensität der Umsetzung dessen geschätzt. Die Märkte in USA wissen daher bereits, dass es ein Ende der negativen Realrenditen gibt. Deren Zinskurve liegt bereits ab 5 Jahren Restlaufzeit im Plus nach Inflation. Nach den Zinserhöhungen wird es die gesamte Kurve sein. Die Aktien tun sich daher schwer pauschal attraktiver zu sein, da muss mehr her als die reine Dividende. Kein Wunder, dass da die Volatilität sich wieder zu Wort meldet. In Euroland hingegen ist dieser Renditeswing noch vor uns. Umso wichtiger daher zu erkennen, wann der Wandel denn nun kommen wird. Wann die EZB ihre „Meinung“ ändert. Jene Meinung die sie ja bereits vielleicht schon (heimlich) geändert hat … ?

Eine europäische Großbank hat nun den „Monetary Policy Tone Index“ präsentiert. Ein Index, der die innere Wahrheit hinter den Äußerungen von Mario Draghi und Co erkennen will. Ob das Wunschdenken ist, oder fundiertes Wissen, ist natürlich nicht einfach zu sagen, denn jede Interpretation durch diesen Index regt ja vielleicht auch die EZB an ihr Wording zu verändern. Teufelskreis rund um die Wahrheit der Effekt vielleicht. Was die Analysten aber herausgefunden zu haben glauben ist, dass die EZB noch in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird. Auch die harsche Reaktion von Benoit Coeure auf die Äußerung unseres Ewald Nowotny, der eine diesjährige Milderung der Einlagenfazilität von -0,4% auf 0,2% als „logisch“ kommentiert hat, ist ein Puzzlestein in dieser Analyse.

An der Zinskurve ist die Erwartung dieses Moves erst langsam zu erkennen, denn die negativen Renditen kommen erst mit drei Jahren ins Plus, nicht früher. An den Aktienmärkten beginnt sich aber bereits ein Momentum in Richtung Renditesensibilität zu entwickeln. Verschuldung und Refinanzierung werden stärker hinterfragt, Banken und Versicherungen steigen nach Vola-Swings fast immer am stärksten und Konjunkturprofiteure werden langfristiger gesehen als zuletzt.

Das Tüpfelchen auf dem „i“ könnte beispielsweise das aktuelle Statement der EZB sein, dass die EU-Konjunktur weit stärker liefe als erwartet und sich allein daraus ein inflatorischer Effekt ergeben muss, der dem Inflationsziel der EZB in die Hand spielen wird. Bis dato war das Wording immer, dass vorerst die tiefen Zinsen diese Rolle übernehmen sollten …



17.04.2018

Die EZB auf der Couch



Wer glaubt in Zeiten wie diesen sind wir konsumierende Investoren und –Innen die Einzigen, die durchleuchtet und analysiert werden, der irrt. In einem immer stärkeren Ausmaß wird Jeder, Jeder der sich sichtbar zu Wort meldet, mittlerweile durchleuchtet und analysiert. Je mehr dessen Wirkungsgrad streut, umso intensiver die Analyse und Datenauswertung. Nach all den Erfahrungen aus den Auswertungen der Algorithmen aus den Sozialen Medien, die durch Agitatoren wie Cambridge Analytics über Steigbügelhalter wie Facebook und Profiteuren wie die Republikaner in USA via Donald Trump, die Brexit Fans via Nigel Farage oder Andere wie auch Amazon, die den eigenen persönlichen Geschmack besser kennen als wir selbst, kommt nun ein ganz prominenter „Patient“ auf die Psychiater-Couch, die EZB wird gläsern gemacht.

Wie das geht ist mittlerweile Routine. Man nimmt die Aussagen der sprecherlaubten Mitglieder der EZB und vergleicht diese mit Realität und Historie. Checkt Änderungen im Inhalt, in der Interpretierbarkeit, in Betonungen. Vergleicht diese mit der vorherigen und der aktuellen Realität und interpretiert auf Basis selbst erstellter Charakterbilder ebendieser Sprecher die „Innere Wahrheit“. Quasi Lügendetektor auf Distanz. Dies alles nimmt sich vielleicht etwas sehr fantasievoll aus, mittlerweile gibt es aber bereits eine Anzahl an Volkswirten und natürlich auch Investor(inn)en die sich durchaus daran orientieren wollen.

Man wundert sich vielleicht aber all diese Bemühungen sind ein Zeichen dafür, wie sensibel die aktuellen Märkte auf Veränderungen in der Notenbankpolitik zu reagieren bereit sind. Die FED hat ja bereits mit ihrem Zinserhöhungszyklus begonnen und wird nun auf die Intensität der Umsetzung dessen geschätzt. Die Märkte in USA wissen daher bereits, dass es ein Ende der negativen Realrenditen gibt. Deren Zinskurve liegt bereits ab 5 Jahren Restlaufzeit im Plus nach Inflation. Nach den Zinserhöhungen wird es die gesamte Kurve sein. Die Aktien tun sich daher schwer pauschal attraktiver zu sein, da muss mehr her als die reine Dividende. Kein Wunder, dass da die Volatilität sich wieder zu Wort meldet. In Euroland hingegen ist dieser Renditeswing noch vor uns. Umso wichtiger daher zu erkennen, wann der Wandel denn nun kommen wird. Wann die EZB ihre „Meinung“ ändert. Jene Meinung die sie ja bereits vielleicht schon (heimlich) geändert hat … ?

Eine europäische Großbank hat nun den „Monetary Policy Tone Index“ präsentiert. Ein Index, der die innere Wahrheit hinter den Äußerungen von Mario Draghi und Co erkennen will. Ob das Wunschdenken ist, oder fundiertes Wissen, ist natürlich nicht einfach zu sagen, denn jede Interpretation durch diesen Index regt ja vielleicht auch die EZB an ihr Wording zu verändern. Teufelskreis rund um die Wahrheit der Effekt vielleicht. Was die Analysten aber herausgefunden zu haben glauben ist, dass die EZB noch in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird. Auch die harsche Reaktion von Benoit Coeure auf die Äußerung unseres Ewald Nowotny, der eine diesjährige Milderung der Einlagenfazilität von -0,4% auf 0,2% als „logisch“ kommentiert hat, ist ein Puzzlestein in dieser Analyse.

An der Zinskurve ist die Erwartung dieses Moves erst langsam zu erkennen, denn die negativen Renditen kommen erst mit drei Jahren ins Plus, nicht früher. An den Aktienmärkten beginnt sich aber bereits ein Momentum in Richtung Renditesensibilität zu entwickeln. Verschuldung und Refinanzierung werden stärker hinterfragt, Banken und Versicherungen steigen nach Vola-Swings fast immer am stärksten und Konjunkturprofiteure werden langfristiger gesehen als zuletzt.

Das Tüpfelchen auf dem „i“ könnte beispielsweise das aktuelle Statement der EZB sein, dass die EU-Konjunktur weit stärker liefe als erwartet und sich allein daraus ein inflatorischer Effekt ergeben muss, der dem Inflationsziel der EZB in die Hand spielen wird. Bis dato war das Wording immer, dass vorerst die tiefen Zinsen diese Rolle übernehmen sollten …