06.11.2017

Divergente Farbenlehre zwischen Politik und Kapitalmarkt



An den Börsen herrschen zumeist zwei Farben vor (neben Schwarz als Hintergrund und zumeist Orange als Text). Das sind Rot und Grün. In Rot jene Werte die im Beobachtungszeitraum gefallen, in Grün jene die gestiegen sind (nur in China sind diese Farben umgekehrt). Tradition schlägt globale Usance). Klar, dass für die/den Normalinvestor(in) eine klare Präferenz in Richtung Grün vorherrscht. Freilich hat man als objektiver und weltoffener Investor naturgemäß auch die Politik in die Bewertung an der Börse einzubinden und da sieht es mit den farblichen Präferenzen gar nicht so eindeutig aus. Insbesondere Grün wird immer wieder mit Unwohlsein und der daraus abgeleiteten Farbenlehre im Gesicht verbunden statt mit guten Kursen.

Die jüngsten Beispiele drängen sich geradezu auf: da sind einmal die Regierungsverhandlungen in Deutschland und die diesen Mittwoch zu erwartenden EU-weiten Beschlüsse zu Abgasnormen und CO2-Regeln für die Zeit bis 2030. Gravierende Einschnitte auch an den Kapitalmärkten lassen sich aus beiden, sobald beschlossen, durchaus ableiten.

Die bereits als fix gegoltene Jamaica-Koalition hat mittlerweile unter tatkräftiger Mithilfe grünen Wirtschaftsdenkens einen richtigen Knacks bekommen. Interessant aber nicht wegen grundsätzlicher politischer Divergenzen sondern schlicht und ergreifend wegen wirtschaftlicher Divergenzen. Der Grund ist einfach, denn die radikal verlangte Schließung etlicher „schmutziger“ Kraftwerke, die ja grundsätzlich in jedem politischen Programm irgendwo drin steht, würde das ganze Land einem Stresstest aussetzen, den es gerade in der aktuellen Konjunkturphase, wo Energie ja dem Wachstum gehorchend, stärker nachgefragt wird, schwer aushalten kann. Anstatt den Markt die Dinge selbst regeln zu lassen, indem man einfach das Angebot alternativer Energien und sauberer Energieträger erhöht, vielleicht auch mit sinnvollen zeitlich begrenzten Subventionen fördert und so die anderen Energieträger aus dem Markt drängt, will man gleich mit der Brechstange durchs Netz und Schließungen erzwingen. Wenn das in China passiert, denkt man sofort, dass eine solche Politik naturgemäß in wenig demokratischen Regierungen möglich ist, aber dass die Grünen plötzlich  chinesisch präferieren, ist wohl selbst Mao Tse Tung Fetischisten zu spekulativ gedacht.

Bevor nun pauschal der Begriff Öko-Dickschädel als Argument missbraucht wird, ein komplett anderes aktuelles Beispiel: diesen Mittwoch wird in Brüssel die Zukunft der europäischen Automobilindustrie auf den Weg gebracht. Und diese Zukunft ist beileibe nicht so rosig wie schon oft gepriesen. Am Mittwoch werden die Verfahren und Prozesse der Automobilsparte zur Erreichung der Klimaziele für 2030 bestimmt. Samt Etappenziele bis dahin. Während die USA unter Donald Trump gerade dabei sind, in dessen glasklarer Erkenntnis, dass der Klimawandel ohnehin nur ein saisonales Muster der Geschichte ist und in Wirklichkeit nichts als Fake News irgendwelcher ausländischer Journalisten, die Fördermittel für E-Autos komplett zu streichen, ist die EU auf dem „grünen Pfad“ geblieben. Wer sich aber erwartet, dass gerade hier, wo der Drang zur E-Mobility ja so spürbar wie selten zuvor ist, ein Haufen grüner Interessensvertreter anzutreffen ist, der irrt. Die Veranstaltung ist zutiefst von Industrielobbyisten geprägt, die es vielleicht sogar schaffen werden ein zahnloses Regulativ zu verabschieden, das Niemandem so richtig zum Handeln zwingt. Das Stichwort hier ist „California-Ansatz“. Fast schon lustig ist, dass genau dieser Ansatz mit dem in Kalifornien die Zulassung und Produktion CO2-neutraler Autos (Batterie plus Hybrid) sinnvoll in ein Regulativ gegossen ist und das auch der EU durchaus als Vorbild dienen könnte, gerade von Big Donald im Hintergrund angesägt wird (weil, genau Fake News, und das Ganze, und überhaupt, mehr geht nicht auf Twitter).

Die Börsen werden es am Mittwoch an den Automobilaktien erkennbar bewerten und auch in den Kursen der Versorger und der Alternativenergie-Zulieferindustrie wird man Jamaica-oder-Nicht-Jamaica erkennen können. Zumindest das ein Zeichen, dass die Börsen, so sehr sie derzeit auch als „wenig politisch“ erscheinen mögen, doch nach wie vor den kritischen Blick in Richtung der Volksvertreter offen belassen.



06.11.2017

Divergente Farbenlehre zwischen Politik und Kapitalmarkt



An den Börsen herrschen zumeist zwei Farben vor (neben Schwarz als Hintergrund und zumeist Orange als Text). Das sind Rot und Grün. In Rot jene Werte die im Beobachtungszeitraum gefallen, in Grün jene die gestiegen sind (nur in China sind diese Farben umgekehrt). Tradition schlägt globale Usance). Klar, dass für die/den Normalinvestor(in) eine klare Präferenz in Richtung Grün vorherrscht. Freilich hat man als objektiver und weltoffener Investor naturgemäß auch die Politik in die Bewertung an der Börse einzubinden und da sieht es mit den farblichen Präferenzen gar nicht so eindeutig aus. Insbesondere Grün wird immer wieder mit Unwohlsein und der daraus abgeleiteten Farbenlehre im Gesicht verbunden statt mit guten Kursen.

Die jüngsten Beispiele drängen sich geradezu auf: da sind einmal die Regierungsverhandlungen in Deutschland und die diesen Mittwoch zu erwartenden EU-weiten Beschlüsse zu Abgasnormen und CO2-Regeln für die Zeit bis 2030. Gravierende Einschnitte auch an den Kapitalmärkten lassen sich aus beiden, sobald beschlossen, durchaus ableiten.

Die bereits als fix gegoltene Jamaica-Koalition hat mittlerweile unter tatkräftiger Mithilfe grünen Wirtschaftsdenkens einen richtigen Knacks bekommen. Interessant aber nicht wegen grundsätzlicher politischer Divergenzen sondern schlicht und ergreifend wegen wirtschaftlicher Divergenzen. Der Grund ist einfach, denn die radikal verlangte Schließung etlicher „schmutziger“ Kraftwerke, die ja grundsätzlich in jedem politischen Programm irgendwo drin steht, würde das ganze Land einem Stresstest aussetzen, den es gerade in der aktuellen Konjunkturphase, wo Energie ja dem Wachstum gehorchend, stärker nachgefragt wird, schwer aushalten kann. Anstatt den Markt die Dinge selbst regeln zu lassen, indem man einfach das Angebot alternativer Energien und sauberer Energieträger erhöht, vielleicht auch mit sinnvollen zeitlich begrenzten Subventionen fördert und so die anderen Energieträger aus dem Markt drängt, will man gleich mit der Brechstange durchs Netz und Schließungen erzwingen. Wenn das in China passiert, denkt man sofort, dass eine solche Politik naturgemäß in wenig demokratischen Regierungen möglich ist, aber dass die Grünen plötzlich  chinesisch präferieren, ist wohl selbst Mao Tse Tung Fetischisten zu spekulativ gedacht.

Bevor nun pauschal der Begriff Öko-Dickschädel als Argument missbraucht wird, ein komplett anderes aktuelles Beispiel: diesen Mittwoch wird in Brüssel die Zukunft der europäischen Automobilindustrie auf den Weg gebracht. Und diese Zukunft ist beileibe nicht so rosig wie schon oft gepriesen. Am Mittwoch werden die Verfahren und Prozesse der Automobilsparte zur Erreichung der Klimaziele für 2030 bestimmt. Samt Etappenziele bis dahin. Während die USA unter Donald Trump gerade dabei sind, in dessen glasklarer Erkenntnis, dass der Klimawandel ohnehin nur ein saisonales Muster der Geschichte ist und in Wirklichkeit nichts als Fake News irgendwelcher ausländischer Journalisten, die Fördermittel für E-Autos komplett zu streichen, ist die EU auf dem „grünen Pfad“ geblieben. Wer sich aber erwartet, dass gerade hier, wo der Drang zur E-Mobility ja so spürbar wie selten zuvor ist, ein Haufen grüner Interessensvertreter anzutreffen ist, der irrt. Die Veranstaltung ist zutiefst von Industrielobbyisten geprägt, die es vielleicht sogar schaffen werden ein zahnloses Regulativ zu verabschieden, das Niemandem so richtig zum Handeln zwingt. Das Stichwort hier ist „California-Ansatz“. Fast schon lustig ist, dass genau dieser Ansatz mit dem in Kalifornien die Zulassung und Produktion CO2-neutraler Autos (Batterie plus Hybrid) sinnvoll in ein Regulativ gegossen ist und das auch der EU durchaus als Vorbild dienen könnte, gerade von Big Donald im Hintergrund angesägt wird (weil, genau Fake News, und das Ganze, und überhaupt, mehr geht nicht auf Twitter).

Die Börsen werden es am Mittwoch an den Automobilaktien erkennbar bewerten und auch in den Kursen der Versorger und der Alternativenergie-Zulieferindustrie wird man Jamaica-oder-Nicht-Jamaica erkennen können. Zumindest das ein Zeichen, dass die Börsen, so sehr sie derzeit auch als „wenig politisch“ erscheinen mögen, doch nach wie vor den kritischen Blick in Richtung der Volksvertreter offen belassen.